Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Stirn.
    »Gott bewahre uns vor einem weiteren Massaker!«, murmelte er düster.
    »Hör mal, Pater!«, rief ein Kumpel. »Das Schlimme an dir ist, dass du uns belogen hast. Ich habe dir eine Handvoll Münzen für die Kirche gegeben, und nur eine Woche später haben sie die Mine geschlossen. Sie wollen unsere Anführer töten, und wir wissen, dass sie mit noch mehr Truppen zurückkehren werden. Wir wollen lieber im Kampf sterben, als mit verschränkten Armen abzuwarten, bis sie uns abschlachten.«
    Die Menge tobte und klatschte Beifall. Mit ihren in die Luft gereckten, in Zeitungspapier gewickelten Dynamitpatronen wirkten die Kumpel wie echte Krieger.
    Energisch ergriff die Tita wieder das Wort. »Wenn ihr zur Kaserne geht, werden sie euch mit einem Kugelhagel empfangen, und euer ganzer Eifer wird schon beim ersten Versuch dahin sein. Wollt ihr noch mehr Ehefrauen ohne Männer, noch mehr Kinder ohne Väter? Wollt ihr das? Wenn wir den Priester einschalten, werden sie sich bereit erklären müssen, die Gewerkschaft und eure Leute in Frieden zu lassen!«
    Mit ihrer sicheren und kraftvollen Stimme gelang der Tita das Unmögliche: Die Kumpel begannen zu glauben, dass Gott Alzamora es ernst meinte. Der Protestzug setzte sich schwerfällig in Bewegung, die Kaserne befand sich vier Häuserblocks weiter. Manch einer wunderte sich über diese Frau mit dem um den Kopf geschlungenen Tuch, den feinen Gesichtszügen und den klaren Vorstellungen.Vielleicht war das auch ein Grund, warum sie ihr alle folgten wie Flors Hundekinder.
    Nach der Ermordung des armen Schluckers, der doch nur seine Fahnen zurückverlangt hatte, schlief López-Cuervo II zufrieden ein, denn er hatte seine Pflicht getan. Major Apablaza hatte der Truppe befohlen, den Bahnhof zu räumen, weshalb im großen Saal der Kaserne Segeltuchtaschen, Vorratsbüchsen und dicke Kleiderbündel auf dem Boden herumstanden. Major Apablaza war peinlich auf Sauberkeit bedacht, darauf, dass nirgends Keimherde entstanden oder sonstiger Schmutz sich breitmachte, anders als auf seiner Seele. Morgens hatte er alle Vorkehrungen getroffen, damit López-Cuervo II sich mit warmem Wasser rasieren konnte. Er riskierte das Leben eines Soldaten, den er von der Stadtkommandantur die Uniformen holen ließ. Doch López-Cuervo II war solch eine Beflissenheit gar nicht recht. Missmutig fingerte er an den goldenen Knöpfen seines Uniformrocks, der seinen kleinen Körper einschnürte, der bereits erste Rundungen in der Bauchgegend zeigte. Er hasste die beginnende Wölbung und überspielte sie, indem er beim Abschreiten der Truppe die Luft anhielt. Der Schritt seiner Hose saß ihm unbequem zwischen den nicht eben langen Beinen, und der bis zu den Knöcheln reichende Saum gab den Blick auf seine perfekt gewienerten schwarzen Schuhe der Größe 39 frei.
    Am Nachmittag ließ Major Apablaza die Munitionskisten öffnen. Er sah die kriegsbereiten Pampinos mit ihrenDynamitpatronen, die sie in Zeitungspapier eingewickelt hatten, um sich nicht an den Händen zu verletzen, schon aus drei Häuserblocks Entfernung auf die Kaserne zumarschieren. Alles sprach dafür, dass ein großes Blutvergießen bevorstand. Die Soldaten hielten sich bereit: Die Spitzen ihrer Gewehrläufe lugten aus den Fenstern und Schießscharten hervor. Major Apablaza befahl, die Anführer der Demonstranten nicht aus den Augen zu lassen.
    »Auf sie werden die ersten Schüsse gerichtet sein.«
    »Zunächst einmal müssen wir wissen, was dieses Gesindel überhaupt will«, rief López-Cuervo II dazwischen. »Wenn ihnen das vor dem Gewerkschaftshaus noch nicht genug war, sollen sie bekommen, was sie verlangen.«
    Die Soldaten stimmten allesamt zu. Die Kumpel würden ein leichtes Ziel abgeben. López-Cuervo II nahm in seinem Sessel Platz und schlug die Beine übereinander. Dann zündete er sich eine Zigarette an.
    »Zwei Frauen und der Dorfpriester führen die Demonstranten an«, verkündete einer der Männer.
    »Umso besser. Wenn diese Huren sich das Paradies wünschen, sollen sie es bekommen«, brummte Apablaza.
    López-Cuervo II nahm die Füße vom Schreibtisch und forderte die Männer am Fenster auf, zur Seite zu treten. Kaum hatte er Gott Alzamora erspäht, war ihm klar, dass es sich bei der Frau, hinter der er sich versteckte, um Trinidad handeln musste. Gleich darauf entdeckte er die Tita. Ihr heller Teint stach aus der Menge der dunklen Pampinos hervor. Aus Furcht, bei einem seiner Männerkönnte sich ein Schuss lösen, befahl er ihnen, die

Weitere Kostenlose Bücher