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Der Minnesaenger

Titel: Der Minnesaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
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marschierte zum Kopf der Tafel, wo er vor dem Herzog von Zähringen niederkniete. Berthold klopfte ihm auf die Schulter und gebot ihm dadurch aufzustehen. Mit dem Arm deutete Friedrich in die Richtung der jungen Krieger.
    »Was sagt er?«, lallte ein betrunkener Staufer. »Ich kann nichts verstehen.«
    »Sei doch still!«, sagte sein Weib, die den Kopf zur Seite gereckt hielt, um etwas vom Gesagten aufzuschnappen.
    Der Herzog lauschte dem Schwarzen aufmerksam, rief dann den Marschall zu sich und raunte ihm etwas ins Ohr. Der Marschall nickte mehrmals, ging dann um die Tafel herum und blieb hinter den beiden Freunden stehen. Zuerst
blickte er Burkhard in die Augen, dann sagte er zu Hartmann: »Hast du den Schwarzen gereizt?«
    »Ich? Hat er das behauptet?«
    »Der Schwarze sagte, wenn ein gestandener Mann sich erdreistet hätte, ihn so zu provozieren, wie du es getan hast, dann hätte er ihm längst den Handschuh hingeworfen, aber bei einem wie dir, der noch nie den Beweis seines Mutes erbracht hat, wolle er zuerst den Herzog fragen, ob es überhaupt ehrenhaft sei, einen solchen Mann zu fordern.«
    »Und was hat der Herzog gesagt?«
    »Berthold weiß, wie gerissen der Schwarze ist. Als erfahrener Kämpfer bekleckert er sich nicht gerade mit Ruhm, wenn er einen Krieger ohne Turniererfahrung zum Kampf fordert. Deshalb wollte er sich absichern. Und der Herzog tat ihm den Gefallen. Er sagte nämlich, dass du einer seiner besten Männer wärest. Jedenfalls schickt er mich, um dir die Forderung des Schwarzen zu überbringen.«
    »Oh Gott!«, sagte Burkhard.
    Der Marschall warf ihm einen kurzen Blick zu und sprach dann zu Hartmann: »Was meinst du? Eine Forderung ist nicht verbindlich. Du kannst sie ablehnen.«
    Hartmann hatte den Marschall als klugen Mann kennengelernt, der stets einen unverstellten Blick auf die Dinge warf und sich niemals zu einer unbedachten Handlung hinreißen ließ. »Was ratet Ihr mir, Herr?«
    »Diese Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen. Friedrich der Schwarze ist ein furchtbarer Kämpfer. Viele seiner Gegner starben an den Verletzungen, die er ihnen im Turnier zugefügt hatte. Aber wenn ich glauben würde, dass du chancenlos wärst, hätte ich meine Bedenken schon
dem Herzog gegenüber geäußert. Ich habe dich alles gelehrt, was ich weiß, und du hast dich als gelehriger Schüler erwiesen. Was der Schwarze dir an Körperkraft voraus ist, kannst du durch Flinkheit ausgleichen.«
    »Also ratet Ihr mir, mich zu stellen?«
    »Das hab ich nicht gesagt. Die Entscheidung liegt bei dir. Niemand würde es einem jungen Krieger, der über keine Turniererfahrung verfügt, verübeln, wenn er eine Forderung des Schwarzen ausschlüge. Jeder hier weiß, dass sie den Tod bedeuten kann. Andererseits verhälfe es dem Herzog zu Ansehen, wenn einer seiner Männer den Schwarzen bezwingen würde.«
    Hartmann blickte zum Kopf der Tafel. Einige Verwandte Bertholds, die im Winter zu Besuch gekommen waren, um den Liedern zu lauschen, die er häufig zusammen mit der Dame Johanna vorgetragen hatte, zeigten mit dem Finger auf ihn und lachten. In ihren Augen würde er stets ein Emporkömmling bleiben - egal, ob er sich dem Kampf stellte oder nicht. Der Herzog hingegen hielt immer seine schützende Hand über ihn. Auf seinen Beistand hatte er sich stets verlassen können. Hartmann wollte ihn nicht enttäuschen.
    Neben den Kampftechniken hatte der Marschall ihm auch eine Weisheit ans Herz gelegt, die seinen Mut festigen sollte: »Wer großen Dienst leistet, trägt auch den meisten Lohn davon.« Damit waren nicht Kleider, Münzen oder sonstige Besitztümer gemeint, sondern vor allem Wertschätzung. Wenn er sich Respekt verdienen wollte, musste er seine Angst überwinden. Entscheidend war nicht, ob er am Ende siegte oder unterlag. Entscheidend war allein, dass er sich dem Kampf stellte und sein Bestes gab.

    »Herr«, sagte er, »ich nehme die Forderung an.«
    »Du machst mich sehr stolz, mein Junge!«, sagte der Marschall. »Ich will es gleich ausrichten. Auch will ich dir eine Ausrüstung beschaffen, die der des Schwarzen in nichts nachsteht. Warte mal - wenn ich genau darüber nachdenke, wird es am besten sein, wenn du meine Rüstung trägst. Und mach dir bloß keine Sorgen, dass du sie an den Schwarzen verlieren könntest. Notfalls hole ich sie mir selbst zurück.«
    »Nein, Herr«, widersprach Hartmann. »Ich trage das Kettenhemd, die Beinplatten und den Helm, die Ihr mir für den buhurt überlassen wolltet. Mehr nicht.

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