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Der mieseste Liebhaber der Welt

Der mieseste Liebhaber der Welt

Titel: Der mieseste Liebhaber der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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weit geöffneten Armen
     entgegen. Sie liebte dramatische Auftritte. Abgesehen davon, dass sie trotz Bienenstich ihren drahtigen Körper mit Hilfe der
     Fitnessbewegung konserviert hatte, agierte sie im Grunde wie eine Opernsängerin auf der Bühne. Alleswar eine Spur zu laut
     und zu grell, zu aufdringlich und zu schrill, doch es gab keinen Mann in der Firma, der das nicht zu schätzen wusste. Jedem
     war klar, dass Loni Rader einen an der Klatsche haben musste, aber es war meistens lustig in ihrer Nähe, mit einer Tendenz
     zu
heiß
, wenn sie in der richtigen Verfassung war. Mich hatte sie in den ersten Jahren meiner
Tätigkeit
im Betrieb nie offensiv charmiert, dazu war ich wohl noch eine Spur zu grün hinter den Ohren gewesen. Doch seit dem letzten
     Sommer veränderte sich das spürbar. Hin und wieder brachte sie mich mit einer anzüglichen oder irritierenden Bemerkung in
     Verlegenheit und ihre Umarmungen zur Begrüßung oder zum Abschied (sie war in dieser Hinsicht sehr freigiebig) hatten ihre
     Tantenhaftigkeit verloren. Sie dauerten jetzt oft die eine Sekunde zu lange, die es möglich machte, ihren Körper deutlich
     wahrzunehmen und sich ein wenig an ihm zu reiben. (Und umgekehrt. Loni Rader hatte die
Zweideutigkeit
erfunden.)
    »Wie lange bleibst du denn diesmal, Junior?«
    »Tag, Frau Rader, freut mich auch, Sie zu sehen. Vier Wochen, danach feiere ich erst mal meine Freiheit!«
    »Ach stimmt, Markus, du hast ja Abitur gemacht, meinen Glückwunsch!«
    Schon umarmte mich Loni Rader ein weiteres Mal, und ich konnte nicht anders, als dabei einmal fest in ihre Lende zu greifen;
     fünf Zentimeter weiter runter und das wäre ein Fall für den Ombudsmann geworden. Als wir uns wiedervoneinander lösten, fiel mein Blick auf die junge, hübsche Frau, die mich gerade eben aus dem Büro hatte werfen wollen. Ihre
     roten Flecken hatten noch einmal Luft geholt und waren größer geworden. Ich entschuldigte mich bei ihr dafür, dass ich mich
     nicht gleich vorgestellt hatte. Sie lächelte leicht verstört.
    »Das ist Sina, unsere Neuerwerbung«, meldete Loni, »sie hat auch gerade Abi gemacht und absolviert bei uns ein Betriebspraktikum!«
    Ich wandte mich ihr zu.
    »BW L-Studium ?«
    Sie nickte.
    »Ja und Philosophie dazu.«
    Das war mal ungewöhnlich.
    »Bis dahin versuche ich ein wenig Praxisluft in einem real existierenden Unternehmen zu schnuppern«, ergänzte sie.
    »Und wie findest du es bisher?«
    »Wie soll sie es schon finden, wenn sie den ganzen Tag meine Ablage machen und meinen Kuchen essen muss!«, schaltete sich
     Loni wieder ein. »Ganz wunderbar, natürlich.«
    »Sie mästet mich!«, stimmte Sina zu. »Wenn ich im Herbst auf die Uni gehe, kann ich meine alten Kleider wegwerfen!«
    »Du solltest vorsichtig sein, Frau Rader schätzt keine anderen Weibchen in ihrem Terrain – sie schaltet sie mit Sahnetorten
     aus«, salbaderte ich mit dem öligen Charme eines peinlichen Oberschülers.
    Loni Rader lachte laut auf. War klar, dass sie
das
als Kompliment auffasste.
    Sina aber ging auf meinen lässigen Ton nicht ein.
    »Da habe ich keine Sorge«, sagte sie, »ich schätze, Frau Rader und ich angeln zum Glück nicht im gleichen Teich!« Dabei schaute
     sie nicht mich, sondern ihre ältere Kollegin an.
    Das konnte eine Menge heißen, aber besonders freundlich klang es aus dem Mund eines jungen Mädchens mit akademischer Perspektive
     erst mal nicht.
    »Was für eine intelligente Person, nicht wahr, Markus, sie hat gleich gesehen, dass ich nicht mehr für die Greenhorns zuständig
     bin.«
    Oha. Offenbar wurden in diesem Büro schon die Messer gewetzt. Ich hatte keine Ahnung, was zwischen den beiden vorgefallen
     war oder ob Loni tatsächlich nur ihr Revier markierte, aber die Luft zwischen den beiden Grazien knisterte wie Zeitungspapier.
     Besser, ich machte mich schnell zum Rückzug fertig. Ich wandte mich an Sina. Sie spielte schließlich in meiner Altersklasse.
    »Wenn du Lust hast, können wir ja mal die Mittagspause zusammen verbringen?«
    Sina nickte.
    »Okay. Können wir gerne machen.«
    Daraufhin setzte sie sich wieder hinter ihren Schreibtisch und begann, in ihren Unterlagen zu wühlen. Es hatte schon Leute
     gegeben, die hatten den Bescheid über eine Steuernachzahlung euphorischer begrüßt als Sina meine Einladung.
    »Mach dir nichts draus!«, tröstete mich Loni in launigem Tonfall. Sie hatte natürlich mitbekommen, wie Sina mich auf die höfliche
     Tour abblitzen ließ.
    »Die jungen Dinger

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