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Der mieseste Liebhaber der Welt

Der mieseste Liebhaber der Welt

Titel: Der mieseste Liebhaber der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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großartig. Vielen, vielen Dank.«
    Imogen war schon mit der Säuberung ihres Arbeitsplatzes beschäftigt.
    »Dafür nich’«, antwortete sie mit dem patenten Pragmatismus der klassischen Hamburgerin.
    Sie reichte mir ein Handtuch und schickte mich in die Duschkabine.
    »Was hast du denn heute noch vor?«
    »Och, ich weiß nicht«, antwortete ich, »ich schätze, ich werde mir mit meiner Freundin einen gemütlichen Abend vor der Glotze
     machen.«
    Das ist ein Satz, den ich sicher nie wieder sagen werde. Da bin ich echt abergläubisch.
     
    Die Geschichte mit Svenja hatte sich in Hamburg prima entwickelt. Sie fand eine schöne Altbauwohnung in einem Viertel für
     uns, das sich Eppendorf nannte, aber bei genauererBetrachtung auch als soziographische Simulation des Münchner Nobelviertels Bogenhausen durchgegangen wäre. Ihr Job machte
     ihr Spaß, und in dieser Hinsicht hatte ich ebenfalls Glück: Ich fand einen Job als Pauschalist für die Wochenendbeilage einer
     braven Hamburger Tageszeitung. Zwischen Svenja und mir lief alles bestens. Eine neue Stadt gemeinsam zu entdecken, ist an
     sich schon eine Freude, aber wenn es dann noch so eine grandiose wie Hamburg ist, wo man zwischen Elbstrand und Schanze innerhalb
     von sechs Monaten hundert neue Lieblingsplätze finden kann, dann spielt es irgendwann keine Rolle mehr, wieso man überhaupt
     hier gelandet ist. Wir fanden ein paar Leute, die wir schon bald als Freunde bezeichneten, und wir wurden von einer Katze
     gefunden, die uns schon bald als Dosenöffner akzeptierte. Die Babysache schien nicht zu pressieren, aber die neue Umgebung
     hatte auch unserer Libido wieder neuen Auftrieb verschafft. Im Herbst 92 reisten wir ein paar Tage nach New York, und als
     wir bei einem Zwischenstopp in Reykjavik in der blauen Lagune dümpelten, machte ich ihr einen Heiratsantrag. Um nicht zu ertrinken,
     verzichtete ich auf einen Kniefall, aber einen kleinen Ring hatte ich immerhin besorgt. Svenja ließ mich eine Woche zappeln.
     Sie behauptete, sie wolle nicht zu den gefühlsduseligen Närrinnen gehören, die sich in euphorischer Urlaubsstimmung in den
     Untergang navigieren. Sie wartete ein paar Tage, bis wir wieder in Eppendorf waren, um meinen Antrag anzunehmen. Ich vermute,
     sie plagten schon damals gewisse Restzweifel. Aber sie hatte
ja
gesagt. Wir würden heiraten. Ich war glücklich. Alles schien gut auszugehen. Warum ich dann trotzdem regelmäßig einen Laden
     wie den »Smooth Operator« besuchte? Gegenfrage:
Warum nicht?
     
    Haben Sie schon einmal versucht, Massageöl von der Haut zu waschen? Sämige Sache, kann ich Ihnen versichern. Undlästig. Das kann schon mal ein paar Minuten dauern, bis man sich nicht mehr wie ein eingelegter Fisch fühlt.
    »Bist du so weit?«, fragte Imogen, während ich noch letzte Aufräumarbeiten an meinem verölten Leib vornahm.
    »Sofort, bin gleich draußen«, antwortete ich brav. Dann trat ich mit dem rechten Fuß aus der rund 50   cm hoch gelegenen Duschkabine. Der Fuß war noch nass, der Steinboden in Imogens Arbeitszimmer glitschig, dazu kam die Schwerkraft:
     Mein Fuß flutschte weg wie eine nasse Seife und ich fiel hinterrücks auf die scharfe, harte Kante der Duschkabine. Etwa 50   Prozent meines Körpers verharrten
in
der Kabine, der untere Rest schlenkerte auf dem blutbefleckten Fußboden. Zuerst spürte ich einen stechenden Schmerz im Rücken,
     danach unterhalb des Beckens überhaupt nichts mehr. Das reichte, um mich in eine tiefe Ohnmacht zu flüchten.
    Zum ersten Mal wurde ich im Sanka wach und erkannte, dass ich mit Martinshorn und einer vollständig bekleideten Imogen an
     meiner Seite in Richtung Uniklinik unterwegs war. Ich kämpfte, um im Ring zu bleiben, verlor aber schon in der ersten Runde.
     Das zweite Mal wurde ich in der Notaufnahme des Krankenhauses wach, und diesmal saßen Imogen
und
Svenja vor meiner Liege. Ich konnte es kaum erwarten, schnell wieder wegzudämmern. Das dritte Mal wurde ich in einem Krankenzimmer
     wach und registrierte erfreut, dass Svenja Imogen offenbar nach Hause geschickt hatte.
    »Werde ich je wieder gehen können?«, fragte ich Svenja jämmerlich.
    »Markus, du hast eine Fleischwunde und eine Beckenprellung erlitten. Du wirst schneller wieder gehen können, als dir lieb
     ist.«
    Komisch. Aus ihrem Mund hörte sich das gar nicht wie eine gute Nachricht an.
    ***
    Keine Ahnung, warum wir die Hochzeit nicht einfach abbliesen. Ich schätze, Svenja hätte mich hochkant rausgeworfen,

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