Der mieseste Liebhaber der Welt
gleich besorgt um meinen sexuellen Erfahrungshorizont.
»Das solltest du ruhig mal probieren!«
»Ist nicht so mein Ding«, antwortete ich abwehrend. Das fehlte noch, dass mir jemand im Hintereingang herumfingerte.
»Hast du eigentlich Masseurin gelernt?«, fragte ich blöde,um auf ein anderes Thema zu kommen, doch Imogen verstand es als Kompliment.
»Nee, aber ich bin sehr talentiert, sagen meine Gäste.«
Das konnte ich mir vorstellen.
»Aber vieles von dem, was ich hier anwende, lernt man auf so einer Massageschule sowieso nicht.«
Nochmals vollste Zustimmung. Die Schule möchte ich sehen, die Imogens raffiniertes Programm in den Lehrplan aufnimmt.
»Ich habe eigentlich Reiseverkehrsfachfrau gelernt«, plapperte Imogen weiter, »aber da verdient man so gut wie nichts. Ich
hatte es satt, ständig Reisen in die Karibik zu verkaufen und selbst konnte ich mir nicht mal eine Woche auf die Kanaren erlauben.
Deshalb bleibe ich jetzt erst mal ’ne Weile hier.«
Soweit ich das beurteilen konnte, machte Imogen einen guten Job. Sie war ein Profi. Ihr
Trash Talk
war 1a auf ihre manuellen Fertigkeiten abgestimmt. Außerdem stimmte das ganze
Setting
in diesem Raum. Bonus: Durch die bis auf den Boden reichenden, rings um die Liege aufgestellten Spiegel konnte ich auch in
Bauchlage die nackte Imogen, die da auf mir rumturnte wie bei den Bundesjugendspielen, von allen Seiten beobachten. Nach etwa
einer halben Stunde wurde ich aufgefordert, mich umzudrehen. Halbzeit.
»Du kannst ja deine Freundin mal fragen, ob sie dir eine Prostata-Massage gibt«, ermahnte mich Imogen noch einmal, das Thema
schien ihr keine Ruhe zu lassen. »Du solltest es wenigstens mal probiert haben, bevor du es abschreibst.«
»Ich glaube nicht, dass ich das möchte«, antwortete ich schnell, was hatte sie denn bloß damit?
»Ist deine Freundin vielleicht ein wenig zu prüde dafür?«
»Nein, überhaupt nicht.«
Das stimmte. Svenja war im Bett durchaus experimentierfreudig. Das war es nicht.
Imogen runzelte die Stirn. Ich konnte mir denken, was sie beschäftigte. Warum war ich dann hier, wenn ich auch zu Hause nach
allen Regeln der Kunst bedient wurde?
»Weißt du, manchmal möchte man einfach ein paar Sachen mit einer
anderen
Person ausprobieren«, druckste ich ungelenk herum, »und gar nicht, weil man sie etwa begehrenswerter, geiler oder schöner
finden würde. Nur einfach mit einer Frau, die man noch nicht kennt!«
»Abwechslung braucht der Mensch!«, fasste Imogen knapp zusammen. »Es will ja auch niemand immer nur Kaviar essen.«
»Wenn meine Freundin der Kaviar ist, was bist du dann?«
Imogen lachte auf.
»Gute Frage. Da habe ich mir wohl selbst ins Knie geschossen.«
Sie war inzwischen dazu übergegangen, aus kurzer Entfernung eine ganz spezielle Atemtechnik einzusetzen. Sie blies oder sie
pustete, wie auch immer man es nennen wollte. Das war ein Trick, den ich noch nicht kannte. Wir mochten ihn beide.
»Ich hoffe, er erkältet sich nicht!«, sagte ich, und Imogen grinste.
»Jetzt konzentrier dich aber mal«, schimpfte sie mich aus. Dann rieb sie ganz schnell ihre Hände heiß und träufelte etwas
warmes Öl auf mich. »Gefällt dir das?«
Konnte man so sagen.
»Wollen eigentlich viele Männer mal etwas mehr als nur massiert werden?«, fragte ich. Solange wir redeten, würde ich es noch
ein wenig hinauszögern können.
»Klar, die wollen einen Blow Job, sie wollen die gute alte 69er Stellung und es gibt natürlich auch immer ein paar, die wollen
richtigen Verkehr.« Sie lachte. »Gibt’s aber alles nicht!«
»Ich weiß, ist ja kein Bordell hier.« (Schon am Anfangunserer »Stunde« hatte mir Imogen entschieden erklärt, dass das hier schließlich kein Puff sei, als sie ihre abrufbaren Dienstleistungen
aufzählte. Es war ihr anzumerken, dass die feine Unterscheidung ihr wichtig war. Mir war egal, wie Imogen ihren Job nannte.
Bei mir funktionierte jeder ihrer Handgriffe.)
»Genau!«
»Das heißt, du könntest dir nicht vorstellen, da irgendwann mal eine Ausnahme zu machen?«
Imogen schaute an mir hinab. Dann machte sie etwas, was sich anfühlte, als ob sie den Rückwärtsgang suchen würde. Ich spürte,
wie die Welle ungestüm heranrauschte, auf der ich ein paar Sekunden surfen würde wie ein junger Gott …
»Man soll niemals nie sagen«, gurrte Imogen mir ins Ohr. Und dann dauerte es ein paar Momente, bis ich wieder sprechen konnte.
»Vielen Dank«, seufzte ich geschafft, »das war
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