Der Metzger bricht das Eis
Vollzug werden!«
Sophie Widhalm stammelt: »Aber, aber …!«, und Danjela Djurkovic ergänzt: »Aber, aber …!«, dann fällt die Tür ins Schloss, und Robert Fischlmeier legt die Füße auf den Tisch. Ein wenig lässt er sein sichtlich konsterniertes Gegenüber zappeln, spielt mit seinem funkelnagelneuen Smartphone, dann zeigt er Herz: »Keine Sorge, das ist wie in der Schule: Ein bisschen Nachsitzen, bis sich die Fratzen beruhigt haben, das schadet nicht! Und wenn sie sich schön brav benimmt, behalten wir sie maximal ein Stündchen hier!«
Was bei Danjela Djurkovic die Hoffnung entstehen lässt, Robert Fischlmeier könnte es mit der Verschwiegenheit ähnlich halten wie zu selbst ernannten politischen Beratern berufene Exregierungsmitglieder. So wird er also augenblicklich in die Tat umgesetzt, der vom Metzger erteilte Auftrag: »Außerdem hört man im Ort, ist Toni Schuster sowieso nur Zweitbesetzung!«
»Weiß es also schon der ganze Ort. Na, das klappt ja wieder hervorragend, bei uns funktioniert die stille Post verlässlicher als die gelbe!«, reagiert der Beamte unbeeindruckt.
»Ist überhaupt Platz auf so gemütliche Dienststelle für drei Verbrecher?«
»Drei?«
»Na, Sophie Widhalm, Toni Schuster und meine Quartiergeber Sepp Kalcher.«
Robert Fischlmeier lächelt: »So undicht sind die Wände also doch nicht, das beruhigt mich!«
Der beinah unwiderstehliche und zugleich fragende Blick der Djurkovic bleibt nicht unerwidert:
»Erstens suchen wir natürlich nach dem von Herrn Schuster erwähnten Snowboarder, und zweitens suchen wir auch die Erstbesetzung, die schwänzt nämlich die Vorstellung. Sepp Kalcher ist abgängig.«
»Was, Hauptdarsteller schwänzt Vorstellung? Tolle Theater!«, witzelt Danjela Djurkovic. Da muss er natürlich gleich ein wenig schmunzeln, der alleinstehende Fischlmeier, denn das mit der Sympathie beruht schon auf Gegenseitigkeit. So ist das eben, wenn sich zwei Menschen mögen, da funktioniert das mit dem Meinungs-, Informations- und dem generellen Austausch gleich um vieles besser, da knüpft ein Scherz dort Bande, wo er sonst alles zerstören kann. Und weil die Djurkovic mit all ihrer Erfahrung problemlos das Leuchten in den Augen ihres Gesprächspartners einordnen kann, wiederholt sie völlig ungehemmt in leichter Kopf-geneigt-, Schultern-zurück- und Brust-heraus-Haltung das schon einmal Verkündete: »Hab ich schon gesagt, brauch ich nix Wasser und trockenes Brot, sondern was Warmes und ein paar kalte Bier!«
Robert Fischlmeier blickt auf die Uhr: »Was, so spät ist es schon!«, dreht sich zu seinen Kollegen und erklärt: »Wir gehen schnell Mittagessen.«
34
Simsalabim – Sepp Kalcher wird wieder auftauchen, das steht fest. Was nicht feststeht, ist die Frage seiner Konsistenz. Wobei da die Axpichl-Vorlage natürlich unerreichbar ist.
Eine weitere Frage, die sich bei Sepp Kalcher stellt, ist, ob es eine Solo- oder Gruppenwanderung ins Jenseits werden soll. Hängt davon ab, wie sich die Lage entwickelt, und wirklich gut sieht es da für einige Damen und Herren zur Zeit nicht aus. Hier rütteln einige ganz gewaltig am Watschenbaum, denn nicht nur dieser Metzger, sondern auch seine Holde zeigen sich ganz von der neugierigen Seite. Und für besonders schlau hält sich die Dame auch: Mit der Gefühlsmasche ein wenig die männlichen Hormone kitzeln und drauf hoffen, der Betroffene wäre vertrottelt genug, um darauf reinzufallen. Meine Güte! Das stimmt zwar, so ein Mannsbild ist im Grunde schon einfach gestrickt, vor allem ein alleinstehendes, insbesondere dieser Vollpfosten Robert Fischlmeier. Deshalb aber prinzipiell davon auszugehen, diese Eindimensionalität ließe sich wie eine Atmosphäre der Wahrheit über die Männerwelt stülpen, ist nicht minder einfach gestrickt. Das zeugt von wahrlich armseligem geistigen Häkeltalent, von vornherein anzunehmen, ein Mann wäre mit ein bisschen Geturtel und Oberweite um den Finger zu wickeln. Luftmaschen, nichts als Luftmaschen, diese Theorien.
Das Letzte, was er zum Beispiel braucht, ist genau diese Oberweite. Für gewöhnlich kann sich so ein Kind nämlich nicht daran erinnern, gestillt worden zu sein, höchstens im Unterbewusstsein. Kann es sich allerdings erinnern, dann stimmt was ganz gewaltig nicht. Wenn nämlich so ein Mutterherz dem eigenen Buben die Brust ins Gesicht klatscht, in seinem Fall bis zur Einschulung, und dabei nicht müde wird, allerorts und offenkundig der ganzen Welt ihre prallen Euter und ihre
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