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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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links an der Tür steht ›Kanzlei‹.
    Ich öffne die Türe, hinter einem Schreibtisch sitzt ein junger Mann. »Guten Tag«, sage ich, »mein Name ist N. für mich wurde hier etwas reserviert.«
    »Ha, ha, ha, ist das ein Witz«, der Mann lacht, er hat braune Zähne, »hier gibt es keine Reservierungen. Wenn du ein Bett findest, schläfst du eben darin. Nummer 69 ist dein Bett und dein Spind. Durch den Gang rückwärts über den Hof und die Treppe hoch.« Er vertieft sich in eine Zeitung. Ich gehe den angegebenen Weg. Aus einem Zimmer kommt mir ein junges Mädchen entgegen. Ihr Haar ist zerzaust, der Pulli schmuddelig, der Rock kurz. Sie sieht mir nach. Ich gehe über den Hof und die Treppe hoch. Überall liegt Dreck herum, ein penetranter Mief nach Schweißfüßen macht sich bemerkbar. Von der Treppe weg führt ein Gang, links davon sind die Zimmer, rechts an der Wand stehen Spinde. Auf einem der Zimmer steht – Nr. 68-71. Ich öffne die Türe. Im Bett Nr. 69 liegt einer und schläft. Er hat die Decke bis über die Ohren gezogen. Von Leintüchern kein Spur. Im Raum stinkt es nach Rum. Ich stoße den Schlafenden mit dem Schuh. Er fährt hoch.
    »Bist teppat, wos trittst ‘n do umanaunda. Ge scheißn und loss mi schlofn.« Er rollt sich wieder in die Decken. Ein unsanfter Empfang, die Bewohner dieses Heimes kommen scheinbar auch aus dem Knast. Ich trete etwas fester zu. Der Bursche fährt hoch und schlägt gegen meine Eier. Der nächste Tritt trifft ihn voll ins Gesicht. Er fällt gegen die Wand.
    »Schau dir die Leute an, bevor du sie beschimpfst.« Ich schlage die Türe hinter mir zu, dann verlasse ich das Haus.
    Wenn ein Mädchen im superkurzen Mini an mir vorübergeht, stockt mir der Atem. Wie ein Idiot schaue ich dann hinter ihr her, mit schmerzenden Eiern und zuckenden Händen.
    Mit Röhrlhosen, wie sie fünf Jahre vorher modern waren, gehe ich durch die Stadt. Kein Mensch trägt heute mehr so etwas. Am Nachmittag gibt mir Mutter Geld.
    »Du brauchst doch etwas zum Anziehen, aber kauf dir etwas Vernünftiges, was du zum In-die-Arbeit-Gehen anziehen kannst.«
    Ich sage nichts, es würde nichts ändern. Ich kaufe mir eine Hose nach der letzten Mode, dazu eine Jacke – praktisch und solid –, ohne Freude steige ich in die neuen Klamotten.
    Abends fahren Mutter und ich nach Hause. Die Jahre, die ich nicht da war. Nichts hat sich verändert, bloß einige Bilder meines Vaters hängen in jedem Zimmer.
    »…  und wenn du nicht in Wien bleiben willst, dann richtest du dir hier ein Zimmer ein, ganz wie du es möchtest«, sagt Mutter. Die Wohnung erstickt in erinnerungsbeladenem Ramsch. ›Nein, hier werde ich nie wohnen können, genau wie ich da nie zu Hause war.‹ Man sagte eben zu oder nach Hause, doch nichts war hinter den Worten. Am nächsten Tag besuche ich Jutta. Zwischen uns liegt mehr als die Jahre, die ich weg war und die sie älter ist.
    Ich sitze auf dem Sofa, sie gegenüber in einem Fauteuil. Ihre Haut glänzt, der Hals ist faltig, mit den Händen greift sie sinnlos ans Tischtuch. Ich stehe auf, greife ihr unter den Rock, unter das Höschen, sie ist naß. Ein anderer streift sich die Hose ab, Socken und Schuhe, das Hemd. Ein anderer greift an ihre Brüste, steckt ihr den Schwanz in die glitschige, heiße Möse. Ich küsse sie nicht, mein Schwanz ist halb steif – kann ich nicht mehr –, der Strahl spült mich für Sekunden aus der Zeit, dann ist es peinlich, nicht mehr. Sie weint, »ich habe auf dich gewartet« – es ändert nichts, ich gehe.
    Am anderen Tag fahre ich in die Stadt, gehe in die Bar, in der meine Freunde sind. Ein dämmriger Schlauch, die Bar ist leer, beim Musikautomaten stehen zwei Nutten.
    Kurz darauf kommt Peter, wir geben uns die Hände.
    »Ich habe Geld, los, komm«, sagt er. Nach vielen Gläsern Wein und Whisky, anderen Lokalen, ist nichts beweglicher, gewichtsloser. Ich lehne wie ein Sack vor meinem Glas. Dann wieder eine Bar. Ein Mädchen sitzt bei mir. In der finsteren Bar ist sie schön. Langes Haar, viel Fleisch, ein weicher Mund. Sie steckt mir die Zunge in den Hals.
    »Kannst du nicht nett dreinschauen, du bist so ruhig …«, sagt sie. Sie trägt ein langes, hochgeschlitztes Kleid. Ich schiebe meine Finger in ihre Spalte. Sie holt meinen Schwanz hervor, reibt daran.
    »Du«, sagt sie, »spritz’ mir nicht aufs Kleid.«
    Ich spritze in ihre Hand und auf den Boden. »Wart«, sagt sie, »ich komm gleich«, dann geht sie. Ich nehme Peter an der Schulter.
    »Los, komm,

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