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Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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ich von dir ja nie gedacht!«
    Willibald Adrian Metzger klopft verärgert mit der Handfläche auf das Polster der leeren Bettseite neben sich: »Pospischill, mach mich nicht wahnsinnig und kommauf den Punkt! Was hättest du nie von mir gedacht, und warum sollte sich Danjela gerade bei deiner Gattin über mich beschweren?«
    »Ich weiß nur, was mir die Trixi, wie ich mir vorhin ein bisserl frische Wäsche geholt hab, außer unserem Hochzeitsfotoalbum noch so an den Kopf geworfen hat. Geh nur zu deinem Weiberheldenfreund, hat sie gesagt. Ihr seid’s mir ja eine feine Männer-WG, der eine belügt seine Frau, damit wird sie wohl mich gemeint haben, der andere betrügt sie, damit dürfte sie dich gemeint haben!«
    »Ich versteh das alles nicht!«
    »Mehr gibt es da leider nicht zu erzählen, weil mir dann meine Gesundheit bedeutend wichtiger war. Außerdem …!«
    Willibald Adrian Metzger hat aufgelegt, er muss nichts mehr wissen. Dreimal hat es geläutet, dann war sie mit verschlafener Stimme am Apparat: »Djurkovic!«
    Ansatzlos kommt der Metzger zum Thema: »Und jetzt erklärst du mir, warum du seit vorgestern schwerer zu erreichen bist als, äh, als – verdammt noch mal, keiner ist schwerer zu erreichen. Hast du eine Ahnung, was ich mir für Sorgen mach?«
    Keine Antwort, zum Glück auch kein Freizeichen, dann ein Schluchzen.
    »Was ist los? Ich hab dir mehrmals eine Nachricht hinterlassen, dir von meiner Halbschwester erzählt, und, und, und. Sprich zu mir, Danjela, ich bin’s, dein Willibald!«
    Das Schluchzen geht in das für Danjela typische geräuschvolle Weinen über, welches sich allerdings keineswegs nach einer sensiblen Gefühlsregung, sondern viel eher nach einer erkältungsbedingt rotzenden Nase anhört.Dann spricht sie, wie man unter Tränen eben so spricht: »Ni-i-ix mei-hi-hine Willi-ibald!«
    »Wie bitte?«
    »Ha-ha-halbschwester! Ha-ha!«
    »Ich versteh nicht!«
    Keine schniefende Antwort, nur das Freizeichen.
    Ein wenig braucht es, bis Willibald Adrian Metzger versteht. Wie kann ihm seine Danjela nur so etwas zutrauen? Etwas verdattert sitzt er aufrecht in seinem Bett, dann passiert etwas, womit er in Anbetracht einer solchen Situation niemals gerechnet hätte.

20
    W IE LANGE ES SCHON HER IST , so viele Jahre ist er nicht hier gewesen. Und dennoch kommt es ihm wie gestern vor. Alle sind sie wieder da, diese alten Gefühle der Schande, der Verlorenheit und der inneren Kälte. Heute wie damals.
    Damals, als seine Mutter den Mann gefunden hatte, dessen Namen er niemals vergessen wird.
    Er war vierzehn, da wurde das Elternhaus verkauft, da ging es mit Umzugskartons in eine entfernte Stadt, hinter einer glückerfüllten Mutter aufs Standesamt, wenig später ins eigene neue Zimmer, mit einer Tür, die sich nicht verschließen ließ, nur um in der Nacht von außen heimlich geöffnet werden zu können.
    Welche glückerfüllte Mutter glaubt schon ihrem Kind.
    Er war ein sechzehnjähriges Kind, da wurden wieder Kartons gepackt, da ging es damit zur Kleidersammlung,hinter einer trauernden Mutter zum Friedhof, wenig später in den Schwimmkurs, mit dem Vorsatz, niemals ebenso in die Gefahr zu kommen, als Erwachsener mitten im Winter heimlich von einem Kind ins Wasser gestoßen zu werden. »Ich wollte nachspringen, aber er war verschwunden und das Wasser so kalt und dunkel!«
    Welche trauernde Mutter glaubt nicht ihrem Kind.
    Und von da an war ihm klar, was es für ihn in diesem Leben zu erledigen gab. So leicht kommt ihm in Zukunft keiner der Verbrecher mehr davon. Denn diese erste Tötung, dieser blinde Akt der Rache, hatte ihn nicht zufriedener gemacht, ganz im Gegenteil. Er selbst hatte dem Bösen nur dazu verholfen, sang- und klanglos von der Bildfläche zu verschwinden, feierlich verabschiedet von der unwissenden Trauergesellschaft.
    Nach seinen nächsten Morden werden sich die Bösen ins Gesicht blicken müssen, ohne jemals wieder wegschauen zu können, werden die Täter vor den hass- und schamerfüllten Augen der eigenen Familie im irdischen Dasein dahinschmachten, als wären sie direkt in der Hölle gelandet. Strafe, sodass sie als Lektion über den Rand des Betroffenen hinauswirkt, muss betroffen machen und mehr als nur einen betreffen. Er wird für das Gute kämpfen, und dazu ist jedes Mittel recht, auch der Tod anderer.
    Mit diesem Vorsatz ist er zu dem geworden, was er heute ist. Er kennt sich und seine vielen verschiedenen Gesichter, und er weiß, womit er Schwierigkeiten hat: mit der

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