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Der Metzger bricht das Eis

Der Metzger bricht das Eis

Titel: Der Metzger bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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keine Lüge ist.
    »Aha, jedenfalls holst dir mit deiner nassen Hosen bis unten a Blasenentzündung. Vorschlag: Des Üben macht natürlich noch mehr Sinn, wenn wer im Ackja liegt. Und, ganz ehrlich, du gibst gewichtstechnisch schon was her!«
    »Sehr witzig! Aber mein Leben geb ich nicht her, so mir nichts dir nichts. Da bin ich anschließend spitalreif!«, ist trotz brennender Wangen und durchtränkter Sitzfläche die Antwort.
    »Zu Fuß vielleicht auch, die 4B ist eisig, vor allem mit Alpenkräutern und Tee im Blut!« Der Bergretter öffnet die Plane, deutet auf die Liegefläche im bootähnlichen Inneren des Gefährts und erklärt: »Spitzen-Isolier- und Stoßdämpfungsmatte mit robustem Kunststoffüberzug, gemütlicher geht’s nicht. Außerdem bist du, was das Ackja-Fahren angeht, bei mir absolut in besten Händen – darf ich bitten!«
    Sei es Konditionierung, denn dem rauen Waschlappen seiner Mutter folgte stets der Weg ins Bett, sei es die unbewusste Eingebung, so ein dem Ernstfall vorauseilendes Vorüben könne nur von Vorteil sein, jedenfalls landet der Metzger tatsächlich auf dem Rücken liegend in der Waagrechten, gepolstert, gut eingepackt, festgezurrt, und das alles völlig überraschenderweise Kopf voran.
    »Geht’s gut!«, tönt es nach hinten.
    »Ja, aber bitte nach vorn schauen, nach hinten schau ja eh schon ich!«
    Und weil der Pflug fahrende Steuermann alles im Griff zu haben scheint, kann der Metzger seiner Position zusehends etwas abgewinnen. So ein Blick zurück ist in diesem Fall wahrscheinlich dem Blick hangabwärts, Aug in Aug mit dem Gefälle, den Eisplatten, den Hindernissen und den drohenden Gefahren, vorzuziehen. Kommt natürlich, wie ja grundsätzlich im Leben, drauf an, was von hinten so alles daherkommt.
    Robert Fischlmeier ist neben Danjela getreten und ergänzt: »Das ist er übrigens, der Thuswalder. Wir haben grad von dir gesprochen.«
    »Hätt ich nicht gedacht! Gehen so schlecht die Geschäfte, dass is nötig ein bisschen Hilfsarbeit in Wildpark!«
    »Eine erdige Arbeit ist immer nötig«, erwidert Heinrich Thuswalder, »sonst verlierst du ganz schnell die Bodenhaftung, egal, wie gut oder schlecht die Geschäfte gehen, und egal, ob du dir alles selbst aufgebaut hast, so wie ich, oder alles geschenkt bekommst, so wie unsere Kinder!«
    Der Herr dieses Skigebiets, der Erbauer der Schindlgruben, der größte Dienstgeber vor Ort steht mit einer Schaufel in der Hand auf dem Wagen und verteilt Futter. Völlig absurd kommt Danjela diese Szene vor. Derartiges erwartet man genauso wenig wie Bischöfe als Teilzeitkindergärtner – und doch fasst sie Vertrauen,
    »Also, warum begleiten Sie ihn dann, den Robert?«
    »Damit ich ihre Freundin laufen lasse, wahrscheinlich samt deren Freund, also aus reinster Berechnung!«, legt Robert Fischlmeier schmunzelnd die Karten auf den Tisch.
    »Was haben die beiden denn angestellt?«
    »Na, war Freundin bisschen frech, und glaub ich, darf man nix widersprechen Polizeichef. Und frech war Freundin wegen absurde Verhaftung von Skiurlauber als Häckselmörder!«
    Jetzt lacht er aus voller Kehle, der Heinrich Thuswalder.
    »Sie gefallen mir, kann man Sie als Begleitung buchen? Da kenn ich einige, die so eine Erdung, wie Sie zweifelsohne eine haben, ganz schlecht vertragen und gewaltig gut gebrauchen könnten. Mein Jüngster zum Beispiel …!«
    »Meinen Sie Feschak mit Schalentier als Automobil?«
    »Den kennen Sie auch schon!« Erheitert stützt sich Heinrich Thuswalder auf die Schaufel.
    »Weiterschaufeln, Heinrich!«, rät Robert Fischlmeier in Anbetracht des aus Futtermangel ausbrechenden Kleinkrieges neben sich. Heinrich Thuswalder gehorcht, spricht aber weiter: »Hast ihn also noch immer in Gewahrsam, den verrückten Morgentauskifahrer. Na, dann lasst ihn halt gehen, hast eh seine Daten, wichtiger wär, ihr findet den Sepp. Meine Güte, tun mir die leid, die Kalchers, wirklich!«
    »Mir auch, nur was geschehen is, is geschehen!«, bemerkt Robert Fischlmeier nachdenklich.
    »Leider, Robert!«, ist die Antwort, einen tiefen Blick werfen die beiden Herren einander zu, dann pendelt sich die Unterhaltung auf eher belanglose Fragen ein: »Wie geht es dir sonst?«, »Wie geht es deiner Mutter?«, »Ich geh heut noch zum Kalcher, Stockschießen, wenn du den Sepp bis dahin hast, gehst mit?«
    Selten, dass das Leben eine derart überraschende Lektion bereithält. In Zukunft will sie also ihre Vorurteile ein wenig nachjustieren, die Danjela, denn dass sich

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