Der Minnesaenger
Lippen um den Schaft. August
stieß mit den Hüften zu. Er hörte ein leises Schmatzen, aber die Berührungen ihrer Zunge spürte er nicht. Als er den Kopf in den Nacken legte, stieß er gegen den Deckenbalken. »Au, verflucht!«, sagte er und rieb sich den Schädel.
Die Hure rückte von ihm ab und spuckte in die Ecke aus. »Da ist nichts zu machen! Bisher hab ich noch jeden in Fahrt gebracht, aber du bist zu besoffen.« Sie entblößte die schiefen Zähne in einem Lächeln.
»Man hört ja gar nichts«, grölte Bengt von unten hoch. »Bist wohl eingeschlafen, was?« Im Schankraum ertönte schallendes Gelächter.
Das war August noch nie passiert. Bisher hatte er sich auf seine Standfestigkeit verlassen können. Er prahlte sogar damit, dass er mehrmals hintereinander konnte. Was würde sie den Spießgesellen erzählen, wenn er unverrichteter Dinge die Treppe hinabstieg? Würde sie ihnen berichten, dass er nicht Manns genug gewesen wäre, um es ihr zu besorgen? Bengts Spott würde kein Ende nehmen. Er musste etwas unternehmen. Grob packte er das Mädchen bei den Schultern. »Los jetzt!«
»Au! Lass mich gefälligst zufrieden, du Schlappschwanz!«
»Was hast du gesagt?« August riss ihren Kopf herum. »Was hast du gerade gesagt? Ich soll dich zufriedenlassen? Ich und ein Schlappschwanz? Hab ich das richtig verstanden?«
»Es war doch nicht so gemeint.« Ängstlich schielte sie unter seiner Hand nach oben und sagte: »Du brauchst keine Angst zu haben - ich werde schon nichts sagen!«
Ihre furchtsam geweiteten Augen, die bebenden Nasenflügel
und das zitternde Kinn erregten August. Trotz seiner Trunkenheit spürte er, wie sein Glied anschwoll, zunächst nur ein wenig, doch dann wurde es immer größer. Als sich die Hure aus seinem Griff winden wollte, schlug er ihr ins Gesicht. Erst einmal, dann ein zweites Mal und schließlich so oft und brutal, bis sie keine Gegenwehr mehr leistete und sich jammernd zusammenrollte. August fasste ihr unter den Bauch, hob ihr Gesäß an und kniete sich hinter sie. »Jetzt zeig ich dir, was ein richtiger Mann ist!«
Als August wenig später die Stufen hinunterstapfte, fühlte er sich wie neugeboren. Die Erfahrung mit der Hure hatte ihm eine völlig neue Erkenntnis beschert. Wenn die Frauen Angst hatten, fühlte er sich mächtig, und dieses Machtgefühl steigerte seine Lust.
4.
DreiTage wanderte Hartmann durch die Wälder, bis er am frühen Morgen die Adlerburg erreichte. Seine Eltern, die Schwägerin und der Knecht waren nicht da, aber es würden sich noch viele Gelegenheiten ergeben, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Außerdem wurde er von seinem Bruder herzlich begrüßt, der ihm sogleich ein Paar Beinlinge schenkte, damit er die verhasste Kutte endlich loswurde. Hinterher lud Heinrich ihn ein, mit nach Freiburg zu kommen, und Hartmann willigte sofort ein. Während sie auf einem Waldweg ritten, erkundigte sich der Bruder nach seinen Plänen und Hartmann erzählte ihm alles.
»Das hast du dir fein ausgedacht«, sagte der ältere Bruder. »Der Herzog ist vor mehreren Wochen in Begleitung unseres Vaters ins Üchtland an der Saane aufgebrochen,
um einen geeigneten Bauplatz für eine neue Stadt auszukundschaften, aber sobald er zurück ist, wird er alles für deine Unterbringung am Hof in die Wege leiten. Da bin ich mir sicher.«
»Meinst du wirklich, dass es so einfach sein wird?«, fragte Hartmann.
»Glaub mir - es gibt nur wenige Männer, die keine Pfaffen sind und einen lateinischen Satz fehlerfrei schreiben können. Der Herzog ist ein sinnenfroher Mann und kann das Gerede von der ewigen Verdammnis nicht mehr hören. Er wird sich glücklich schätzen, einen weltlichen Mann von deinen Fähigkeiten gefunden zu haben.«
»Ewige Verdammnis!«, murmelte Hartmann und prüfte, welche Wirkung die Worte noch auf ihn hatten. Wenn er sich vorstellte, welche Qualen die Sünder in der Hölle durchlitten, befiel ihn die Angst, dass er selber dort enden könnte. Der Schulmeister hatte ihm mehrmals gesagt, dass alle weltlichen Musiker in der jenseitigen Unterwelt landen würden.
Hartmann nahm sich vor, die Einschüchterungsversuche zu vergessen. Er wollte sich von der ständigen Angst um sein Seelenheil befreien. Wahrscheinlich würde es noch viele Monate oder Jahre dauern, bis er die kirchlichen Denkmuster überwunden hätte, aber er war zuversichtlich, dass er es eines Tages schaffen würde. Das Leben war einfach zu bunt, um sich immer nur zu fürchten. Ulrich dagegen hatte sich aus freien
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