Der Minus-Mann
von mir. Sie dreht den Kopf, schmollt.
Dann kommt Marcel. Während wir uns die Hände geben, schaut er auf meine nackte Brust. Vorerst reden wir Allgemeines. Er merkt mein Lauern und verschließt sich. Ich frage und frage in sein Zögern.
»Ich weiß nicht, was los ist. Vielleicht muß sie allein sein, um sich zu finden. So wie du jetzt lebst, verlierst du sie vollkommen und endgültig«, sagt er nachdenklich.
– Verlieren, als ob ich sie nicht endgültig verloren hätte. Als ob man eine Frau zurückholen könnte wie einen entlaufenen Hund. Heb den Kosmos aus den Angeln, schneide dich in Stücke, gewinne eine Schlacht; sie wird geringschätzig lächeln.
Ich spüre sein körperliches Unbehagen. Wir trinken beide schnell und aufeinanderfolgend. Dann kommt Jasmin zum Tisch. Er zuckt zusammen.
»Verschwinde«, sage ich durch die Zähne zu ihr.
»Ich setz mich gegenüber, da kann ich dich anschauen«, sagt sie und klettert auf den Hocker vis a vis unseres Tisches. Sie reibt die Schenkel aneinander, ihre Augen schmachten geil. Die Fut ist unmittelbar hinter der Pupille. Ich sehe zu, wie es ihr kommt. Wellen laufen durch ihren Körper, schnell hebt und senkt sich ihre Brust. Die meisten Hocker sind leer. Auf Marcels Wangen brennen Flecken. Er starrt vor sich ins Glas. Hat er es bemerkt?
Sein Gesicht ist plötzlich fahl und leidend. Vielleicht quält ihn der Ekel. Wir verabschieden uns. Gehen auch. Das Mädchen geht wie somnambul. Tränen hängen an ihren Wimpern.
»Ist sie schön?« sagt sie. Sie hat zugehört.
»Nein. Sie ist häßlich und alt, und ich will sie vergessen«, sage ich und schiebe sie über die Kreuzung.
»Du liebst sie«, sagt sie und lächelt von den Tränen weg. Dann wischt sie letzte Tropfen von den Wangen.
»Du liebst sie. Ich weiß es, deshalb …«, sagt sie und hängt an meinem Arm. »Ich möchte sie kennenlernen. Darf ich das?« fragt sie und stellt sich vor mich.
»Rede keinen Unsinn«, sage ich. Sie küßt mich auf die Brust, und Leute schauen.
»Ich rede keinen Unsinn. Wenn ich sie sehe und mit ihr sprechen kann, werde ich viel von ihr lernen. Ich werde viel über dich erfahren, und dann brauchst du nicht mehr zu trinken und … ein oder zwei Male in der Woche kümmerst du dich um mich«, sagt sie und begeistert sich daran.
Stella und die kleine Dirne … zwei Welten, der ewige Wunsch und der Gebrauchsgegenstand.
»Harry sitzt im ›Nessy‹, und ich gehe arbeiten«, sagt sie dann, geht und winkt von der Ecke.
Gegenüber von Harry ein Halbkreis Buchhaltergesichter, dazwischen ein blondes, langhaariges Tier. Ihre Augen schälen mir den Schwanz aus der Hose. Ich schüttle Hände. Die ihre ist trocken und heiß.
»Sie schreiben über den Strafvollzug. Ich finde das ein faszinierendes Thema«, sagt einer der Buchhalter.
»Warum, warst du auch im Hefn«, sage ich freundlich. Er stockt,
schaut hilflos zu Harry. Das Tier leckt ihre Lippen. Harry klopft nervös gegen die Sessellehne. Er riecht den Ärger bereits.
»Ich finde es jedenfalls großartig«, säuselt der Buchhalter. Das Tier feixt. Was kümmern mich diese Feierabendredner. Das Tier will ich haben, und sie weiß das und will auch. Dann sehe ich neben ihr den Jungen.
Zärtlich greift er in die gelbe Flut. Er ist zwanzig und so schön, daß er schwul sein muß. Das Tier legt ihre Hand auf seine Hose und schaut auf meine Zunge, die ich zwischen den Zähnen reibe. Die Buchhalter verschwinden einer nach dem anderen hinter der Oleanderumzäunung. Harry wetzt auf seinem Stuhl, als würde jemand einen Regenschirm in seinem Hintern aufspannen. Dann erscheint Jasmin. Aggressiv reckt sie die Brust. Harry rückt ihr einen Sessel zurecht. Ich lege meine Hand auf die Sitzfläche und hebe Zeige- und Mittelfinger. Sie hat nichts unter dem Kleid an. Sie setzt sich, und ich gleite in sie.
Das Tier fixiert die Dirne. Zwei ›geborene‹ unter sich, nur macht es jede auf einem anderen Niveau. Jasmin legt eine Zigarettenschachtel vor mich hin. Das Tier möchte sich daraus eine nehmen. Harry springt mit seiner Schachtel ein. In meiner ist Geld, keine Zigaretten. Harry steckt sie wie unabsichtlich ein, geht dann aufs Klosett. Das Tier küßt den Jungen, krault liebevoll seinen Kopf, lacht dann in der bekannten, aber verkehrten Tonlage. Harry stupst Jasmin. Sie geht wieder, wiegend und mit nasser Spalte. Ich borge mir vom Tier ein Papiertaschentuch und trockne meine Finger. Sie nimmt es mit spitzen Fingern.
»Du bist ein Schwein, und ich habe
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