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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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auf. Er redet von Einbruch und Heiratsschwindel. Ich höre nicht zu, und er schleppt eine großäugige, dunkelhaarige Adventbraut an. Sie ist schmal, knabenhaft, kleine Brüste und endlose Nuttenbeine.
    »Sie ist Verkäuferin«, sagt Harry. Er zwängt sich neben mich an den Tisch im Wienerwald-Restaurant.
    »Such ein Appartement, ich bau’ sie inzwischen auf«, sage ich. Zwei Tage später liefert die Kleine schnell erfickte fünfzehnhundert Schilling ab. Die geborene Dirne.
    Vor Weihnachten sagt sie: »Ich habe ein Kind«, und legt Fotos vor mich hin.
    »Vergiß es«, sage ich und schiebe die Bilder vom Tisch.
    Harry glänzt fett und zufrieden. Am Geschäft ist er beteiligt. Das Mädchen verdient brav und eifrig.
    »Schau dieses Kind da«, sagt Harry ein paar Tage später in einem Kaffeehaus am Ring. Blond, jung, zart, sitzt da ein Mädchen und blättert in einer Zeitung. Wir setzen uns an den Nebentisch. Harry starrt, und sein Schweinegesicht ist andächtig.
    »Dieser Typ Mädchen … du, wie ein Engel sieht sie aus«, sagt er und schnaubt Rotz genußvoll in ein riesiges Taschentuch.
    Die Kellnerin hat Krampfadern. Der Wein ist weiß und warm. Schmeckt wie Jungfrauenpisse, schal und gestockt. Ich gehe telefonieren, aber Stella nimmt den Hörer nicht ab. Wieder am Tisch höre ich Harry zu. Er hat ein geschraubtes Gerede eröffnet. Die Kleine nickt und sagt etwas, leicht und hell. Dreck spritzt draußen auf der Fahrbahn unter den Rädern der Autos. Der Wickel um meine Brust drückt und stört mich beim Atmen. Sie ist siebzehn. Schülerin an einem Gymnasium. Harry glüht verlegen, betet an, bis mir die Galle hochkommt.
    »Scheiß auf das kleine Tier. Wir haben was zu tun«, sage ich laut, und er verschluckt sich an einem Satz. Die Kleine reißt unschuldiges Blau auf. Ich greife in ihr Haar, weich wie Angora ist es zwischen meinen Fingern.
    »Bist du morgen hier?« frage ich sie. Sie nickt. Ich trete Harry gegen den Fuß. Beim Gehen verneigt er sich und ist nicht einmal betrunken. Vier Querstraßen weit höre ich zu, wie er das ›Wunder‹ analysiert.
    »Blasen kann sie sicher nicht«, sage ich, und er schweigt beleidigt. 
    »Davon weißt du nichts«, sagt er und verabschiedet sich schnell.
     
    Ich verliere meinen Job, weil ich zu lange arbeitsunfähig bin.
    Vera heißt das blonde Mädchen. Ich sehe sie wieder. Wir sitzen in einem Kino auf der Landstraße, und ich greife ihr in die Strumpfhose. Sachtes, leises Stammeln: »Ich habe es noch nie getan«, sagt sie. Ich nehme sie ins Hotel mit. Sie ist voller Vertrauen, trotzdem: »Meine Eltern drehen durch, wenn ich nicht nach Hause komme«, sagt sie, und »Harry hat mir gestern gesagt, daß er mich liebt, aber ich mag ihn nicht.« Harry – mit seinen behüteten, weißhäutigen, wohlerzogenen Träumen –, plötzlich schwemmt Haß auf. Sie sitzt furchtsam am Bett, fingert am zu kurzen Kleid.
    »Hast du Angst?«, frage ich.
    »Ja, du bist verändert«, sagt sie.
    »Steig aus deinen Fetzen«, sage ich. Eine Flasche Schnaps ist im Kasten. Ich schenke mir ein Glas voll, dann wähle ich Harrys Nummer.
    »Ja«, sagt er.
    »Ob sie schreit, was meinst du?« frage ich. Er erkennt sofort meine Stimme.
    »Vera ist bei dir, ja?« keucht er.
    »Du liebst sie – du weißt doch, was ich gesagt habe, solange wir etwas vorhaben, gibt es keine Liebe. Das weißt du noch?« sage ich langsam.
    »Wenn du ihr was machst, bringe ich dich um«, sagt er nach einer Pause,
    Ich halte Vera an den Haaren neben mir.
    »Ich werde ihr in den Arsch pissen, das Vordere hebe ich für dich auf, magst du?« sage ich. Der Schnaps glüht in mein Gehirn.
    »Du Schwein, wo bist du mit ihr?« schreit er.
    »Das sage ich dir, wenn ich mit ihr fertig bin. Engel – du wirst dich wundern, wie du deinen Engel wiedersiehst, also bis später«, sage ich und lege auf.
    Das Mädchen sieht an mir vorbei.
    »Warum … warum«, sagt sie, und dann bin ich blitzschnell in ihr. Sie brüllt, gurgelt. Ich drücke ihr die Kehle zu, dann schreit sie nicht mehr, wimmert nur.
    Nach einer Stunde: Ihr Gesicht ist verzerrt, ihr Körper voll Scheiße und Schlagspuren, eingetrocknetes Blut liegt wie Rost auf ihren Schenkeln. Dann rufe ich Rita, die umgeschulte Verkäuferin, an. »Komm her«, sage ich. Eine halbe Stunde später klopft es an der Tür. Rita schaut auf den Körper.
    »Gib ihr genug zu trinken, wasch sie. Ich schicke Harry her«, sage ich und nehme mir Ritas Wohnungsschlüssel. Von ihr rufe ich Harry wieder an. »Du kannst

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