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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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genug von Schweinen«, sagt sie böse.
    »Dann bleiben dir nur die Schwulen«, sage ich.
    Der Junge zuckt erschreckt hoch.
    »Halt den Mund, du brauchst nichts zu sagen. Höre gar nicht auf ihn«, sagt das Tier zu ihm. Er seufzt tief und streichelt ihre Hände. Harry gibt mir das Geld aus der Packung. Er geht in den Club.
    »Wer ist sie?« fragt das Tier und deutet auf die Tätowierung auf meinem rechten Arm.
    »Die Frau, die nie von mir weggehen wird«, sage ich. Sie schiebt den Ärmel meiner Jacke hoch und besieht die Indianerin. Dann krallen ihre Nägel in meine Haut. Ich trinke, und der Wein macht mich zärtlich und geduldig. Endlich begreift auch der Junge und geht mit gebrochenem Herzen und offener Zeche. Ich steige zum Tier in das Auto, und wir fahren in den Club. Plötzlich bin ich betrunken, und Gesichter sind rotierende Schemen. Der Club ist brechend voll. Harry steht neben mir. Er redet, dann verstehe ich, er redet von Jasmin.
    »Schick sie nach Hause«, sage ich.
    »Mit oder ohne Geld? Tausend waren in der Zigarettenschachtel«, sagt er.
    »Mit«, sage ich und ziehe einen Unbekannten am Bart. Der Geschäftsführer weicht mir nicht von der Seite. Er befürchtet eine Schlacht. Der Lärm radiert jede Überlegung aus meinem Kopf. Irgendwann sitze ich wieder neben dem Tier im Wagen. Undeutlich höre ich ihre Stimme. Vor ihrer Haustüre sitzt der Junge.
    »Ich wußte nicht, wohin ich gehen sollte«, sagt er. Danach liegen wir zu dritt. Mein Schwanz rührt sich keinen Millimeter. Der Junge steift sich in das Tier. Das hätte wohl ich sollen, ich schlafe ein. Jemand saugt mir am Schwanz. Die Hände um meinen Schenkel gelegt, leckt der Junge an meinem Glied. Das Tier hockt auf den Fersen und sieht zu. Ich stecke ihr zwei Finger in die Spalte und den Daumen in den After. Dann reibe ich durch das dünne Häutchen die Finger gegeneinander. Das Tier legt sich bequem. Ich ziehe den Schwanz aus dem Jungen und stecke ihn in den After der Frau. Ihre Haut ist Plastik unter meinen Händen. Heiß und künstlich. Ich stecke den Schwanz wieder in den Jungen, aber es wird nichts. Wir kleiden uns an und gehen frühstücken. Dann jage ich den Kleinen davon. Er tut mir leid.
    »Such dir keine Nymphomaninnen, die machen dich vollends schwul«, sage ich zu ihm. Er nickt bereitwillig und ungläubig.
     
    Einen Tag später treffe ich Stella in einem Kaffeehaus.
    »Liebst du mich?« fragt sie.
    »Ich liebe dich«, sage ich.
    Wir liegen Tage zusammen und reden von Liebe. Abends gehe ich in den Club, hole mir Geld von Jasmin und trinke. Prügeleien und Rotwein. Stella ist da. Welches ist jetzt das Motiv, alles laufenzulassen?
    Ich ertrage keinen mehr um mich. Auch Harry geht.
    »Verschwindet, verschwindet alle!« schreie ich in die Wohnung, aber da ist keiner mehr.
    Dann liegt Jasmin am Fußboden. Harry erzählt mir zwei Tage später, ich hätte sie beinahe umgebracht, wenn nicht er und ein Freund mich davon abgehalten hätten. Jasmin ist fort, irgendwo im Krankenhaus. In der Hand halte ich einen Packen Briefe, die sie mir in den Wochen geschrieben hat. Manchmal fünf täglich. Ich habe sie nie gelesen, nur die der ersten Tage.
    Eine Woche darauf hocke ich auf der Pritsche in einem Polizeigefängnis. Körperverletzung, Morddrohung. Bei der letzten Prügelei hole ich mir ein halbes Dutzend Kopfverletzungen. Im Rudolfskrankenhaus flicken sie mir die Kopfhaut zusammen.
    »Sie werden dem Landesgericht für Strafsachen I Wien überstellt«, sagt der Polizeioffizier, dann führt man mich in die Zelle. Es ist wieder soweit.
    Wieder Landesgericht, graues Haus. Entree im Holzverschlag: »Wia haßens, wüvü Vuastrafn hams«, sagt der Beamte hinter der schmalen Öffnung.
    »Wie immer«, sage ich. Er lacht, schlägt sich gegen die Stirne.
    Nackt durch ein Zimmer, die übliche Durchsuchung, duschen.
    »Zweiter A140«, sagt der Beamte. Mein Kopf geht eigene Wege, glüht unter dem Turban. Gestanzte Schattenlinien lassen das Düstere hervortreten. Grauschwarze Wände im Rund. Meine Tritte hallen im Zellenhaus über die Stiegen, im Kapellengang.
    »Heans, jetzt sans scho wieda do«, sagt der Stockchef.
    »Ja«, sage ich und ignoriere Fragen nach Warum und Weshalb. Der Hausarbeiter gibt mir neue Decken. Er kennt mich noch vom letzten Mal. Dann schließt sich die Türe der Fünfmannzelle hinter mir. Sie sitzen beim Tisch, sehen mir entgegen. Ein bißchen Gerede, dann greifen sie wieder zu den Karten. Luft von draußen hat sie gestreift, mehr nicht.
    Ein

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