Der Milliardär und das Kindermädchen
Stündchen durch den Park gehen? Ein, zwei Straßen weiter gibt es doch einen, oder? Den habe ich auf der Hinfahrt gesehen.“
Er zögerte.
Melanie atmete tief durch. „Ihre Tochter hat Sie sehr vermisst“, fuhr sie fort. „Sie würden ihr damit wirklich eine riesengroße Freude machen.“
Zane Foley sah zu dem Holzkästchen neben dem Fernseher. Seine Miene wirkte wie versteinert. Melanie rechnete schon fest mit einem Nein, da wandte er dem Kästchen den Rücken zu und ging in Richtung Tür. Als wollte er auf diese Weise etwas zurücklassen … oder zumindest Abstand davon nehmen.
„Okay, sagen wir, um ein Uhr.“
Melanie war sich nicht mal sicher, ob sie richtig gehört hatte.
„Ich muss vorher noch in die Innenstadt, aber ich sehe zu, dass ich rechtzeitig wieder hier bin“, erklärte er.
„Meinten Sie eben …?“
Er blieb stehen und schaute auf den Boden. „Ein Uhr.“
Am liebsten hätte Melanie einen Freudensprung gemacht. „Wunderbar. Ich packe uns etwas zu essen ein.“
„Ich habe nicht viel im Haus, fürchte ich.“ Erneut setzte er sich in Bewegung. „Am besten, ich lasse Ihnen Einkaufsgeld da. Dann können Sie auf dem Markt ein paar Sachen besorgen, wenn Ihnen das nichts ausmacht.“
„Nein, das macht mir nichts aus. Überhaupt nicht.“ Melanie strahlte vor Glück.
Zane Foley hob den Kopf, schaute ihr ins Gesicht … bis sein Blick schließlich auf ihrem Mund hängen blieb.
Dann sah er ihr wieder in die Augen, und schlagartig wurde ihr bewusst, welches Verlangen dieser Mann in ihr weckte – sosehr sie sich auch dagegen wehrte.
Sie nickte ihm kurz zu, dann schlüpfte sie aus dem Raum, lief die Treppe hoch und schloss die Tür zum Gästezimmer hinter sich.
Zane hatte wirklich fest vorgehabt, wie verabredet um ein Uhr zurück zu sein, um mit Livie und Melanie Grandy in den Park zu gehen. Aber dann hatte er eine Unstimmigkeit in der monatlichen Buchhaltung gefunden. Als er endlich alle Fehler behoben hatte und zur Wanduhr sah, war es schon nach drei Uhr.
Verdammt! Wie hatte das passieren können?
Am liebsten hätte er die Schuld auf jemand anders abgewälzt. Auf Melanie Grandy zum Beispiel. Warum hatte sie ihn nicht angerufen?
Wahrscheinlich, weil sie ihn längst aufgegeben hatte – sein Verhalten hatte ihr bestätigt, das er wirklich der mieseste Vater war, den man sich vorstellen konnte.
Und seine Tochter? Wie hatte die wohl reagiert? Wie immer, dachte er. Schließlich war sie schon oft genug von ihm enttäuscht worden; also konnte sich ihr Bild von ihm nicht großartig verändert haben.
Er ließ sich von Monty abholen. Der Chauffeur sagte nichts weiter zu der verpassten Verabredung. Im Gegensatz zu Melanie Grandy mischte er sich nicht in Zanes Leben ein. Stattdessen überreichte er seinem Arbeitgeber stillschweigend eine kleine Schachtel.
„Was ist das?“, erkundigte sich Zane.
Monty lenkte den Wagen vom Parkplatz hinter dem Bürokomplex. „Das hat mir Miss Grandy mitgegeben. Sie meinte, dass Sie es bestimmt gut gebrauchen können.“
Zane holte tief Luft. Was wollte die Nanny jetzt schon wieder von ihm? Einerseits begann er innerlich zu kochen, und andererseits … musste er unwillkürlich an die letzte Nacht denken. Daran, wie sie im Nachthemd vor ihm gestanden hatte. Das Hemd war zwar noch einigermaßen zünftig gewesen, hatte aber trotzdem den Blick auf ihre langen, schlanken Beine freigegeben.
Am liebsten wäre er gestern sofort zu ihr gegangen, hätte ihre Knöchel umfasst, um dann ganz langsam über ihre festen Waden zu streichen, immer höher, bis zu den Kniekehlen, und dann …
Zum Glück hatte er sich beherrschen können – und das lag nicht zuletzt daran, dass er kurz davor in das Holzkästchen neben dem Fernseher geguckt hatte. Darin bewahrte er ein gerahmtes Foto von Danielle auf. Nach dem Tod seiner Frau hatte er alle Fotos von ihr aus dem Wohnbereich entfernt, nur dieses eine nicht. Livie sollte es nicht sehen, aber er selbst schaute in größeren Abständen immer wieder in das Kästchen, um sich vor Augen zu führen, was damals passiert war. Sich zu fragen, wie er dieses schreckliche Unglück hätte verhindern können. Inzwischen stand ihr sechster Todestag bevor. Ihm wurde schlecht, wenn er sich daran erinnerte, wie er damals ins Badezimmer gekommen war, und …
Melanie Grandy hatte ihn für kurze Zeit aus seiner düsteren Verfassung herausgerissen und ihn dabei fast in eine peinliche Lage gebracht.
Zane betrachtete die Schachtel, die Monty ihm
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