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Der Millionär und die Nanny

Der Millionär und die Nanny

Titel: Der Millionär und die Nanny
Autoren: Day Leclaire
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seit fast zweihundert Jahren im Besitz meiner Familie ist.“
    „Nein, natürlich nicht“, sagte sie schnell. Dann sah sie ihn lange an, und er hatte den Verdacht, dass sie ihre Gedanken sammelte und eine neue Strategie entwarf. „Darf ich Sie mal etwas Persönliches fragen?“, fing sie schließlich wieder an.
    Eigentlich nicht . „Selbstverständlich. Ob ich antworte, ist eine andere Sache.“
    „Wie ist es Ihnen gelungen, das vorläufige Sorgerecht für Marie zu bekommen? Hatte Ihre Schwester das in ihrem Testament so festgelegt?“
    „Nein, das hat sie leider nicht getan. In dem Fall wäre alles viel unkomplizierter gewesen.“
    „Dann haben Sie Ihre Nichte einfach so aufgenommen? War denn kein anderer da, der für sie hätte sorgen können?“
    Das ging zu weit! Wütend sah er sie an. „Wollen Sie damit sagen, dass ich nicht geeignet bin, das Kind aufzuziehen?“
    „Nein, nein, das meine ich nicht. Sie haben ein wunderschönes Haus, Sie sind geschäftlich erfolgreich und haben sicher die besten Absichten …“
    „Aber?“
    Sie runzelte die Stirn und zögerte. „Ich meine nur … Gab es keine anderen Familienmitglieder, die das Kind hätten aufnehmen können? Irgendjemanden, der mehr Zeit hat und sich dem Kind besser widmen kann?“
    „Nein. Paul hat zwar eine Schwester. Aber sie hat sich sehr eindeutig dagegen ausgesprochen.“
    „Warum denn das?“
    „Weil Marie mit ihr nicht blutsverwandt ist. Joanna und Paul haben das Kind adoptiert, als es gerade wenige Tage alt war. Aus irgendwelchen Gründen konnte Pauls Schwester deshalb ablehnen, Marie zu nehmen.“
    „Und dafür sind Sie dann eingesprungen?“ Annalise hatte sich wieder vollkommen in der Gewalt. Ihr Gesicht wirkte wie eine Maske. Aber Jack ließ sich nicht mehr so leicht täuschen. Er hatte den Eindruck, dass sie gerade dann wenig Gefühl zeigte, wenn sie besonders bewegt war. „Haben Sie sie deshalb aufgenommen?“ Ihre Stimme klang sachlich. „Weil kein anderer zur Verfügung stand?“
    Er warf ihr einen Blick zu, der selbst seine Vorstandskollegen hätte erzittern lassen. „Miss Stefano, ich habe Sie als Maries Nanny engagiert, nicht aber als meine persönliche psychologische Beraterin. Die Gründe dafür, dass ich Marie aufgenommen habe, haben weder etwas mit Ihnen zu tun noch mit der Aufgabe, die Sie erfüllen sollen. Ein Job übrigens, der außerordentlich gut bezahlt wird.“
    Zu seiner Überraschung war sie dadurch nicht einzuschüchtern. Im Gegenteil, sie kam noch einen Schritt näher. „Habe ich da einen wunden Punkt berührt, Mr. Mason? Fühlten Sie sich verpflichtet, das Kind aufzunehmen? Wollten Sie damit etwas für Ihr Image tun? Den Medien ein Gegengewicht zu dem eiskalten Geschäftsmann bieten? Ist Marie hier, damit Sie in den Augen der Öffentlichkeit besser dastehen als zuvor?“
    Jetzt überfiel ihn kalte Wut, die stärker war als das primitive Begehren, das er sofort bei der ersten Begegnung empfunden hatte. Oder war es eher umgekehrt? Steigerte die Wut das Verlangen auf eine mysteriöse Art und Weise? „Sie bewegen sich auf sehr gefährlichem Terrain, Miss Stefano. Wenn ich jemand anderen hätte, würde ich Sie sofort feuern.“
    „Weil ich Ihnen unangenehme Fragen stelle? Oder weil meine Schlussfolgerungen zutreffend sind?“
    Weil ihre Fragen genau die gleichen waren, die Mrs. Locke stellte. Andererseits gab ihm das auch zu denken. Er lebte relativ zurückgezogen und versuchte, sein Privatleben, so gut es ging, gegen die Medien abzuschirmen. Auch seine Gefühle gingen niemanden etwas an, und er bemühte sich, sie nicht zu zeigen. In diesem Punkt war er noch strikter als Annalise. Auch das hatte sein Vater ihm sehr früh eingebläut. Warum konnte sie das nicht akzeptieren?
    Aber sosehr er sich auch dagegen wehrte, er brauchte diese Frau. Marie brauchte sie. Möglicherweise war Annalise der einzige Mensch, der seine kleine Familie zusammenhalten konnte. Also musste er ihr antworten.
    „Neben Paul war Marie der wichtigste Mensch im Leben meiner Schwester.“ Er schwieg kurz und räusperte sich dann. „Und in gewisser Hinsicht war Joanna der wichtigste Mensch für mich. Marie gehörte zu meiner Schwester. Sie ist alles, was von Joanna noch übrig geblieben ist. Sie leidet sehr, und ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann.“
    Annalise war gerührt von diesem Geständnis. „Dafür haben Sie ja jetzt mich. Sie haben mich engagiert, damit ich für Marie da bin. Und ich habe die feste Absicht, Sie nicht zu
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