Der Millionär und die Nanny
ausgeprägtes Kinn. Auch Joanna hatte dunkle, fast schwarze Augen gehabt, genau wie er. All das hatten sie von ihrer Mutter geerbt und sich ihr deshalb auch immer besonders verbunden gefühlt.
„Sie fehlt mir so sehr.“ Er spürte, wie sich Marie daraufhin noch fester in seine Arme schmiegte. Ihre kleinen Schultern bebten, und sein Hemd wurde nass. Er drückte sie an sich und küsste sie auf den Kopf. „Wir schaffen das, Häschen, das schwöre ich dir. Du und ich, wir sind jetzt eine Familie. Nicht die Familie, die du vorher hattest, aber eine andere. Wir kriegen das hin. Ganz bestimmt.“
Hinterher konnte er nicht mehr sagen, wie lange sie so dagesessen hatten. Während der ganzen Zeit verhielt sich Annalise mucksmäuschenstill. Sie wusste, die beiden brauchten Zeit für sich. Erst nachdem der letzte Schluchzer verklungen war, stand Jack auf und ließ Marie herunter. Er nahm ihre kleine Hand in seine und führte das Kind zum Nachttisch. Dort stellte er das Bild behutsam wieder auf.
Dann hockte er sich neben die Kleine. „Sie werden immer auf dich aufpassen, Marie, genau wie ich. Das weißt du doch, oder?“
Die Kleine nickte ernst und sah dann hoch, als Annalise auf sie zukam. „Was meinst du, wollen wir mal sehen, ob wir einen hübschen Raum für deine anderen Spielsachen finden?“ Ihr Ton war freundlich, aber bestimmt, und der Vorschlag kam genau zur richtigen Zeit, um die beiden von ihrem Kummer abzulenken. „Immer wenn du mit irgendetwas spielen möchtest, was in dem Extrazimmer ist, kannst du es austauschen gegen etwas, was in deinem Schlafzimmer ist. Und wenn du das neue Spielzeug oder ein altes nicht mehr willst, kannst du es wieder umtauschen. Wie findest du das?“
Wieder blickte Marie Jack fragend an, bevor sie nickte. In der nächsten Stunde waren sie und Annalise damit beschäftigt, das schönste „Extrazimmer“ auszuwählen und anschließend die überzähligen Spielsachen in diesen neuen Raum zu schaffen. Als sie fertig waren, musste Jack zugeben, dass Annalises Idee ausgezeichnet gewesen war. Das Schlafzimmer seiner Nichte sah nun nicht mehr wie ein überfüllter Spielzeugladen aus, sondern wirkte klar und beruhigend. Ihre Lieblingsspielsachen hatten reichlich Platz in den Regalen und dadurch an Aufmerksamkeitswert gewonnen. Ihm fiel auf, dass noch alle Bücher vorhanden waren und auch der Kasten mit den Puzzles, Malbüchern und anderem pädagogisch wertvollen Material.
„Ein ganz schöner Unterschied, was?“ Zufrieden sah Annalise sich um. „Jetzt hat sie wirklich einen Raum, in dem sie sich wohlfühlen und entspannen kann.“
„Ja. Das Durcheinander vorher musste sie ja nervös machen.“ Jack warf ihr einen Blick von der Seite zu und hätte gern auf das angespielt, was zuvor im Spielzimmer geschehen war. Doch bevor er etwas sagen konnte, wandte Annalise sich zu ihm um. „Hat die Mitarbeiterin vom Jugendamt das Zimmer in seinem früheren Zustand gesehen? Ich meine, mit all den Spielsachen?“
„Leider ja.“
Beruhigend legte sie ihm die Hand auf den Arm und drückte ihn kurz. „Keine Angst. Ich bin sicher, dass sie positiv überrascht ist, wenn sie den Raum jetzt sieht – mit all den Veränderungen, die Sie vorgenommen haben.“
Seit dem Kuss im Spielzimmer hatte sie ihn schon das zweite Mal berührt. Allerdings schien ihr das nicht bewusst zu sein. Er griff nach einer ihrer Locken und wickelte sie sich spielerisch um den Finger. „Die Veränderungen, die Sie vorgenommen haben, meinen Sie doch wohl.“
Sie hielt ganz still, und Jack konnte sehen, wie schnell ihr Puls ging. Da er dicht vor ihr stand, nahm er sehr deutlich wahr, wie glatt und hell ihre Haut war, ein aufregender Kontrast zu dem vollen dunklen Haar. Sosehr er auch dagegen ankämpfte, er fühlte sich geradezu magisch von ihr angezogen. Das ärgerte ihn, denn so war es nicht geplant. Und dennoch konnte er diese Gefühle nicht unterdrücken oder gar leugnen. Verdammt, was würde nur passieren, wenn sie tatsächlich heirateten?
Falls sie tatsächlich heirateten, korrigierte er sich schnell selbst. Es war noch ein langer Weg bis hin zum Altar. Und wenn er an Annalises eigenwilligen Charakter dachte, dann wusste er, es würde nicht einfach werden.
Als wolle sie es ihm gleich beweisen, machte sie eine unwillige Kopfbewegung und sah Marie an. „Das wäre ohne Ihre Unterstützung nicht möglich gewesen.“ Sie wandte sich ihm wieder zu. „Aber ich werde hier wohl kaum sehr viel mehr erreichen können, wenn wir uns
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