Der Minus-Mann
geh’n wir«, sage ich.
»… aber, warum willst du gehen?« Er dreht die Brustwarzen seiner Partnerin, einer fülligen Blonden, zwischen den Fingern.
»Komm«, wiederhole ich. Er zieht die zweite Hand aus der Blonden, er hatte sie zwischen ihren Beinen, läßt die Brust aus und steht auf. »Okay. Ich gehe mir bloß die Hände waschen, wart auf mich.«
Ich gehe auf die Straße. Es ist Nacht, farbige Lichtkaskaden fallen über mich her. Ich rauche, plötzlich schaue ich in ein lachendes, helles Mädchengesicht – sie ist vorbei, wendet den Kopf, ihr Begleiter zieht sie eng an sich. Der ungewohnte Alkohol drückt gegen die Stirn. Ich werfe die Zigarette in den Rinnstein, dann kommt Peter.
»Gehen wir in die Orchidee, da kenn’ ich zwei Hasen«, sagt er. Wieder das gleiche Dämmer, verschlissene Plüschsitze, ein zu serviler Ober; zerknitterte Augen über dem zerknitterten Smoking – alles schäbig – die beiden Animierhasen zu blond, zu routiniert. Was will ich – Ansprüche stellen – das Lachen und das Kotzen warten nebeneinander in der Kehle – los, los … ich will mich besaufen … will dieses Scheißvakuum aus dem Schädel bekommen … Mädchen, küß mich … nicht so, da kommt mir das Essen hoch, so, mein Kleines … langsam, zärtlich, wenn du weißt, was das ist … ja, natürlich, ich weiß, daß du im Geschäft bist, und da hat alles seinen Preis. Die Mädchen schütten den sauren Wein in sich hinein, ich trinke dann Whisky. Meine Blonde hat Grübchen, wenn sie lacht, das macht ihre Schnauze erträglich. Sie ist betrunken – »kommst du zu mir, du küßt so irrsinnig zärtlich, kannst du gut lecken?« flüstert sie, ihre Augen schwimmen, ihre Fut ebenfalls. Ausfluß oder Erregung. Ich tippe im stillen auf eins plus zwanzig Prozent zwei. Plötzlich springt sie auf, ich mit, sie hat meinen Schwanz nicht losgelassen. Der Ober klärt servil den Zwischenfall. Peter bezahlt, die Mädchen kommen mit uns.
Peter steckt mir tausend Schilling in die Rocktasche.
»Für morgen, meine Telefonnummer hast du, ruf mich an, tschau.«
»Mach ich, tschau.«
Das Mädchen wohnt nur ein paar Schritte weit. Ihre Wohnung ist klein, aber sauber. Auch eine Dusche gibt es. Sie kocht Kaffee, ich dusche. Sie schaut mir zu. »Warum bist du so weiß, jetzt mitten im Sommer, warst du im Hefen?« fragt sie.
»Ja, stört es dich«, sage ich langsam.
»Wie lange warst du eingesperrt?«
»Fünf Jahre mit drei Wochen Ausgang zum Bundesheer«, sage ich.
»Fünf Jahre – und seit wann bist du heraußen?«
»Seit vier Tagen«, sage ich.
Sie küßt meine Schultern, die Brust, den Bauch, das Glied, dann zieht sie mich zum Bett. Ich liege auf dem Rücken. Sie zündet mir eine Zigarette an.
»Ich bring’ dir den Kaffee«, sagt sie und geht. Ich trinke, dann lösche ich die Nachttischlampe. Ein Autoscheinwerfer malt den Schatten eines einzelnen Kreuzes gegen die Wand. Es ist vorbei, keine Gitterschatten mehr an den Wänden. Es ist vorbei, kein Guckloch mehr in der Türe, kein Schlüsselklirren, der Ring lockert sich. Ich lehne im Polster, das Madchen steht im Türrahmen, ich knipse die Leuchte an.
Ihre Haare sind lang und blond und seidig. Ihr Gesicht ist nun klar, mit großen Augen, einem schweren Mund. Ihre Brüste schimmern durch das Baby Doll.
»Komm her«, sage ich. Meine Hand greift ihren festen Arsch. Ich streife den dünnen Fetzen von ihrem Körper, langsam – wie lange habe ich doch darauf gewartet – streifen meine Lippen von Haut zu Haut. Meine Zunge ist auf Poren und weichem Haar und Zähnen und Feuchtigkeit. Ich habe Zeit – alle Zeit –, die Sehnsucht ist in der Kehle, in den Händen, den Fingerspitzen. Das Mädchen zittert, lächelt, es geschieht ihr für sich – mir ist es Beginn – Urgeschehen – mein Schwanz ist hart in ihrem Mund, ihrem Körper, zwischen den Brüsten, unter den Armen, im Arsch – ihre Nägel krallen in meinen Bauch, den Rücken – sie schreit in mein Stoßen – dann falle ich in ein heißes, schwarzes Loch – der Blitz spaltet mein Begehren – ihre Zähne sind in meiner Schulter – ein Gemisch von Votze und Scheiße und Sperma schmiert in mein Denken – Haar liegt auf meinen Augen, ein Schimmer Licht, die rosa Warze vor meinem Mund.
Der Druck ist fort. Es ist kühl an meinen Schläfen. Mein Gesicht ist vergraben in Haut.
»Woran denkst du?« fragt sie.
»An nichts«, sage ich.
»Gibt’s dich eigentlich – deine Hände- und das andere?« sagt sie.
Ich sage nichts. Sie
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