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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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gepackt. Jetzt klingelt auch noch das Handy. Ah, das Ladekabel!
    »Ja? Hallo Papa!«, Marc ist genervt, drei Wochen Trainingslager liegen vor ihm. »Nein, habe ich nicht vergessen. Den Werbevertrag? Können wir nicht nach dem Lager darüber reden? Okay! Gut dann ruf ich dich am Wochenende noch mal an. Gib Mutter einen Kuss von mir.« Noch im Gespräch mit seinem Vater verstaute Marc seine Taschen im Auto. Dann raste er zum Club. Drei Wochen lang, dreimal täglich Training. Er würde diese drei Wochen wie in einem sicheren Vakuum verbringen. Jeder Schritt, jede Mahlzeit wurde fremdbestimmt. Diese Art des Lebens hatte für ihn bisher immer einen enormen Reiz gehabt. Auf das Training selbst freute er sich ja. Kaum hatte er seinen Wagen geparkt, schrie ihm René schon entgegen: »He, du! Siehst ja aus, als hättest du eine Solarium-besitzerin drei Wochen lang in ihrem Laden gevögelt!«
    Ein paar Spieler, die hinter René standen, lachten. »Im Ernst, war’s schön in Thailand?« Bei dieser Frage kam er auf Marc zu und klopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter.
    »Ja, sehr! Es war einfach traumhaft, der geilste Urlaub, den ich je gehabt habe!«, schwärmte Marc, er musste sich erst wieder an den Umgangston gewöhnen. »Und bei dir? Wie geht’s deiner Familie? … Deinem Sohn?« Marc war froh über die Freundschaft mit René. Er mochte diesen Menschen. Ein einfacher und aufrechter Kerl, der das Herz am rechten Fleck hatte. René erzählte Marc von seinem Sohn. Dann verabschiedete sich Marc fürs Erste, um seine Taschen aufs Zimmer zu bringen.
    Abends hielt der Trainer seine übliche Rede, über die Ziele der diesjährigen Saison. Danach verzog sich jeder auf sein Zimmer. Sie wussten genau, was da in nächster Zeit auf sie zukam …
    Marc spürte, wie es seinen Schweiß in die Arschfalte zog. Das Seitenstechen ignorierte er. Die Atemnot ließ ihn konzentriert nach unten atmen. Er verfluchte seine Faulheit. Jedes verdammte Glas Gin, das er sich auf Samui reingezogen hatte, musste ihm einen Teil seiner Kondition zerfressen haben. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so gehen lassen. Aber jetzt war er zurück, und Marc war hart zu sich. Hart und konsequent. Der Konditionstrainer holte sie ohne Rücksicht auf Verluste in die Realität zurück, und Marc fügte sich. Shuttle Sprint mit drei Stationen und Zickzack-Teil hieß die nächste Trainingseinheit. An und für sich eine Sache, die ansonsten nicht mal wahrgenommen wurde. Heute wurde sie allerdings zur Herausforderung. Jede schmerzhafte Bewegung brachte Marc wieder ein Stück in seine vertraute Fußballwelt zurück. Er, das Leittier der Truppe, erlaubte sich nicht, Schwächen zu zeigen. Er, der Kapitän, musste mit gutem Beispiel vorangehen. Und das tat er.
    Beim Balltraining bemerkte er, dass ihn René grinsend aus dem Augenwinkel beobachtete. »Du hast dich wohl von den Asiatinnen von hinten bis vorne bedienen lassen?« René trippelte weiter, und als sie wieder aufeinanderstießen, schrie er ihm noch zu: »Du läufst ja wie ein nasser Sack!«
    »Kümmere dich lieber um dich, da hast du genug zu tun«, zischte Marc. »Von deinem Sixpack ist auch nur mehr ein Bierbauch übrig geblieben.«
    Nachmittags hatten sie Strategie-Analyse. Jeder war froh, dass das körperliche Training für heute vorbei war. Schon völlig k. o. saßen sie um den Trainer herum und mussten sich vor dem Ende des ersten Tages noch eine Standpauke darüber anhören, wie grottenschlecht sie in die neue Saison starteten.
    Abends ließen sich einige Spieler massieren. Marc spürte jede Faser seines Körpers. Er war wieder in seiner Welt angekommen. In seiner Welt, die er seit frühester Jugend gewohnt war. Sie versetzte ihn in eine Struktur, die ihm Sicherheit gab. Neben ihm auf dem Massagetisch lag Stefanos, einer der beiden griechischen Legionäre, und prahlte unaufgefordert über seine Sexabenteuer in den Ferien. »Du kannst dir das nicht vorstellen! Die hatte Titten, da stand einfach Busenfick drauf … Hörst du mir überhaupt zu?« Er drehte sich mit einem genervten Blick zu Marc.
    »Natürlich höre ich dir zu! Mich wundert nur, dass du so ein Tittenfetischist bist!«, konterte Marc. Stefanos verstand nicht, und Marc sprach weiter. »Na schau mal, du bist Grieche, und ich habe immer gedacht, bei euch geht’s nur von hinten.« Der Masseur merkte, dass Marc Stefanos verarschte und grinste vor sich hin. Doch Stefanos, der sich bemüßigt fühlte, die Ehre seines Volkes zu retten, erklärte ernsthaft,

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