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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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des, du hirnloses Dirnentier – na, an Dreck begreifst du. Geh, Erna, gibt mir noch was zu trinken, de Gschissane mocht mi miad mit iam Krambambuli«, sage ich und trinke einen Weinbrand.
    Mia mault vor sich hin, Monika streckt endlose Beine in einem fast nicht vorhandenen Mini und gähnt. Trixi fragt mich nach einem Arzt, der Abtreibungen macht.
    »Ich werd schauen«, sage ich. Ich kenne da einen, der hat vierhundert Abtreibungen gemacht, er müßte auch schon aus dem Knast heraußen sein. In einem meiner Briefe, die ich aus dem Gefängnis gebracht habe, steht seine Adresse.
    »Wann kommt die Helga«, frage ich.
    »Die is beim Friseur, vielleicht kummts in ana Stund«, sagt Mia und spreizt die Beine bequem. Der Hund streckt die Schnauze an ihr Höschen.
    »Der wird dir einmal den Juden abbeißn«, sage ich. Sie lacht.
    »Wasst wie guat der leckn kann, der hot an Zunganschlog wira Eidaxl«, sagt sie. Sie lachen alle. Ich gehe in die ›Fiakerbar‹ nebenan. Der Loisl, ein Bekannter, steht am Gehsteig, lehnt gegen ein weißes Auto.
    »Servas, schen dasd wieda do bist.« Er hat fünf Jahre hinter sich, wegen einer Notzucht, die man nie bewiesen hat, aber man weiß ja, wie so etwas von der Polizei gedreht wird.
    »Servas«, sage ich und gehe ins Halbdämmer der Bar. Einige Zuhälter spielen Karten. Jancsi, der clevere Ungar, stützt sich auf den Tresen. Peter ist nicht zu sehen.
    »Servus, trink ma wos«, sagt er in weichem, ungarischem Wienerisch, und »du druckst di jetzt a eini ois Strizzi. Host scho a Oide? Wia ma di oghoit hom, woarn do drei Wuchtschnitzln, richtige Stuatn, a trum Duttl, a hocha Oarsch, scheene Lauf, a potzn Schedl … warum bist net glei kumma, de ane is beule, die aundern zwa san noch Deitschland gfoahrn. I foahr a nexte Wochn, kummst mit«, sagt er und schiebt mir einen Weinbrand her.
    »I mecht vurher no mitn Helmut redn«, sage ich und trinke.
    »Brauchst a Puffn, jo, guat, bring i da muagn«, sagt er. Wir reden noch eine Weile über die Huren und übers Geschäft.
    Ich gehe aus der Bar, das Stück zum Lugeck. Etwas verwundert schaue ich auf die Gutenbergstatue über dem Brunnen. Die Tauben haben ihn immer noch nicht zugeschissen. Durch die Ertlgasse schlendere ich zum Bauernmarkt, zum Petersplatz, biege dann in den Graben ein. Vor dem ›Chattanooga‹ treffe ich zwei Bekannte. Mit einem von ihnen gehe ich ein Stück gegen den Stephansplatz.
    »…  wenn du mir das Bild morgen gibst, kannst du in zwei Tagen den Führerschein haben, also um zwei im Schwedenespresso«, sagt er.
    Im Chattanooga ist es heiß. Ich sitze an der Bar, der Wodka ist ungewohnt, ich schaue ins Geschiebe der Tanzenden. Ich warte auf eine langsame Nummer, dann hole ich eine langhaarige Schwarze mit steilen Brüsten.
    Mein Schwanz steift sich in ihren Schritt. Sie zögert einen Augenblick von mir weg, dann schmiegt sie sich eng an mich. Das Blut spült die Musik aus meinen Ohren – dann ist die Platte zu Ende –, sie geht lächelnd aus meinen Händen zurück an ihren Tisch. Ich hole sie später noch mal, doch die Musik tötet den Versuch zu sprechen. Ich streiche über ihren Hintern, ziehe sie eng an mich. Ihr Mund ist weich und heiß. Ich dränge sie zur Bar.
    »Da kommt mein Begleiter«, sagt sie und deutet über meine Schulter. Ein junger Mann, etwa fünfundzwanzig, ziemlich breit gebaut, offenes Gesicht, bahnt sich einen Weg zur Bar.
    »Komm, Doris!« sagt er und sieht dabei mich an. Ein klarer, sauberer Junge mit weißen Zähnen. Ich drehe ihm den Rücken zu.
    »Geh mit ihm, er paßt besser zu dir«, sage ich zu dem Mädchen. Sie macht ein bißchen große Augen.
    »Also dann, tschüß«, sagt sie. Er nimmt ihren Arm.
    Sie gehen zur Tanzfläche. Über seine Schultern lächelt sie mir zu. Dann steht Helmut neben mir an der Bar. Er kostet das Wasserfarbene in meinem Glas, schüttelt sich.
    »Einen großen Cognac«, sagt er zu dem Wesen, welches, nur aus Dekollete und Beinen bestehend, hinter dem Tresen kauert.
    »Ich hab dir Geld gebracht. Sechstausend, bis du mal Land unter den Knochen hast. Mit dem Zurückgeben hast du Zeit. Ich gehe wieder auf sechs Monate nach Düsseldorf, dort rollen die Kohlen besser«, sagt er.
    »Jancsi geht nach Hamburg, hast du gehört?« sage ich und stecke die Scheine ein.
    »Mhm, ein schöner Hase, das da drüben.« Er zeigt auf Doris.
    »Die ist vor zehn Minuten noch auf deinem Barhocker gesessen, dann ist ihr Othello aufgekreuzt und hat sie vergattert«, sage ich.
    »Bist du nicht

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