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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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Aunlog, oba … da Funktionsblock is gstert … oiso?« sagt er und schaut in die Runde, »muaß ma de Stromrichtung endan … do gehst her und baust da sölba a Stromquölln mit 37,5 Voit und 1,2 Milliaumper … dazua nimmst Batterien, de schoitst in Serie und parallel, bis de Spaunung hast. Daun besurgst da a Voitmeta, wast eh, zum Messn von da Spaunung, oba ans mitn Nuipunkt inda Mittn von da Skala, mit den übaprüfst dei Endspaunung … wos’d die Hockn mochst, suachst da in Aunschluß, dea is meistns in da Nechn vom Telefonkastl im Eardgeschoß. Mitn Voitmeta hengst di jetzt in de Zualeitungsdreht eini und schaust, wöchana positiv und wöchana negativ is … daun hengst dei Stromquölln vakeaht, host aufpasst, vakeath dazua … in plus Poi auf de Minusleitung und in minus Pol auf de Plusleitung … und daun, oba earst daun kaunst des Kabl zua aundan Stromquölln ozwickn und zum Oabeitn aunfaungan …«, sagt er und wischt sich wieder den Schweiß von der Stirne. Es gibt viele Instruktoren, Fachleute auf allen Gebieten krimineller Erwerbsmöglichkeiten. Einige bereiten kühl und überlegt ihre künftigen ›linken‹ Karrieren vor.
    Laci, zum Beispiel, der kleine, dicke Ungar, fertigt in unendlich mühevoller Kleinarbeit einen Adelsbrief für seine Heiratsschwindeleien vor. Albert, der Antiquitätendieb, studiert seit Jahren einschlägige Lektüre, und Klaus, ein passionierter Abtreiber, arbeitet medizinische Fachzeitschriften durch. Es sind seltsame Leute unter den Häftlingen. ›Der Doktor‹, ein Millionenbetrüger, liest regelmäßig die Börsennachrichten und schwelgt in imaginären Transaktionen. Nebenbei führt er eine viele hundert Seiten umfassende Korrespondenz mit der Liga für Menschenrechte in Straßburg. Er fühlt sich zu Unrecht verurteilt und versucht seit sechs Jahren eine Wiederaufnahme seines Verfahrens zu erreichen. Rudolf, der Dentist, hat fünf Jahre wegen Betruges. Er fertigt den Häftlingen aus dem gestohlenen Messing der Wasserleitungshähne wunderbare Zähne. »Oba des Sidol muaßt da vurher unandlich owischn, sunst speibst di aun«, sagt einer seiner zufriedenen Kunden und lächelt messingfarben.
    Ich kaufe mir um fünfhundert Schilling ein Radio, Rudolfs Apparat streikt nach wie vor. Tagsüber trage ich die Miniaturbox in einem Stoffsäckchen neben den Eiern, dort greift beim normalen Filzen kein Beamter hin.
    Mit dem Stockbeamten gehe ich in die Druckerei. Es ist etwas abzuholen. Siebzig Gefangene arbeiten an Maschinen und in der Setzerei. Die Drucksorten der Justizverwaltung werden hier gedruckt. Der Beamte bespricht etwas mit dem Druckereichef, einem knochigen Oberkontrolleur. Anschließend sollen wir in die Wäscherei. Der Beamte geht an mir vorbei zur Tür. »Woatns do … i geh auf an Sprung ins Spitoi«, sagt er. Ich rede mit einem Bekannten.
    »Kennst des scho«, sagt er und holt aus einem Fach neben seiner Maschine ein abgegriffenes Heft heraus … ›Der rote Salon‹, steht am Deckblatt … eine der vielen pornografischen Eigenproduktionen, die im Haus zirkulieren. »Nein«, sage ich und blättere darin. Nach einigen Minuten stößt er mich am Arm.
    »Durt, schau«, sagt er. Im rückwärtigen Teil des langen, finsteren Arbeitsraumes haben drei der Männer einen jungen, blonden Gefangenen auf einen Drucktiegel geschnallt. Die Hände sind links und rechts an den Metallhalterungen festgebunden. Die Füße links und rechts an den Metallstangen festgebunden und seitlich gefesselt. Mit Brust und Bauch liegt er über die Maschine gebeugt. Über den Mund haben sie ihm ein Handtuch gebunden. Ebenso blitzschnell wie er gebunden wurde, zieht ihm einer die Hose und die Unterhose über den Hintern. Ein anderer öffnet sich die Hose und schmiert aus einer Nivea-Dose Creme auf sein Glied. Er tritt zwischen die Beine des Jungen und steckt diesem sein Glied in den Arsch. Der Gebundene zuckt und versucht sich loszureißen. Ohne im Aus- und Einfahren innezuhalten schlägt ihm der Mann zweimal mit der Faust ins Genick. Dann ficken noch zwei andere in den Gefesselten.
    »Nau und durt«, sagt der neben mir.
    Ich gehe einen Schritt zur Seite. Wenige Meter neben dem Geschehen steht ein bulliger Gefangener. Er ist breit wie ein Kasten und hält einem anderen ein Messer gegen den Hals.
    »Da Oide von dem Buam«, sagt derjenige neben mir.
    Es ist vorbei. Der Beamte saß im Dienstzimmer. Er wurde nicht aufmerksam, wie? Er hätte nichts sehen können und auch nichts hören. Zwei gehen gleichmütig

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