Der mieseste aller Krieger - Roman
Waffen zu senken. Major Apablaza verstand nicht, warum López-Cuervo II so nervös war, und noch weniger verstand er diesen energisch erteilten Befehl. Er konnte nicht wissen, dass es dem Sohn des Satans darum ging, dieses Teufelsmädchen zu schützen.
»Na, so was … Einfach hierherzukommen …«, sagte López-Cuervo II leise. Er lief auf sie zu, wollte sie fortschicken, doch er musste sich bezähmen.
»Was ist los, Alzamora?«, herrschte er stattdessen den Priester an. »Willst du Gott spielen und überall mitmischen?«
»Ich bin hergekommen, um die Arbeiter zu unterstützen. Ihre Frauen und Kinder haben mich im Krankenhaus um Hilfe gebeten. Ich kann sie doch nicht im Stich lassen.«
»Seit wann hältst du dich für eine Barmherzige Schwester?«
Der Tita platzte der Kragen. »Was du getan hast, findet keine Worte! Du wirst in die Hölle wandern, du elender Lump«, schleuderte sie López-Cuervo II entgegen.
Der wurde rot vor Verblüffung und Zorn. Dann ließ er seinen Blick von der Kaserne zu den angriffsbereiten Kriegern und wieder zurück wandern. Die Entfernung reichte, um von keiner Seite gehört zu werden.
»Ich glaube kaum, dass du alt genug bist, um etwas davon zu verstehen.«
»So ein Unsinn! Und sag mir, welches Volk wird dirnoch zum Herumkommandieren bleiben, wenn wir alle an Hunger sterben? Diese Menschen sind es leid … Und ich brauche einen Friedensvertrag mit deiner Unterschrift.«
Es hätte gereicht, dass ein Kumpel sich nicht beherrschte, und schon wäre der von den Machthabern angezettelte Sturm losgebrochen. Alle wollten Blut sehen. Nur López-Cuervo II nicht mehr. Titas Stimme verzauberte ihn, sie ließ ihn die Welt um sich herum vergessen.
»Einen solchen Aufruhr zu veranstalten, bringt auch keine Lösung.«
»Es bringt auch keine Lösung, sich gar nicht erst um eine zu bemühen. Offensichtlich ist das«, sie deutete auf die Menge hinter sich, »der einzige Ausweg, der unseren Leuten bleibt.«
López-Cuervo II hätte sich am liebsten den Kragenknopf gelöst. Die Diskussion schnürte ihm die Luft ab. Der harte Uniformkragen hielt seine Schultern gerade, und von hinten wirkte sein Körper vom Nacken abwärts wie ein Brett, nichts verlieh seinem strengen Auftreten ein wenig Anmut.
»Wozu seid ihr hergekommen?«
»Um von dir zu verlangen, dass du mit dem Töten aufhörst«, erwiderte der Priester, dem die Knie unter der Soutane zu zittern begannen.
»Ich will keine kommunistischen Parolen mehr!«
»In Ordnung«, sagte die Tita. »Wir hängen keine Fahnenmehr auf, und du verpflichtest dich, uns bei der Suppenküche zu unterstützen.«
López-Cuervo II wollte ihre Hand ergreifen, sie in seine Arme schließen, doch er musste sich mäßigen und zunächst diese leidige Sache zu Ende bringen.
»Einverstanden. Ich werde meine Männer zurückziehen. Aber ich will keine Unruhen mehr. Pater, wo du schon so darauf erpicht bist zu helfen: Rede du mit den Bossen und verschaffe deinen Schäfchen die gewünschten Verbesserungen. Auf dich werden sie bestimmt hören.«
Alzamora sah ihn einen Moment lang forschend an. Dann fuhr er sich mit dem Handrücken über die Stirn, um sich den Schweiß abzuwischen, und sagte seufzend: »Sehr gut, verbleiben wir so.« Er nahm Titas Arm und machte Anstalten, den Rückzug anzutreten. Er wollte die Verpflichtung, die López-Cuervo II ihm soeben auferlegt hatte, rasch wieder vergessen, aber die Tita rührte sich nicht vom Fleck.
»Nein«, rief sie wütend. »Die Leute haben Hunger, und damit, dass du deine Leute zurückziehst, ist das Problem nicht gelöst. Sie müssen etwas in den Magen bekommen.«
»Das ist nicht meine Sache. Wenn sie hungrig sind, sollen sie sich beim Bürgermeister beschweren«, sagte López-Cuervo II.
»Du hast einen Mann mit deinem Säbel getötet, und jetzt willst du dir das Problem ganz einfach vom Hals schaffen. Was bist du nur für ein Feigling!«, forderte die Tita ihn heraus.
López-Cuervo II schnappte nach Luft, plusterte sich auf wie ein Huhn – und atmete tief durch. Denn vor ihm stand das Mädchen seines Herzens.
»Ist gut«, sagte er schließlich gefasst. »Ich verspreche euch, dass ihr morgen hundert Kilo Kartoffeln und eine ordentliche Menge Hühner für die Suppenküche bekommt.«
»Habe ich dein Ehrenwort?«, fragte die Tita.
»Ich stehe zu meinem Wort! Natürlich hast du es!«, zischte López-Cuervo II.
Pater Alzamora zog die Tita nun energischer fort. Er befand, dass sie mit ihrer Dreistigkeit allmählich den
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