Der mieseste Liebhaber der Welt
doch gar nicht.«
»Wie dann?«
»Ach, Ellen, sei jetzt nicht so verdammt zickig.«
»Mensch, Markus, ich fürchte, du meinst es genau so. Schreib dein Buch, verdien Geld damit. Aber werd endlich auch mal erwachsen!«
Klick.
Julia Becker, Frankfurt
»Guten Tag, hier ist Markus Stiltfang am Apparat. Julia?«
»Markus?«
»Genau. Julia! Endlich. Ich dachte, die sind ein wenig kooperativer bei der Lufthansa.«
Lachen.
»Hast du lange gebraucht, um meine Nummer zu erhalten?«
»Na ja, den ersten Anlauf habe ich vor zwei Wochen unternommen.«
»Tja, mein Arbeitgeber schützt uns eben vor den Paxen.«
»Vor wem?«
»Paxe? Fluggäste. Du glaubst nicht, wie viele von denen nachher mal mit der Stewardess essen gehen wollen.«
»Verstehe.«
»Du hättest übrigens einfach meine neue Nummer in Frankfurt aufbewahren können. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich sie
dir geschickt. Ungefähr drei Mal.«
»Julia, es tut mir leid, aber ich wollte … ich dachte …«
»Was dachtest du?«
»Vergiss es. Es war blöd von mir.«
»Schade war es. Ich habe dich vermisst, Markus.«
»Vermisst? Ich war doch eigentlich nie richtig drin in deinem Leben?«
»Davon spreche ich auch nicht. Aber du warst der einzige Mann, der zu mir kam, um sich zu
erholen
. Der nichts von mir wollte, nicht an mir zerrte, dem ich nichts beweisenmusste, dem ich keine Erklärungen abgeben musste oder mit dem ich die Welt erobern sollte. Du bist einfach nur gekommen, hast
nicht viel wissen wollen und mich gebraucht.«
»Gebraucht?«
»Nicht in diesem bösen Sinne. Du hast dich zu mir gelegt wie an ein offenes Feuer. Und wenn es dir dann warm genug geworden
war, bist du wieder für ein paar Wochen verschwunden.«
»So siehst du das?«
»Tja. Aber glaube mir, so war es gut. Du warst der einzige Mann, bei dem ich mir keine Gedanken darüber machen musste, was
an mir nicht stimmt. Du hast mich für das, was ich war, geliebt. Auf deine Weise.«
»Aha. Okay.«
Pause.
»Markus, bist du noch dran?«
»Ja, sicher. Ich denke darüber nach, ob du Recht hast.«
»Oh, ich muss nicht Recht haben. Es reicht, dass es für mich wahr ist.«
»Versuchst du etwa, eine weise Frau zu sein?«
»Versuchst du, dich um ein paar Erkenntnisse zu drücken?«
»Vermutlich. Aber um eine will ich mich nicht drücken.«
»Die da lautet?«
»War ich gut im Bett? War ich ein guter Liebhaber?«
»Nein, Markus«, (Lachen), »das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Du hast dir ja nicht mal Mühe gegeben, einer zu sein.
Unser Sex war wie ein Mittagsschlaf auf der Couch, Markus, aber ich schätze, das weißt du selbst. Er war nicht wichtig. Es
war mehr die Geste, die uns miteinander verbunden hat.«
»Verstehe.«
»Bist du beleidigt?«
»Nein, nein.«
»Markus!«
»Du, ich muss Schluss machen. Ich hab ja jetzt deine Nummer. Ich rufe bestimmt mal wieder an.«
»Markus?«
»Ja?«
»Spielst du eigentlich noch Squash?«
Klick
VI. Kapitel
1990, Marlene
Tags Berlinale, Kino, Hotelbar, Whisky, Beischlafdiebstahl
Soundtrack Back to Life / Soul II Soul
Film Magnolien aus Stahl / Herbert Ross
Wenn er dir also das linke Bein zwischen die Schenkel schiebt, um dich zu seiner Bequemlichkeit umzudrehen, so befühle ihn,
ob er nicht irgendwelche Kettchen am Arm oder Ringe am Finger hat; und während der Brummer um dich herumschnurrt, wegen der
Versuchung, in die ihn der Duft des Bratens bringt, sieh zu, ob er sich seine Sachen wegnehmen lässt.
Pietro Aretino:
›Die Gespräche des göttlichen Pietro Aretino‹
Mein Barmann stellte mir den dritten Gin Lemon auf den Tresen. Ich dachte jetzt schon ein paar Minuten darüber nach, ob Julia
Roberts mich wirklich wiedererkannt hatte oder ob es nur ein reflexartiges Showlächeln war, mit dem sie mich heute Nachmittag
am Pool bedacht hatte. Hey, ich meine, das ist ein Luxusproblem, schon klar, viele meiner Kollegen (und alle geschlechtsreifen
Männer in Deutschland) würden sich vermutlich die Hand dafür abhacken lassen, um ein paar Minuten mit Julia Roberts im selben
2 5-Meter -Becken zu planschen. Trotzdem beschäftigte mich der Gedanke, ob ich in der neurologischen Datenbank der Hollywood-Queen wenigstens
eine kleine Datei hinterlassen hatte. Vermutlich nicht. Vielleicht aber doch. Ich war hin- und hergerissen vondem Gedanken und andererseits peinlich berührt: Was zum Teufel machte es für einen Unterschied, ob Julia Roberts das verlegene
Grinsen eines Schwimmers,
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