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Der Metzger bricht das Eis

Der Metzger bricht das Eis

Titel: Der Metzger bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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drüber!« Eines daran stimmt allerdings: Ungestraft ist Erich Axpichl wirklich nicht davongekommen.
    Chronologisch lässt Willibald Adrian Metzger die Ereignisse Revue passieren: Maria Kaufmann verabschiedet auf dem Spielplatz den gemeinsamen Sohn Bernhard in Richtung Erich Axpichl, kurz danach erstickt beinah Maria Kaufmanns Tochter Anna. Der zum Glück anwesende Obdachlose Karl Schrothe rettet der Kleinen das Leben.
    Zum jetzigen Zeitpunkt sind sowohl Karl Schrothe als auch Erich Axpichl tot, der eine mit Sicherheit ermordet, der andere womöglich. Das Einzige, was Maria Kaufmann von den beiden unterscheidet, ist die Tatsache, den Sturz vom Dach des Krankenhauses haarscharf überlebt zu haben. Vom Dach eines Spitals, vor dessen Pforte Laurenz Thuswalder in einem silbernen Van geparkt und gewartet hat. Was hat er dort gemacht, warum hat er gewartet? Wollt er die kleine Anna besuchen, hat von Maria Kaufmanns Unglück erfahren und war einfach zu betroffen, um weiterzufahren? Wollt er die kleine Anna besuchen und war noch gar nicht bei ihr oben gewesen? Hat er jemand anderen besucht, und seine Anwesenheit war Zufall? Und jetzt wird ihm gleich noch eine Spur heißer, dem Willibald, denn erstens war er ja selbst dabei, hat Maria Kaufmann mit diesem sich ergebenden Gesicht am Fenster vorbeifliegen gesehen, und zweitens: Wer sagt, dass Maria Kaufmann in genau diesem Moment überhaupt noch am Leben ist?
    Unbeirrt von jeglicher mittlerweile neben ihm stattfindenden Erheiterung setzt er fort: »Und Erich Axpichl? Wie kann man jemanden so dermaßen nicht mögen, um ihm so etwas Grausames anzutun?«
    »Na ja, mir fallert schon ein paar Leute ein, die gern zur Beerdigung vom Axpichl gegangen wären, wie er noch glebt hat!«, weiß Walter und zählt sich offenbar selbst zur Gruppe dieser Menschen.
    »Auch wennst ihn nicht magst, Walter, müssen ihn andere recht gern ghabt haben. Weil der muss schon irgendwen sitzen ghabt haben ganz oben, so wie der immer davonkommen is. Könnt’s euch erinnern, mit welchem Zunder der als aktiver Skifahrer regelmäßig die Serpentinen herauf zum Trainingscenter gebrettert ist. Einmal Rennfahrer, immer Rennfahrer!«, weiß der, der auf Danjelas Gips dann nicht mehr als Fredl unterschrieben hat, und ein Raunen der Zustimmung geht durch die Reihen.
    »Bis es ihn dann endlich erwischt hat. Abgschossen ist er worden, auf seiner Maschine!«, weiß Sepp.
    »Sagt man!«, betont Walter. »Abgschossen von einem Vater mit Sohn in einem alten VW -Käfer! Einfach lachhaft das Ganze im Nachhinein! Der Sohn auf der Stelle tot, der Vater seither mit Beinprothese, der Erich so gut wie unverletzt. Offiziell schuld war natürlich der Vater, der ohne Stoppen trotz Nachrang auf die Bundesstraße gebogen sein soll. Aber was weiß man!«
    »Ja, ja, hast einmal den Nachrang, hast ihn im schlimmsten Fall auch vor dem Gesetz! Prost«, weiß schließlich Franz, worauf Sepp sein Punschhäferl hebt, es ihm einige gleichtun, und er gebetsartig zu rezitieren beginnt:
    »O Alkohol, o Alkohol,
    daschst unser Feind bist, wiss ma wohl.
    Doch in der Bibel steht geschrieben,
    Du sollscht auch deine Feinde lieben!«
    Der allgemeinen Erheiterung folgt ein völlig unvermutet ausbrechender kleiner Disput, weil Sepp nun der Auffassung ist, dass, wenn 100 km/h auf der Bundesstraße erlaubt sind, man diese je nach Können auch ausreizen dürfen solle. Und wieder macht die Djurkovic das Spiel:
    »Wenn geht um Höchstgeschwindigkeit und willst du was ausreizen, zum Beispiel Nerven von Hintermann, dann fährst du am besten in Dreißigerzone dreißig.«
    Gelächter, Disput beendet. Der Metzger tastet sich weiter voran:
    »Aber jetzt ernsthaft, traut hier jemand dem Sepp Kalcher einen so grausamen Mord zu? Der hat auf mich so nett gewirkt.«
    »Aber sicher trau ich dem Sepp Kalcher zua, dass er den Erich Axpichl kopfüber durch den Fleischwolf dreht wia a Schweinsschulter. Der Sepp Kalcher ist doch a gelernter Schlachter!«, weiß Franz.
    Man sieht sich an, kämpft gegen den drängenden Lachreiz und verliert. Jetzt scheint es also endgültig lustig zu werden, befürchtet Willibald Adrian Metzger und täuscht sich. Denn Heinrich Thuswalder bleibt ernst, schaut in die Runde und schlägt mit der Hand auf den Tisch: »Ja, verdammt noch mal! Anders wird mir bei dieser Volksbelustigung. Wie kann man nur so reden, immerhin ist ein wirklich grausamer Mord passiert! Wer weiß, wen’s noch alles erwischt! Was stimmt nicht in diesem Ort? Macht sich da

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