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Der mieseste Liebhaber der Welt

Der mieseste Liebhaber der Welt

Titel: Der mieseste Liebhaber der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Jugendherberge beginnen. (Ich musste nur noch als Verweigerer aus Gewissensgründen anerkannt werden   …) Vier Wochen, so hatte ich mir vorgenommen, würde ich ein letztes Mal für 12   Mark in der Stunde Kisten zusammenklopfen. Danach hätte ich genug Geld zusammen, um für ein paar Wochen nach Südfrankreich
     zu trampen oder wohin auch immer es mich verschlagen würde. Jedenfalls in den Süden. Ich war dort locker mit Klara verabredet,
     einem Mädchen, das ich aus dem »Dschungel« kannte. Wir wollten uns auf Korsika treffen, doch besonders zuversichtlich war
     ich nicht – beim Trampen kann man sich seine Fahrtziele nicht immer aussuchen. Zudem war ich noch unentschlossen, ob ich das
     mit Klara wirklich
ernsthaft
angehen sollte. (Das hatte ich in den letzten Jahren bei keiner meiner »Bekannten« so genau gewusst. Und deshalb wurde es
     ja dann auch nie ernsthaft.)
    Seitdem ich bei den
Kisten
malochte, dachte ich zwar noch hin und wieder an Klara, aber mehr so, wie man an eine Reise nach Australien denkt: Wäre schön,
     mal hinzukommen, das sicher, aber in absehbarer Zeit sah es einfach nicht danach aus.
    Viel konkreter war da schon der Gedanke an Sina und Leonie, die sah ich schließlich jeden Morgen, wenn ich um acht durch das
     Tor der »Möbelwelt« trat und an der Glasveranda unserer Verwaltung vorbeispazierte. In den letzten Tagen suchte ich immer
     häufiger einen Vorwand, um mal kurz bei meinem Vater reinzuschauen. Sina hatte nicht wieder versucht, mich davon abzuhalten,
     obwohl ich mir jedes Mal einen Spaß daraus machte, sie zu fragen, ob ihr mein Besuchauch wirklich recht sei,
so ohne Termin
. Sina verzog keine Miene. Ich fragte mich, ob sie wirklich so humorlos war, und noch ein paar andere Dinge, die sie betrafen,
     ob sie Single war zum Beispiel, und wie ich es anstellen könnte, dass sie wenigstens mal eine Mittagspause mit mir verbrachte.
     Während ich in einigem Abstand um Sina herumstrich, ließ Loni keine Gelegenheit aus, mir ein wenig näher zu kommen. Loni gehörte
     zu den Frauen, die gern Körperkontakt suchen: Ständig legte sie ihren Gesprächspartnern die Hand auf den Arm oder klopfte
     auf Schultern, und wenn man nicht aufpasste, nahm sie einen gleich in den Arm. Wen sie drei Tage nicht gesehen hatte, der
     wurde im Büro von ihr umarmt, als kehrte er von einer langen Reise zurück. Ganz unschuldig aber waren ihre Annäherungsversuche
     in den letzten Tagen nicht mehr gewesen. So langsam irritierte mich die Zuneigung, die mir plötzlich von der Chefsekretärin
     meines Vaters zuteil wurde. Als ich vor ein paar Tagen am Kopierer stand, um ein paar Unterlagen für meine Kriegsdienstverweigerung
     zu kopieren, stand sie plötzlich hinter mir und drückte mich leicht gegen den Xerox.
    »Kann ich dir helfen, Markus?«, fragte sie scheinheilig. »Du weißt doch, mit diesen großen Geräten bin ich vertraut!«
    Sie hörte sich an wie der gespielte Playboy-Witz oder eine Textzeile von Elisabeth Volkmann aus ›Klimbim‹. Dabei meinte sie
     das durchaus ernst. Ironie gehörte nicht zu den Stärken von Leonie Rader. Sie setzte eindeutig auf den groben Schlüsselreiz,
     ihr fehlte das Zutrauen in subtilere Methoden. Loni stieg in meinem Beisein neuerdings gern auf Leitern, um wichtige Papiere
     aus der obersten Regalreihe hervorzukramen, und beugte sich bei Gelegenheit weit nach vorn, sodass ich in beiden Fällen freie
     Sicht auf ihre vielfältigen Reize genießen durfte. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich die erotische Offensive
     von LoniRader kaltließ. Ich wusste zwar noch nicht allzu viel über Frauen, schließlich ist man mit neunzehn Jahren noch nicht so weit.
     Dass Loni mir neuerdings aber regelmäßig Einladungen zukommen ließ, wurde mit jedem Tag deutlicher. Alles, was ich jetzt noch
     tun musste, war, auf die richtige Gelegenheit zu warten.
    ***
    »Das ist total krank, wie diese Frau dich anmacht«, sagte Sina, »ich bewundere dich wirklich, wie du damit umgehst.«
    »Wie gehe ich denn damit um, deiner Meinung nach?«
    »Na, erstens gehst du nicht drauf ein, so wie ich das sehe«, antwortete Sina lächelnd, »und zweitens machst du das auf eine
     nette Art. Diese
furchtbare
Frau kann dir nicht mal böse sein. Was ich ein bisschen schade finde, ehrlich gesagt! Sie sollte mal eine andere Rückmeldung
     erhalten als immer nur:
Du bist die Schärfste im ganzen Land
! Das ist ja kaum auszuhalten, wie dieser Möbelladen diesem Kleinstadtvamp in den

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