Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
vorwurfsvoll an und musste dann lachen: »Du Arsch! Du weißt, dass ich höchstens am nächsten Tag weiß, ob der Wein gut oder schlecht war. Das heißt Kopfschmerzen oder nicht.«
Und Marc begann zaghaft mit dem, was er sich vorgenommen hatte. »Willma … ich glaube ich muss dir heute wehtun.«
»Marc, also wenn es um dein Schwulsein geht …«, fing sie an, aber Marc winkte ab und sagte: »Lass mich jetzt bitte ausreden, es ist mir sehr wichtig.«
»Gut.« So hatte sie ihn überhaupt noch nie erlebt. Mit dieser Ernsthaftigkeit.
»Es geht um … Christian …« Sobald er diesen Namen nannte, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. »… Christian ist … schwul.« Er konnte ihr dabei nicht in die Augen sehen, spürte aber, dass Willmas Stimmung augenblicklich umschlug. Sie sagte angriffslustig: »Nur weil du es bei dir erkannt hast, muss ja nicht gleich jeder schwul sein.« Marc schaute sich etwas ängstlich um, da Willma lauter geworden war.
»Nein, das stimmt«, erklärte er, »aber Christian ist mir nachgereist und hat mir seine Liebe erklärt.«
»Wie konnte er wissen, wo du warst?«, griff sie ihn erneut an.
»Du hast es ihm im Krankenhauscafé erzählt, als du ihm meine Nummer gegeben hast. Willma, du bist meine beste Freundin, und deshalb muss ich dir das sagen.«
Marc war ganz verzagt. In diesem Moment bereute er jeden Orgasmus, jede Liebkosung mit Christian.
»Und während ich mich nach ihm verzehrt habe, habt ihr die Sau rausgelassen!«
Kleinlaut und schuldig wie ein kleines Kind blieb Marc nichts anderes übrig, als ihr die Wahrheit zu sagen. »So ungefähr«, stotterte er.
Der Kellner wollte die Bestellung aufnehmen, aber Willma platzte heraus: »Danke, mir ist der Appetit vergangen.« Sie schaute Marc traurig an. »Ich habe das Gefühl, mit einem Schlag zwei Menschen verloren zu haben.« Dabei rannen ihr die Tränen übers Gesicht. »Ich dachte, du bist in Rachen verliebt?«
»Ja, bin ich ja auch.« Marc fühlte sich echt in die Enge getrieben. Nun wurde auch er lauter. »Du kannst mir doch nicht vorwerfen, dass Christian schwul ist. Er war es schon, als er gekommen ist. Und es tut mir unendlich leid. Glaub es mir, oder glaub es mir nicht, ich bin der erste Mensch auf dieser Welt, der sich für dich nichts sehnlicher wünscht als einen lieben Menschen.«
Es entstand eine lange Pause. Sie konnten sich nicht ansehen. Marc schenkte ihnen noch Wein nach. Er machte einen großen Schluck. Er begann erneut. »Willma, ich liebe dich und verehre dich, und du bist für mich der großartigste Mensch …«
Willma unterbrach ihn. »Und was habe ich davon? Anscheinend verliebe ich mich nur in Schwule. Aber, Marc, ich will genauso ficken wie jeder gottverdammte normale Mensch. Ich brauche einen Mann, der mich nicht nur emotional liebt. Ich brauche einen Mann, der mich auch körperlich begehrt, der sich nach mir verzehrt und der es mir anständig besorgt!«
Stille. Marc fiel immer mehr in sich zusammen. Die Situation wurde für beide immer unangenehmer.
»Marc«, begann Willma »ich glaube, ich gehe jetzt besser.« Sie stand auf.
Marc sah sie nun sehr entschlossen an und sagte: »Bitte tu das nicht!«
Er hatte so eine Bestimmtheit in seinem Ton, dass sich Willma wieder hinsetzte.
»Wir haben in unserem Leben so viel gemeinsam durchgestanden, ich hoffe sehr, dass wir es auch jetzt schaffen.«
Jetzt stand Marc auf und kniete sich vor ihr hin. Er breitete die Hände aus und umarmte sie. Dann nahm Willma seinen Kopf in beide Hände und schaute ihn an, die Tränen rannen ihr aus ihren dunkelbraunen Kulleraugen: »Ich müsste dich jetzt so hassen, aber du bist mein kleiner Bruder, und es gelingt mir nicht.«
Nach diesen Gefühlsausbrüchen sprachen sie eher über belanglose Dinge weiter. Bis Willma Marc zum ersten Mal über seinen Mut zu seinen Gefühle befragte.
»Weißt du, als ich in meiner alten Heimat ankam, habe ich gespürt, dass ich zu Hause bin. Und da war ich dann am Strand meiner Kindheit und fühlte mich so einsam. Und das tat so weh. Das kannst du dir gar nicht vorstellen«, er blickte sie an und korrigierte sich mit einem Lächeln, »oder du vielleicht schon. Und dann, als ich mir eingestand, dass dieses Gefühl zu Rachen echt war, fühlte ich mich ein wenig befreit. Ein wenig unsicher und verwirrt, aber doch erleichtert.« Willma hörte ihm aufmerksam zu. Sie war traurig und verletzt, aber sie war auch froh, ihn wieder zu haben.
Wo ist dieses verdammte Ladekabel? Alles andere ist
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