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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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setze mich an den Bettrand. Die Leuchtziffern meiner Uhr zeigen auf drei.
    »Ein Mädchen«, sage ich flüsternd. Ich gehe zum Fenster.
    Die Nacht hängt düster hinter den Scheiben. Nebel und Wind. Lampen schwingen über den leeren Straßen. Ein Mädchen, na und. Gebärde dich nicht wie ein wildgewordener Vater! Dieses Kind ist dir genauso egal wie das Mädchen da hinter dir. Was ist dir nicht egal? … »ich«, sagt die Stimme, aber ich höre nicht hin … mit Wodka spüle ich die Bitterkeit weg, dann bin ich müde und leer …
    »Das wird ein riesiges blaues Auge«, sagt Cha-cha vom Spiegel her. »Ich weiß gar nicht, ob ich das überdecken kann.«
    »Besorg mir einen starken Kaffee, aber nicht diesen Negerschweiß, wenn dich jemand fragt, sag, du bist gegen eine Tür gelaufen«, sage ich. Der Satz ist mir vom Polizeiarzt in Wien geläufig.
    »Außerdem«, ich richte mich auf die Ellbogen auf, »geht das niemand etwas an.«
    »Es wird auch niemand etwas sagen«, sagt sie und macht die Türe zu.
    Über dem Frühstückstablett die großen Brüste der Serviererin. Sie sieht auf meine nackte Brust, lächelt.
    »Der Kaffee ist sehr stark«, sagt sie.
    »Na, hoffentlich«, sage ich und setze mich auf. Ich verschiebe die Decke. Sie schaut auf mein steifes Glied.
    »Ach, Verzeihung«, sage ich langsam. Jetzt hat sie Farbe in den Wangen. Cha-cha kommt durch die Türe. Die andere geht hastig.
    »Was war denn?« fragt Cha-cha.
    »Nichts, vielleicht mag sie keine nackten Männer«, sage ich.
    Ich gehe pinkeln. Die wassersteife Herrlichkeit beruhigt sich.
    »Läßt du dich scheiden?« sagt sie mit der Tasse in der Hand. Mir fällt beinahe die Semmel hinunter.
    »Warum … ja, irgendwann sicher«, sage ich vorsichtig.
    »Einmal hast du gesagt, du wirst mich heiraten«, sagt sie schwach lächelnd. Jetzt verstehe ich. Wenn das Kind da ist, rechnet sich das Mädchen keine Chance aus … oder will sie nur Versuchsballons erproben … bitte.
    »Da war ich betrunken«, sage ich leicht.
    »Nein, da warst du sehr nüchtern und auch sehr entschieden«, sagt sie.
    Ich kann mich nicht erinnern, aber möglich ist es schon.
    »Laß den Blödsinn. Ich will die Mittagszeitungen haben, wenn es welche gibt, klar?« sage ich und denke an die großen Brüste.
    Mein Arm schmerzt im Schultergelenk immer noch von dem Schlag, und die Hand ist geschwollen. Cha-cha packt. Ich sitze unten, trinke Wodka und versuche, mit dem runden Hintern einig zu werden.
    »Ich habe einen Freund, der ist bei der Bundeswehr«, sagt sie und streichelt das Medaillon. Sie ist ein gesundes, robustes Ficktier mit militärischem Gewissenskonflikt.
    »Trinken Sie immer?« sagt sie und kommt langsam zum Tisch. Sie zerreibt die Schritte ganz oben zwischen den Beinen.
    »Wenn ich nicht gerade mit einer Frau im Bett bin, ja«, sage ich. Sie lacht unsicher.
    »Und Ihre Leber«, sagt sie. Meiner Leber … was hat meine Leber, ach ja.
    »Ich habe eine Abmachung mit ihr … ich habe versprochen, nichts über sechzig Prozent zu trinken, und sie läßt mich bis zu meinem schmerzlosen Ende in Frieden«, sage ich. Dann lacht sie nicht mehr. Die Arme auf die hölzerne Trennwand zwischen den Nischen gelegt, sieht sie mich starr an.
    Ihr Gesicht ist zwischen meinen Händen. Ich küsse ihren Lippenrand entlang … den Haaransatz an den Schläfen … dann sauge ich mich in ihren Mund. Ihr Körper ist warm und fest.
    »Du würdest nie warten …«, sagt sie abgehackt.
    »Bis du deine halbseidenen Bedenken überwunden hast?«
    »Nein«, sage ich.
    Sie hat ihr Zimmer im zweiten Stock.
    »Nach dem Essen«, sage ich. Sie nickt, zittert unter meinen Händen. Dann lasse ich sie los.
    »Hier gibt es keine Mittagszeitungen. Setz dich in den Wagen und hol welche von München«, sage ich. Cha-cha kämpft mit dem Gepäck.
    »Hilfst du ihn mir zumachen?« sagt sie, am Koffer sitzend. »Du hast gesagt, ich darf mir das Kostüm kaufen. Ich möchte dich so gerne überraschen«, sagt sie. Wir schließen gemeinsam den Koffer,
    »Meinetwegen«, sage ich einsilbig. Sie legt mir die Arme um den Hals, drückt sich gegen mich.
    »Mach dir keine Gedanken, ich werde viel verdienen. Ich versprech’ es dir«, sagt sie mir ins Ohr. Ich schiebe sie von mir. Cha-cha hat das Fenster geöffnet.
    Ein Windstoß streift mich wie eine feuchtkalte Hand. Beim Essen plaudert Cha-cha von Nebensächlichkeiten. Ich vermeide, die andere anzusehen. Cha-cha plaudert mit ihr über Salate. Ich habe keinen Appetit.
    Die Zigarette schmeckt

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