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Der Millionär und die Nanny

Der Millionär und die Nanny

Titel: Der Millionär und die Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Day Leclaire
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näher, hob Annalises Kinn leicht an und liebkoste ihren Mund mit den Lippen. Erst als sie ihn mit großen Augen ansah und ein leises Stöhnen nicht unterdrücken konnte, wurde ihm bewusst, was er tat.
    „Verzeihung“, flüsterte er, immer noch dicht an ihren Lippen. „Ich wollte Ihnen nur danken …“ Wie gern hätte er sie jetzt in die Arme gezogen und leidenschaftlich geküsst!
    „Danken Sie Ihren Nannys immer auf diese Art und Weise?“, entgegnete sie ebenso leise.
    „Nein, nur Ihnen. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.“
    „Sie haben versprochen, mich nicht mehr zu berühren.“
    „Ich weiß.“ Zögernd ließ er sie los und trat einen Schritt zurück. „Besser so?“
    Für den Bruchteil einer Sekunde hoffte er, sie würde Nein sagen. Dass sie nun ihrerseits den Schritt wagte und ihm entgegenkam. Aber dann nickte sie nur und wandte sich ab, und er sah, wie sie plötzlich innehielt. Ein Blick auf Marie, und er wusste, warum.
    Die Kleine hatte aufgehört zu essen und starrte die beiden Erwachsenen aus weit aufgerissenen Augen an. War sie nun entsetzt, oder freute sie sich über das, was sie eben gesehen hatte? Jack sah sie gespannt an, und als sie lächelte, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Erst jetzt bemerkte er, dass Marie entzückende Grübchen hatte. Wahrscheinlich hatte er sie vorher nie lächeln sehen. Wirklich erstaunlich, was Annalise in der kurzen Zeit bereits vollbracht hatte!
    Er lächelte die Kleine strahlend an. Weder sie noch ihre Nanny wussten, dass Marie mit diesem Lächeln Annalises Schicksal besiegelt hatte.
    Die nächsten Tage vergingen sehr schnell. Mit Annalise hatte Jack in jeder Hinsicht einen Glücksgriff getan. Sie hatte recht gehabt. Das intensive Zusammensein mit Marie an einem fremden Ort veränderte vieles. Sicher, es gab immer noch Situationen, in denen das Kind schwer zu bändigen war oder sich total abkapselte, aber die wurden immer seltener. Außerdem half es, dass die Kleine sich zwei Erwachsenen gegenübersah, die ein solches Verhalten nicht tolerierten.
    So verzichtete Marie immer häufiger auf ihre düstere Kriegsbemalung, die sowieso vom Meer wieder abgewaschen wurde. Als sie am fünften Tag noch nicht einmal mehr die hellen Farben aufgetragen hatte, wusste Jack, dass sie einen großen Schritt weitergekommen waren.
    Am meisten genoss er die gemütlichen Abende, wenn sich die drei auf der Couch zusammenkuschelten und einen Film ansahen. In der Dunkelheit konnte er sich endlich vollkommen entspannen und sich nur am Augenblick erfreuen.
    „Ich glaube, sie ist eingeschlafen“, wisperte Annalise an einem dieser Abende.
    Das hatte er schon vor zehn Minuten gemerkt, als Maries Körper in seinen Armen ganz schwer geworden war. „Ja, ich bringe sie gleich ins Bett.“
    „Sie mögen es gern, wenn sie in Ihren Armen einschläft, oder? Erinnert Sie das an Ihre eigene Kindheit? Als Sie und Ihre Schwester Joanna etwa so alt waren wie Marie jetzt und von Ihren Eltern ins Bett gebracht wurden?“
    Er lachte kurz und trocken auf. „Wie kommen Sie denn darauf? Mein Vater hat uns nie in die Arme genommen. Solche Zärtlichkeiten hielt er für vollkommen überflüssig, ja, schädlich.“
    „Und Ihre Mutter? Empfand die genauso?“
    „Sie war anders als mein Vater. Zwar hatte sie vor der Scheidung immer versucht, ihre Gefühle zu unterdrücken, denn sie wusste, dass mein Vater jede Schwäche ausnutzen würde. Aber später änderte sich das.“
    „Wie alt waren Sie, als Ihre Eltern sich scheiden ließen?“
    „Acht, vielleicht auch neun. Joanna war zwei Jahre älter.“
    „Und inwiefern hat Ihre Mutter sich später verändert?“
    „Sie wurde weicher und zeigte ihre Gefühle. Aber ich kann das natürlich nicht genau beurteilen, schließlich war ich nur zeitweise bei ihr.“
    „Was wollen Sie damit sagen?“ Annalise kam hoch und sah ihn an. „Haben Sie denn nicht bei Ihrer Mutter gelebt?“
    „Nein, nur Joanna blieb bei meiner Mutter. Mein Vater hatte das Sorgerecht für mich.“
    „Was? Sie wurden von Ihrer Schwester getrennt?“
    „Ja.“ Es überlief ihn eiskalt, wie immer, wenn er daran dachte. Mit der Trennung von Mutter und Schwester war jede Wärme aus seinem Leben verschwunden. „Meine Mutter hat nie mit mir darüber gesprochen. Aber Joanna hat mir später erzählt, dass Vater Mutter unter Druck gesetzt hat. Er drohte, ihr das Sorgerecht für beide Kinder zu entziehen und darauf zu achten, dass sie uns nie wiedersehen würde, falls sie nicht auf seine

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