Der Metzger bricht das Eis
es lässt sich vom PC mittels der Software ruckzuck aktivieren und wie eine Wanze nutzen,
– SMS komplett lesen und somit wissen, wer wem was wann schreibt,
– die Person dank Handymasten auf 50 Meter genau orten.
Er hat es ja zuerst gar nicht glauben wollen, es für eine Mär, für Panikmache gehalten, dann hat er es ausprobiert und war fassungslos. Seither lässt er sein eigenes Gerät nirgendwo mehr liegen, selbst schlafen geht er damit.
Gespannt ist er also, wie die von ihm angezapften Herrschaften reagieren, denn Teil eins der Mission ist ja bereits höchst erfolgreich erfüllt. Morgen wird es Post geben. Ein Kuvert mit einem Foto. Ein kleiner Beweis, wie idyllisch es sich in einer Busstation endgültig ausschlafen lässt.
Und er wird dabei sein, als Zuhörer. Wunderbar.
16
Ruckzuck geht das bei Sophie mit den Wischbewegungen, was der doch recht handfesten Schulwartin Danjela Djurkovic die Bemerkung entlockt: »Na, siehst du, wischen wir beide: Ich in Schule, du auf Handy, und wischen wir beide große Dreck. Braucht man nämlich für Bedienung von diese Mist Fingerkuppen wie Solettistangerl!«
»Gasthof Kalcherwirt also«, übergeht Sophie Widhalm den kleinen Angriff und stürzt sich hinein in die unendlichen Weiten. Trixi Matuschek-Pospischill neben ihr bricht in Begeisterung aus: »Die Bürgljoch-Skischaukel. Ein Traum. Und das Hotel liegt direkt neben der Schindlgruben!«
Jedem der im Raum anwesenden Personen ist klar, wovon die Rede ist, Lilli natürlich ausgenommen. Auch der Metzger, den Wintersportereignisse ähnlich interessieren wie die Trends der nächsten Fashionweek, weiß Bescheid – wobei so ein Rennwochenende einer Fashionweek schon ziemlich nahe kommt. Ja, da versammelt sich das A & O an Prominenz und Politik, an Adabeis und selbst Nichtdabeis, denn sie wird live im Fernsehen übertragen: die alljährliche Schindlgruben-Abfahrt. Manch einer kennt jeden ihrer Teilabschnitte beim Namen, manch einer kennt nicht nur die Teilabschnitte namentlich, sondern auch die dazugehörige stattliche Zahl an Langzeitversehrten, und manch einer weiß sogar, wo auf dieser Abfahrt wann welcher Ski wie belastet werden muss, ohne jemals zuvor selbst auf Skiern gestanden zu haben. Und genau das kann man dort: »Dreieinhalb Stunden Fahrt, und du bist im Paradies! Meine Güte, da wollt ich immer schon hin.« Trixi ist kaum zu beruhigen.
»Eine Reise ist das allemal wert, da hast du recht«, zeigt sich auch Sophie wie elektrisiert. »Das erste Mal war ich dort mit der Schule und einem Skidaumen, das zweite Mal mit einer Freundin und einem Skilehrer. Werd ich nie vergessen, diese Woche. Kurti, glaub ich, hat er geheißen. Strohdumm – aber alles andere!«
Sie pfeift, wedelt mit der Hand, als hätten sich ihre Finger in den Toaster verirrt, was wohl andeuten soll, irgendetwas an diesem Kurti wäre heiß gewesen. Die diesem Urlaub folgende, unbedenklich leicht verzögert einsetzende Periode, aus der theoretisch auch ein bedenklich rasch heranwachsender kleiner Kurti-Junior hätte werden können, meint sie mit dieser Geste jedenfalls nicht.
»Na, dann rufst du an?«, zeigt sich Danjela gebieterisch.
»Am besten die Mobilnummer. Die Chefleute heißen Sepp und Agnes Kalcher. Und meld dich unter einem anderen Namen, die Rufnummer ist unterdrückt!«, wird dem Metzger von seiner Halbschwester nun das Display mit den Kontaktdaten vor die Nase gehalten.
»Meinst du?«
»Anrufen!«, ertönt es dreistimmig.
Zweimal klingelt es, dank aktiviertem Lautsprecher für alle hörbar.
»Gasthof Kalcherwirt?«, meldet sich eine Frauenstimme.
»Ja, grüß Gott, meine Name ist, ist …!« kurz stockt er, der Willibald, überlegt, dann setzt er fort: »… ist Krainer. Josef Krainer, Kriminalpolizei. Könnte ich bitte mit Agnes Kalcher sprechen?«
»Am Apparat, was kann ich für Sie tun?«
»Ich melde mich in einer sonderbaren Angelegenheit, aber vielleicht können Sie mir helfen. Wir sind im Zuge unserer Ermittlungsarbeit auf verwaiste Notizbücher gestoßen. Sagt Ihnen der Name Karl Schrothe vielleicht etwas?«
Nur ein schweres Atmen ist als Antwort zu hören, und ein wenig klingt es, als würde jemand auf der Gegenseite nach Luft ringen.
»Hallo, sind Sie noch da?«
»Ja, ich bin noch da. Nein, sagt mir nichts.«
»Nicht? Aber das Notizbuch ist voll mit Skizzen von Ihrem Haus, phantastischen Skizzen. Herr Schrothe musste also Bezug zu Ihnen gehabt haben.«
»Wieso gehabt haben?«
»Wir haben Karl
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