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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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mich ins Auto, fahre ins Hotel, packe die Koffer, trage sie ins Auto, dann verschwinde ich.
    Tags darauf, höre ich später, kam die Polizei. Tagelang spült es mich durch die Stadt. Walter hat für mich herausbekommen, daß Cha-cha in Klosterneuburg ist. Ich schicke ihn mit dem Auto hin, er soll sich die Gegend ansehen.
    »Nichts zu machen, die rufen sofort die Polizei an«, sagt er zu mir.
    Ich sitze im Biedermeier. Helga tröstet mich.
    »Ich will dich sehen«, sage ich am Telefon zu meiner Frau.
    »Die Kleine schläft noch nicht. Ich komme später«, sagt sie. Ich lege auf. Dann fahre ich vor das Haus und warte. Sie kommt aus dem Haus, sitzt neben mir.
    »Und deine Tochter interessiert dich nicht«, sagt sie.
    »Nein«, sage ich und lege die Hände um ihr Gesicht.
    »Die Polizei kommt jetzt nur noch selten. Ich habe gesagt, daß wir uns nicht mehr sehen. Komm in die Wohnung«, sagt sie.
    Pudel und Schwiegermutter und Wiege. Fläschchen und winzige Hemden und Strampelhosen.
    »Ein Brief von deiner Mutter ist da«, sagt sie und gibt ihn mir. »…  ich bin seit zehntem Dezember im Krankenhaus und werde bald operiert …. möcht’ ich dich gerne sehen … es ist nur eine kleine Geschwulst in der linken Achselhöhle, aber ich weiß es besser, komm … in Liebe umarmt dich Mutter.‹
    »In zwei Tagen ist die Taufe. Du bist doch da?« sagt sie und setzt sich zu mir.
    Mutter hat Krebs. Sie wurde schon einmal operiert. Die ganze Brust wurde ihr weggeschnitten. Ich rufe im Krankenhaus an. Es meldet sich ein Arzt. Er behandelt Mutter seit Jahren.
    »Sie wartet sehr auf Ihren Besuch. Es geht ihr nicht sehr gut, aber … Herr N. da waren zwei Herren, die nach Ihnen gefragt haben. Wir wurden ersucht, die Polizei zu verständigen, wenn Sie ins Krankenhaus kommen. Rufen Sie vorher an, ob Sie mich erreichen können«, sagt er.
    Die Kreise, mein Junge, werden enger. Sie haben Zeit und sind viele.
    Das Kleine sieht gar nicht mehr wie ein Affe aus.
    »Du kannst es ruhig fester halten, du zerbrichst es nicht«, sagt die Frau. Das Baby gummelt, und ich stehe irgendwo und schaue mir zu, wie ich es schaukle und halte. Der Schweiß rinnt mir über den Rücken. Sie nimmt es mir aus den Händen und legt es in die Wiege. Ich beuge mich über ihre Schulter und schaue in das runde, zufriedene Gesicht mit dem dunklen Flaum darüber.
    »Ich bitte dich, geh selbst zur Polizei … und bring das hinter dich … wir brauchen dich doch … ich brauche dich«, sagt sie an meinem Hals.
    »Nein«, sage ich.
    Tags darauf rufe ich wieder im Krankenhaus an. Der Arzt ist für eine Woche weggefahren. Ich schreibe an Mutter, daß ich kommen werde.
    Zur Taufe tauchen eine Menge Verwandte auf. Die Stimmung ist voll Rührung und Schmalz. Ältliche Tanten weinen. Maria-Christiane muß das Mädchen heißen. Es heißt so. Mein Schwiegervater ist vor mir besoffen, und ich habe mir solche Mühe gegeben. Später werde ich dann nüchtern und fahre eine ältliche Tante nach Hause. Sie keift wegen meiner Fahrweise. Ich lasse den Wagen durch zwei Kurven schlittern, dann ist sie ruhig, vielleicht betet sie. Erleichtert stürzt sie aus dem Wagen. Am Praterstern hält mich eine Polizeistreife an. Routinekontrolle. Ein junger Beamter starrt mißtrauisch das Bild auf dem Führerschein, dann mich an.
    »Ihre Nummerntafel ist stark verschmutzt, die sollten Sie mal reinigen«, sagt ein anderer von rückwärts.
    »Mach’ ich, Herr Inspektor«, sage ich und fahre.
    Vor dem Haus steht eine Funkstreife. Ich schlängle mich vorbei und biege rechts ein. Der Wagen kommt ums Eck. Ich gebe Gas. Rechts, Schüttelstraße, dann Rotundenbrücke … fahrt nur, ihr Knilche, ich habe Frontantrieb … der Wagen rutscht, ich schlage mehr ein … Erdbergerlände … dann gegen die Einbahn … wieder links, dann rechts Erdbergerstraße … ich sehe niemanden mehr …
    Wassergasse … Neulinggasse, beim Modenapark biege ich ein, halte an und steige aus. Schräg vis-a-vis ist eine Telefonzelle.
    »Was ist los«, sage ich.
    »Irgend jemand hat sie angerufen, daß du hier warst, wahrscheinlich vom Haus«, sagt sie leise.
    »Mach dir keine Sorgen, ich ruf später wieder an«, sage ich.
    Ich fahre zu Walter, vorsichtig, Nebenstraßen. Er schuldet mir noch Geld.
    »Di gibts a no«, sagt er unwillig, als ich ihn herausläute.
    »Ich brauche eine Bleibe … für ein paar Tage«, sage ich.
    Er legt den Finger an die Lippen, deutet zu einer Türe.
    »Heast, waun i alanich wa, sofuat, oba i hob jetzt a

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