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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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fette Knaben mit Zeit und Geld. Ich brauche Geld. Bei Otto im ›Alkron‹ habe ich mir Paß und Führerschein bestellt, die ›Flebben‹ sind teuer und nicht original, aber ich brauche sie dringend.
    Der Ober bringt den Kaffee. Heiß und schwach. Ich klopfe mit dem Feuerzeug gedankenlos gegen die Marmorplatte des Tisches. Eine alte Dame hebt mißbilligend ihr Gesicht aus der Zeitung. Ich schaue böse zurück und klopfe weiter. Sie versenkt sich wieder kopfschüttelnd in die Zeilen.
    Verkriechen ist kostspielig. Ich wohne mit Cha-cha in einem Privatzimmer am Bisamberg. Gute Luft, nette, neugierige Leute.
    Cha-cha verdient zweitausend am Tag. Tausend streue ich in die Gegend. Wodka und Stunden am Albener Hafen. Ich sitze im Auto und starre allein in die braune Donau.
    Zweimal war ich im Krankenhaus bei ihr. Das Kind sieht aus wie ein Affe. Sie war beleidigt, aber für mich sieht es so aus. Die Schwestern sehen mich komisch an. Dann erfahre ich, die Polizei war vor mir bereits da.
    Manchmal bin ich nüchtern, wenn Cha-cha kommt, meistens aber betrunken und aggressiv.
    »Du liebst mich nicht mehr«, sagt sie und weint sich in den Schlaf.
    Der Ober schaltet die Lampen ein. Aus dem Plüsch staubt die Langeweile. Die Blonde scheint enttäuscht. Außer einem Fettnacken drei Tische weiter ist kein Opfer zu sehen. Sie zieht sich energisch den Rock über die Schamhaare. Der Wind treibt am Trottoir eine leere Zigarettenschachtel vorbei. Leise klicken Billardkugeln im Nebenraum. Ich bestelle ein Bier. Es ist acht Minuten vor elf Uhr. Ich ziehe mir den linken Socken hoch. Die dicke Frau am Tisch neben dem Eingang kratzt sich diskret am Busenansatz. Ich zünde mir eine Zigarette an und trinke von meinem Bier.
    »Du saufst olleweu allanich … geh a bissl unta Leit«, hat mir Otto vorgeworfen. Ich will niemanden sehen und reden … nach ein paar Gläsern rede ich mit jedem oder schweige und warte auf etwas, was nicht geschieht …
    Helmut war aus Düsseldorf da.
    »So hoitst di kane vier Wochen … kumm mit mia«, sagt er.
    Ich habe nur den Kopf geschüttelt.
    Ich bezahle. Dann fahre ich über den Ring zur Oper.

7. November 68.
    In zwei Tagen bin ich vierundzwanzig, als hätte das eine Bedeutung. Hinter mir hupen Autos … ach ja, es ist Grün.
    Ich sitze im Biedermeier, trinke Wodka und sekkiere Mias Pudel. Sie poliert ihre Nägel und plappert Unsinn. Lore schleppt einen verlegenen Knilch durch den Seitenausgang ins Hotel hoch. Erna gähnt und nimmt sich eine Zigarette aus meiner Schachtel.
    »Ka Geschäft«, sagt sie. Monika schaukelt zur Musikbox und wirft Münzen ein. Rasselnd setzt die Lärmtruhe ein. Tom Jones. Der Pudel japst. Mia lüftet Brauen. Da kommt Helga. Sie betrachtet mich langsam.
    »Du bist?« sagt sie. Ich schaue auf ihre Brustwarzen. Sie sind deutlich unter dem dünnen Pulli gereckt. Sie setzt sich zu mir. Schwarzes Nylon reibt auf schwarzem Nylon. Ihre Augen sind braun, seicht und hungrig.
    »Kommst du jetzt öfter?« fragt sie leise.
    »Schon möglich«, sage ich unbestimmt. Erna gibt mir ein gefülltes Glas. Ich trinke, gehe, ›When a man loves a woman‹ weht mir durch die Türe nach.
     
    Wir ziehen in ein Hotel nach Korneuburg. Ich schreibe meinen neuen Namen auf den Meldezettel. Hans Jürgen Koch, der Paß ist gut, der Führerschein weniger, aber ich habe ja zwei.
    Cha-cha hat Blutungen.
    »Kann ich aussetzen, ich müßte zum Arzt«, sagt sie.
    »Nein, vielleicht in einigen Tagen, jetzt auf keinen Fall«, sage ich.
    »Du, ich will ein Kind haben … ich will mich nicht kaputt machen … weißt du überhaupt, was du von mir verlangst … jeder Gummi ist voll Blut und die Handtücher in den Hotels, die ich unterlege, auch … gestern bin ich in der Spinne zweimal ohnmächtig geworden … ich kann nicht mehr … hörst du … ich kann nicht mehr«, sagt sie laut schluchzend. Ihre Augen sind tief und weh, wie die eines gemarterten Tieres.
    »Hör zu, ich brauche das Geld, klar?« sage ich. Sie schiebt ihren Kopf gegen mich.
    »Das bist doch nicht du. Du liebst mich doch«, weint sie. Ich ziehe sie auf mich, dringe in sie ein. Tief und hart. Sie schreit auf, dreht sich von mir. »Bitte, ich halte es nicht aus«, wimmert sie. Mein Schwanz ist voll hellem Blut. Ich spüle ihn an der Wasserleitung.
    »Heute kannst du im Bett bleiben. Morgen gehst du und wenn ich dich an den Ohren festnageln muß, daß du nicht umfällst«, sage ich und fahre nach Krems - Stein.
    Vor eineinhalb Jahren habe ich einem

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