Der Milliardär und das Kindermädchen
aber wieder seine Tochter betrachtete, zuckte er zusammen. Die Kleine lächelte genauso süß und unschuldig, wie Danielle früher gelächelt hatte! Damals, als sie sich gerade erst kennengelernt hatten …
Damals hatte er noch fest daran geglaubt, dass alles in bester Ordnung war. Erst als die Katastrophe ihren Lauf genommen hatte, war ihm bewusst geworden, wie unvorsichtig er gewesen war.
Was sollte er Livie bloß sagen? Sekundenlang suchte er nach Worten. „Vielen Dank, meine Süße“, brachte er endlich hervor und berührte ihre Wange.
„Bitte schön.“
So, wie sie ihn jetzt ansah, wünschte sie sich mehr von ihm als nur ein paar Worte. Unbeholfen breitete er die Arme aus.
Livie zögerte erst, bis Melanie Grandy sie sanft zu ihm hinschob.
Zane schloss die Augen und drückte seine Tochter ganz fest an sich. Vielleicht zu fest? Das Mädchen wich zurück und griff schnell wieder nach der Hand ihrer Nanny.
So weit war es also schon gekommen, dass seine eigene Tochter sich bei einer fremden Frau sicherer fühlte als bei ihm. Andererseits … war er für Livie nicht auch ein fremder Mann?
Er räusperte sich. „Komm doch rein, Livie“, schlug er vor. „Du kannst gern im Wohnzimmer fernsehen.“
„Fernsehen?“ Sie wirkte gleich begeistert, denn auf Tall Oaks durfte sie sich nämlich nur selten etwas anschauen. Und weg war sie.
Jetzt war Zane mit der Nanny allein. Er zwang sich, ihr ins Gesicht zu sehen, in die leuchtend blauen Augen. Ein heißkalter Schauer durchfuhr ihn. „Dann haben Sie also mit Livie Krawatten genäht und Karten gebastelt, statt sich auf ihre Schulaufgaben zu konzentrieren?“
Melanie Grandy runzelte die Stirn. „Livie hat gerade Sommerferien, Mr. Foley.“
Zane zuckte zusammen. Dass er daran nicht gedacht hatte, war ihm schrecklich peinlich. Egal – er war wütend auf die Nanny, und das sollte sie ruhig spüren. „Und was genau bezwecken Sie mit diesem Überraschungsbesuch?“
Sie lächelte unschuldig. „Na ja, erstens wollten wir Ihnen die neue Krawatte geben und zweitens einen schönen Vatertag wünschen. Persönlich. Für Livie ist es nämlich auch wie ein Geschenk, ihren Vater wiederzusehen.“
Was redete die Frau da eigentlich? Wollte sie ihm damit etwa Vorschriften machen, wie er sich als Vater zu verhalten hatte? Das hatte bisher noch keiner seiner Bediensteten gewagt – jedenfalls nicht, solange sie noch bei ihm angestellt gewesen waren. Zane war kurz davor, zu explodieren.
„Wir sind leider erst spät in Austin losgefahren“, fuhr Melanie Grandy ungerührt fort. „Ich hatte vorher bei Ihnen angerufen. Ihre Assistentin meinte, Sie würden erst gegen sieben nach Hause kommen.“
„Na, dann fahren Sie am besten gleich wieder zurück nach Austin. Sie haben schließlich noch eine lange Fahrt vor sich.“
Statt einer Antwort verschränkte die Nanny nur die Arme vor der Brust.
„Warten Sie mal … das haben Sie doch extra so eingefädelt, damit Sie hier übernachten müssen, oder?“, sagte er. „Habe ich recht?“
„Ich hätte nicht gedacht, dass das so schlimm für Sie ist“, gab sie zurück. „Immerhin ist Livie Ihre Tochter.“
Fassungslos schüttelte Zane den Kopf. Am liebsten würde er diese Melanie Grandy auf der Stelle feuern.
Verdammt, dachte er, ich habe aber keine Zeit, schon wieder nach einer neuen Nanny zu suchen.
Außerdem tat es Livie nicht gut, sich immer wieder auf neue Menschen einstellen zu müssen … außerdem schien das Mädchen mit Melanie Grandy sehr gut zurechtzukommen. Insgeheim fragte Zane sich allerdings, ob es nicht noch einen weiteren Grund gab, aus dem er an dieser Frau so festhielt.
Nein, dachte er. Auf gar keinen Fall.
Überhaupt hatte die Nanny recht: Morgen war Vatertag; da konnte er unmöglich seine eigene Tochter wieder wegschicken.
„Also gut“, sagte er schließlich. „Eine einzige Nacht. Ich bin aber nur deswegen einverstanden, weil ich nicht möchte, dass Sie mit Livie im Dunkeln wieder zurück nach Austin fahren.“
„Gut.“
„Ich habe übrigens zurzeit extrem viel zu tun und möchte nicht, dass Sie mir in die Quere kommen.“
Lauter Ausreden, dachte er. Das merkt man doch sofort.
„Verstehe“, erwiderte Melanie Grandy und lächelte etwas gequält. Dann hob sie die beiden Koffer hoch, die sie vor der Tür abgestellt hatte: Der eine war alt und abgestoßen, der andere sah aus wie neu. Vor der Treppe setzte sie das Gepäck wieder ab und lief gleich zu Livie ins Wohnzimmer.
Zane trug die beiden
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