Der Metzger holt den Teufel
Kilo loswerden. Jetzt kann ich endlich kotzen gehen.
Qrz15h
Sag, Kammerton, stehst du auf mich, oder warum widmest du deine schwachsinnigen Einträge immer nur mir?
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Übrigens, wer ein paar Kilo loswerden, sich also etwas abnehmen lassen will, ich kenn da eine Spitzendiät, bei Interesse: Treffpunkt Kasino.
19
U M SIEBZEHN U HR WAREN SIE zurück im »Goldenen Bären«. Selten noch hat sich der Metzger auf Anhieb so ungezwungen unterhalten und so viel Respekt für seine Arbeit verspürt. Wernher von Mühlbach scheint ihm eine Persönlichkeit von ganz seltenem Schlag zu sein.
In Gegenwart eines solchen Charakterkopfes fällt es dem Metzger auch nicht schwer, beim Abschied unverblümt sein Innerstes auszubreiten: »Herr Mühlbach, bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich werde mich heute Abend von der Festtafel fernhalten!«
»Warum das?«
»Ich war einfach nicht auf so was eingestellt und hab keinen Anzug oder Smoking mit!«
»Und wen stört das?«
»Mich! Ich werde da definitiv der Einzige sein, dem es an der geeigneten Kostümierung mangelt. Selbst die bunten Vögel vom Nachmittag werden sich in Pinguine verwandeln, hundertprozentig. Wissen Sie, das ist wie bei einemGemälde: Es müssen einfach Rahmen und Inhalt zusammenpassen, diesbezüglich bin ich ziemlich altmodisch. Darf ich Ihnen meine Halbschwester anvertrauen?«
»Ich kann Sie ja schlecht verpflichten, mein Freund, aber Ihr Wunsch sei mir Befehl! Sie versäumen jedoch so einiges.«
Da hat sich Sophie Widhalm bereits in ihr wunderbares Abendkleid gehüllt, beim Chauffeur des Elektrofahrzeugs schwere Konzentrationsschwierigkeiten hervorgerufen und, umgeben von einer Traube paarungswilliger Primaten, an ihrem ersten Glas Champagner genippt, als der Metzger noch immer unschlüssig in seinem Zimmer hockt. Was tun, wenn vergebliche Anrufversuche bei seiner Danjela im Viertelstundentakt nicht zum Ziel führen?
Er muss mit der Polizei Kontakt aufnehmen: »Also, Pospischill, wo bist du?«
Eduard Pospischill flüstert in sein Mobiltelefon: »Keine Sorge, Metzger, ich stör dich schon nicht beim Besäufnis mit deinen neuen adeligen Freunden. Eher störst gerade du mich, denn es geht jetzt ganz schlecht, ruf mich später an!«
Willibald Adrian Metzger lässt sich nicht abwimmeln und setzt fordernd nach: »Schaust du bitte bei der Danjela vorbei, sie hebt nicht ab, und ich mach mir Sorgen!«
»Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, die war heut schon hier«, kaum hörbar flüstert er weiter, »bei der Trixi nämlich, da bin ich auch grad, aber nicht lang, glaub mir!«
Eduard Pospischills Heimweh und Sehnsucht haben sich soeben in Luft aufgelöst. Was die hohe Kunst betrifft, nicht zu sagen, was man will, sondern den anderen durchrhetorische Kniffe so weit zu bringen, völlig eigenständig dieses Ungesagte klipp und klar zwischen den Zeilen zu lesen und schließlich zu artikulieren, ist er zwar ein Nativespeaker, nur unbegabt ist seine Trixi diesbezüglich auch nicht. Und wenn sich zwei gleichzeitig nicht sagen, was sie wirklich denken, ist der intensivste Sprachkurs verlorene Liebesmüh. So verlief dieses Gespräch zwischen dem Eduard und seiner Trixi folgendermaßen:
Trixi: »Was willst du hier?«
(Übersetzung: Eigentlich schön, dich zu sehen. Bitte sag, dass alles gut wird, ich recht habe und du wieder einziehst.)
Eduard: »Ich hol nur ein paar Sachen!«
(Übersetzung: Bitte sag, dass ich endlich wieder bleiben kann.)
Trixi: »Soll ich dir packen helfen?«
(Übersetzung: Muss ich dich also reizen, damit du dich auf die Füße stellst?)
Eduard: »So viel ist es nicht, den Rest kannst du behalten!« (Übersetzung: Muss ich dich also reizen, damit du mir um den Hals fällst?)
Trixi: »Dann geh nur zu deinem Weiberheldenfreund. Ihr seid’s mir ja eine feine Männer-WG, der eine belügt seine Frau, der andere betrügt sie – und wenn du das da nicht mehr brauchst: Ich brauch’s auch nicht!« Es fliegt das Hochzeitsfoto durchs Wohnzimmer.
(Übersetzung: Ja sag, kapierst du noch immer nicht, wie du mir fehlst?)
Eduard: »Viel Spaß mit den Glassplittern!«
(Übersetzung: Jetzt könntest du dich einem Lachanfall hingeben, anschließend fallen wir uns erleichtert in den Arm und übereinander her!)
Natürlich hat sie sich ausschließlich ihrem Mundwerk hingegeben und ist lautstark über den ab diesem Zeitpunkt nur noch schweigsamen Ehemann hergefallen, und genau das wird sie noch bitter bereuen, die Trixi. Nein danke,
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