Der mieseste Liebhaber der Welt
drauf!«
»Hey Ellen, hier spricht noch einmal Markus.«
»Oh verdammt, Markus, jetzt habe ich total verschwitzt, dich anzurufen. Entschuldige bitte.«
»Keine Ursache. Hast du denn jetzt ein paar Minuten?«
»Sorry, Markus, leider geht’s grad wieder nicht, ich bereite mich auf eine Videokonferenz mit Vaduz vor. Wie wäre es morgen?
Nein, morgen ist auch schlecht. Weißt du was, ich stelle dich mal auf die Büroleitung, kannst du mit meinem Vorzimmer einen
Telefontermin arrangieren? Wie viel Zeit brauchst du denn?«
»15 Minuten!«
»So lange?«
»Nachdem wir uns jetzt fast ein halbes Jahr nicht gesprochen haben, finde ich 15 Minuten nicht sooo furchtbar lange, Frau Doktor!«
»Schon gut, sei nicht gleich beleidigt.«
»Du kannst sie mir ja berechnen!«
»Jetzt hör schon auf, du weißt genau, dass du mir wichtig bist.«
»Na sicher. Dann stell mich mal durch.«
»Hallo Markus!«
»Ellen? Was ist los? Bist du krank?«
»Wieso das denn?«
»Du rufst MICH an! Das hat es noch nie gegeben, seitdem wir auf den Euro umgestellt haben.«
»Das ist komisch, ich lach dann später, wenn ich allein bin, ja? Ich habe gerade einen Moment Zeit, ein Termin ist abgesagt
worden. Da dachte ich, jetzt frage ich doch mal meinen alten Freund Markus, was er auf dem Herzen hat. Willst du endlich ein
Aktiendepot anlegen?«
»Nein, da muss ich dich enttäuschen. Ich recherchiere für ein neues Buch!«
»Bei mir?«
»Ja, auch bei dir. Ich falle mal mit der Tür ins Haus, ja?«
»Du machst mich neugierig.«
»War ich ein guter oder ein schlechter Liebhaber?«
»Was? Wie bitte?«
»Du hast das sehr gut verstanden. Spiel nicht auf Zeit!«
»Sind Mehrfachnennungen möglich?«
»Sehr witzig. Ich meine es ernst.«
»Das ist typisch für dich. Du meinst das wirklich ernst, was? Du bist 50! Du solltest dir ein paar Gedanken darüber machen,
was mit deiner Prostata los ist, und nicht, ob du noch ein paar 2 0-Jährige ins Bett bekommst und da alles richtig machst.«
»Das ist auch nicht mein Problem, meine Liebe. Ich muss das wissen, für mein Buch. Und mit dir habe ich vier Jahre lang Tisch
und Bett geteilt.«
»Und außerdem noch mit Elsa, mit Martina und mit einer Julia, wenn ich mich richtig erinnere, jedenfalls was das Bett angeht.«
»Das spielt bei dieser Frage keine Rolle, Ellen, wir stehen hier schließlich nicht vor dem Scheidungsrichter. Sag’s mir einfach.«
»Ehrlich?«
Stille, dann Lachen.
»Markus, jetzt sei nicht gleich beleidigt. Ich beantworte die Frage mit einem eindeutigen
Sowohl-als-auch
. Und das meine ich ernst.«
»Geht’s ein wenig differenzierter? Selbst für eine Juristin drückst du dich extrem unklar aus.«
»Also gut, dann machen wir das mal wie in der Schule. Technik: gut. Häuslicher Fleiß: befriedigend. Phantasie: ausreichend.
Interaktion: mangelhaft. Leibesübungen und Stil …«
»Schon gut, ich hab’s verstanden: ungenügend!«
Lachen.
»Nein, Markus, keineswegs. Für deinen Körper hast du doch immer viel übriggehabt.«
Wieder Lachen.
»Also: Leibesübungen und Stil: gut! Bist du zufrieden mit deinem Zeugnis?«
»Die Noten sind nicht schlecht, aber mir würde ein Fazit vorschweben. So eine Art Gesamturteil.«
»Ich hoffe, du erzählst niemandem, dass wir dieses Gespräch geführt haben. Du bleibst einfach ein unverbesserlicher Kindskopf.
Aber okay, bitte schön: Ich fand’s gerade am Anfang sehr schön mit dir, als ich noch keine Angst haben musste, dass du gerade
aus irgendeiner anderen Koje gekrochen warst. Und auch in den ersten Monaten nach unseren beiden großen Krisen habe ich es
sehr genossen, mit dir zu schlafen. Sehr. Aber irgendwann war das vorbei. Wie abgeschnitten.«
»Das war wohl die Zeit, als ich betteln musste, um noch mal ranzudürfen.«
»So wie du es ausdrückst, bin ich froh, dass ich dich betteln ließ.«
»Lag es am Sex?«
»Nein, das lag
nicht
am Sex. Oder doch, aber anders, als du das erwartest. Es hat mich einfach angekotzt, dass du ständig mit den Kunststückchen
geprotzt hast, die deine ganzen Affären dir beigebracht haben. Der Sex war nicht das Problem, damals war es eher der Herr
dazu, dieses untreue, charakterlose Geschöpf!«
»Danke, you make my day!«
»Verstehe ich dich richtig? Du könntest eher damit leben, ein mieser Hengst zu sein als ein netter Kerl, der nicht alles aus
dem letzten Gina-Wild-Porno nachturnen kann? Es ist wirklich hoffnungslos mit dir.«
»Nein, so meinte ich das
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