Der Minus-Mann
vorbei. Einer kennt mich.
»Seavas, wia gehts da denn, host gsegn des Scheißtiar, olleweu umanaundadaunzn, mit Oarschwoggln und so, na bei mia net, bei mia is a pudat«, sagt er und lacht.
»Richtig«, sage ich … warum nicht.
Manche der Jungen tragen Reizwäsche. In der Schneiderei nach Pariser Muster angefertigt. Damit tanzen sie in den Zellen auf den Tischen harten Strip, dann wandern sie von Bett zu Bett, von Schwanz zu Schwanz und genießen es. Es gibt auch Stars wie Monika, die werden vergöttert. Monika ist zwanzig und der femininste Mann, den es gibt, vollkommen haarlos, runde Hüften, Minischwanz, Mädchenschnauze, irrsinnig zärtlich und kann blasen, daß einem die Knie davonschwimmen. Er saugt einem das Mark aus dem Rücken. Er ist eine Nutte und hat Höchstpreise. Er verdient, was er will. Es gab einige Stechereien wegen ihm.
Ich besorge mir über einen Beamten eine Orchidee. Einen Tag darauf tänzelt der Puppenarsch vorüber. Ich kenne seine Vorliebe für ausgefallene Geschenke.
»Prinzessin, ich hab’ etwas für dich«, sage ich und zeige ihm die Schachtel.
Er ist wie eine Frau. Die Neugierde treibt ihn in die Abwaschzelle, dann öffnet er den Karton. Das Mädchengesicht zerfließt.
»Willst du?« fragt er.
Ich schicke ihn zu meiner Zelle, dann gehe ich ihm nach. Mein Schwanz liegt hart quer in der Hose.
Ich lasse die Hose fallen. Er kniet vor mir, kaum spürbar berührt er den Schwanz. Seine Hände kreisen, streicheln über die Arschbacken, den Anus, die Eier, die Schenkel, die Kniekehlen. Sein Mund bricht auf. Warme, dann heiß saugende Feuchte um die Eichel, hartes Reiben der Zähne an der Vorhaut, heißer Speichel um mein Glied. Vor meinen Augen ist ein Schleier. Hart ist der Druck seiner Finger gegen die Schwanzwurzel, pumpt Blut in meine zum Platzen geschwollene Eichel. Wellen kommen aus der Mitte, glühende Nadeln. Seine Hände klammern, steigern, krallen. Die Wellen erreichen das Gehirn. Sein Mund ist Feuer, und ich falle in einen heißen Schacht. Schmatzendes Saugen, und er schluckt. Wohlige Schauer laufen über mich, er saugt, weich und zärtlich. Ich bin so standsicher wie ein Pudding in der Kurve. Ich lege mich auf das Bett.
»War es schön?« fragt er dumm.
»Ja, Scheißtierchen, die Orchidee war es wert«, sage ich, dann schicke ich ihn weg.
Georg, Zuhälter und Gewalttäter, Motto: »I schlog eahm nieda«, drei Jahre Gefängnis hat er und anschließend fünf Jahre Arbeitshaus, hat es satt, ein Idiot zu sein.
»Wauns’d do zum blattln aunfaungst und nocha zum Lesn, mearkst earst wia teppat ois’d bist«, sagt er zu mir und liest zu Beginn Schopenhauer … dann Kant. Er hält mir einen Vortrag. »Rechtschreim«, sagt er geringschätzig, »auf des wiard gschissn, a Oigemeinbüdung brauchst, vastehst.« Er sitzt beim Tisch und blättert in dicken Wälzern, die er aus der Gefängnisbibliothek angeschleppt hat.
»Jetzt les i den Schopenhaua … dea is leiwaund, dea scheißt auf de Weiba genauaso wia’ri. Da Kant … najo, dea is net anfoch, dea hot Setz do brauchs an Foahrplan«, er kratzt sich gedankenvoll am Hinterkopf.
»… Viarazwanzg Zeuln a Sotz … do brauchst an dea da de Zwischensetz nochtrogt … oba guat is a trotzdem … den … woart amoi«, er blättert in einer der Schwarten, »aha … do is dea Scheißdreck … ka … te … go … ri … scha Imperativ, den hob i zehnmoi glesn, dea stimmt genau … dea Mensch woar ka Trottl net«, sagt er und nickt bedächtig.
Georg wäscht sich seit neuestem täglich fünfmal den Oberkörper, seltener die Füße. Er lernt Latein und produziert Liegestützen und Kniebeugen in Mengen.
»Mens sana in corpore sano«, trompetet er und bestraft jeden, der ihn fragt, was das heißt, mit Nichtachtung.
»Es werds olleweu Teppn bleibn«, resümiert er bündig.
Er fühlt sich wohl. Ich mache mir Sorgen um ihn.
Da ist Rudolf, ein älterer Gefangener. Er spricht fünf Sprachen. Wegen Betruges hat er sechs Jahre. Man hat ihm auch den Doktorgrad genommen. Mit seinem weißen Kinnbart sieht er aus wie ein Gelehrter. Georg kann ihn nicht riechen,
»Woart nur, in drei Monat waß i sovül wia dea«, sagt er.
Die anderen glauben, daß sich das wieder legt. Ich nicht. In einigen Monaten wird er auf dem Nordflügel in einer Einzelzelle endlose Monologe halten … aber ich habe mir ja Sorgen gemacht.
Es geschieht häufig, daß Gefangene sich einige Zeit etwas sonderbar benehmen, kein Mensch regt sich auf. Am allerwenigsten der Arzt.
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