Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
seine Haare so geil wie möglich ausschauen zu lassen, sah gar nicht hin, meinte aber wie ein älterer Bruder: »Das ist wichtig, mein Junge, die Weiber fahren voll darauf ab! Die Letzte hat sich auf meinen Bauch gesetzt und wäre fast schon gekommen.« David schaute ihn mit bewundernden Blicken an und nickte. »Ja, ich hoffe, ich krieg heute eine ab …«
»Hey, mein Junge, wenn du mit uns gehst, dann kannst du dir ganz sicher sein, dass es nicht bei einer bleibt.« Während des letzten Satzes sah Manólis in den Spiegel und strich sich über seinen durchtrainierten Oberkörper. Marc, der die beiden vom Bett aus beobachtete, schaltete sich nun ein: »Wenn ihr nicht bald fertig seid, dann kriegt keiner von euch irgendetwas ab. Das Taxi wartet schon vorm Hotel.«
»Und du bist dir sicher, dass du nicht mitkommen willst?«, fragte David ungläubig und schüttelte den Kopf.
René betrat gerade das Zimmer und hörte die Frage. »Marc hat sich in Thailand sicher die Seele aus seinem Körper gefickt.«
»Das kann sein«, erwiderte Manólis. »Oder er hat sich in so eine kleine geile Thailänderin verguckt?« Die Vermutungen gingen nun mit ihnen durch. David legte noch einen drauf und sagte: »Ja, vielleicht hat er sogar eine geschwängert und macht jetzt auf Familienvater?« Ihnen fielen noch viele Möglichkeiten ein, bis sie sich endlich auf den Weg zum Taxi machten.
Marc war froh, dass er diesen Abend für sich hatte. Er wollte all seine Telefonate erledigen. Er hatte sich eine Liste geschrieben, damit er ja niemanden vergaß. Nummer eins, den Vater. Nein, den verschob er auf nächste Woche. Er nahm all seinen Mut zusammen und wählte die Nummer von Christian. Einmal, zweimal ließ er es läuten. Marc spürte ein Kribbeln im Bauch. Er erinnerte sich an die geilen Dinge in Lamai, die Christian mit ihm angestellt hatte.
»Ich muss ununterbrochen an dich denken!«, begrüßte ihn Christian. »Bist du immer noch im Trainingslager?«
»Ja«, antwortete Marc grinsend. Er begann, ein wenig zu zittern, als er Christians Stimme hörte.
»Hey, mein Schatz, wie geht’s dir denn? Erzähl, sei nicht so wortkarg!«
Anfangs war das Gespräch ein wenig steif. Marc musste sich erst wieder an die Freiheiten, alles sagen zu können, gewöhnen. Aber Christian war so selbstverständlich in seiner Art, dass er die Situation um sich herum bald vergaß.
»Ich will wissen, was es bei dir Neues gibt!«, forderte Marc Christian auf.
»Bei mir? Ja, da gibt es wirklich Neuigkeiten! Ich war gestern in der Redaktionssitzung anfangs total abwesen. Rate mal, wer daran schuld war?« Christian wartete die Antwort gar nicht ab und sprach gleich weiter. »Ein geiler Fußballer natürlich! Du hast mich so aus dem Konzept gebracht.«
Marc war richtig stolz, als er das hörte. »Na und? Weiter!«, verlangte Marc.
»Also, ich guckte aus dem Fenster, dachte an dich, und gestern vor allem an deinen netten geilen Arsch, da bietet mir mein Chefredakteur genau das an, worauf ich seit Monaten hinarbeite: die Berichterstattung aus dem Südsudan. Und ich habe es im ersten Augenblick gar nicht mitbekommen!«
Marc hörte aufmerksam zu. Er mochte diesen Menschen. Nicht nur sexuell. Seine positive Sichtweise der Dinge. Seine Art, mit ihm zu sprechen. »Du fehlst mir!«, hörte er sich selbst sagen. »Du fehlst mir, und es wäre so schön, dich jetzt bei mir zu haben!« Marc wunderte sich selbst über seinen Mut.
»Hey, mein Ballkünstler! Ich hab mir auf Samui von dir ein T-Shirt geklaut, und immer wenn ich Sehnsucht nach dir habe, hol ich es heraus und rieche daran. Ich will dich bald wieder spüren!«
Marc machte die Vorstellung, irgendein Kleidungsstück von Christian dabei zu haben dermaßen an, dass sein Schwanz, der während des Gesprächs angeschwollen war, schon zu schmerzen begann. Sie versprachen sich sofort nach dem Trainingslager einen Abend nur für sich.
Nach dem Telefonat legte sich Marc auf sein Bett. Er war verwirrt und erregt. Immer wieder kamen ihm die Bilder der Nächte auf der Insel in den Sinn. Während er davon träumte, begannen seine Hände, langsam über seinen Körper zu streicheln. Das Lächeln Rachens, sein Duft, seine Zärtlichkeiten – all dies begann er während seines eigenen Streichelns, langsam zu spüren. Rachen. Und wo war Christian? Momentan war ihm das egal. Er verlor sich in seinen Erinnerungen und ergoss sich in seinem Bett, im Trainingslager, in Europa, in einer Welt, die immer weniger zu ihm zu gehören
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