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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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Karriere konzentrieren«, verteidigte er sich.
    Der Trainer überlegte. Dann antwortete er nur: »Wenn du was brauchst, dann komm zu mir. Ich habe immer ein offenes Ohr für dich, ist das klar?«
    »Danke«, erwiderte Marc und hoffte, dass dieses Gespräch zu Ende war.
    Doch Jan setzte noch eines nach. »Was ist eigentlich mit Willma? Die habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen.«
    Marc versuchte, so nebenbei wie möglich zu erklären, dass sie durch ihr erstes Jahr im Krankenhaus ziemlich gefordert war. Während des letzten Satzes stand Marc schon auf. Sein Trainer sah ihn still an und beobachtete ihn genau. Das machte Marc noch nervöser. Kurz angebunden meinte er, er habe jetzt Hunger und danach müsse er zum Physiotherapeuten. So verließ er fluchtartig das Büro.
    Marc rieb sich über die verschwitzte Stirn. Eigentlich war es nicht alltäglich, dass der Trainer solche Worte mit einem Spieler wechselte. Marc war sich sicher, dass Jan jetzt wusste, dass bei ihm etwas nicht in Ordnung war.
    Beim Essen konnte er sich kaum konzentrieren. Marc stocherte in seinem Salat und war mit seinen Gedanken ganz woanders. Was sollte er nur tun? Er war doch privat allen gefährlichen Situationen aus dem Weg gegangen. Nicht mal bei Rachen meldete er sich per SMS. Er führte ein Leben wie ein Einsiedler. Sein einziges Ziel war es, sich effizient auf den einen Tag in der Woche vorzubereiten, auf den Tag des Spieles. Die Nachrichten von Christian hatte er auch nicht mehr beantwortet. Und trotzdem wollte die Außenwelt mehr von ihm. Je größer sein Erfolg auf dem Feld, desto größer wurde das Interesse der Medien, Trainer und Funktionäre. Er fühlte sich in die Ecke gedrängt, wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden und sein Ding durchziehen.
    Wochen vergingen, und Marcs sportlicher Erfolg wuchs von Tag zu Tag. Er wurde immer besser darin, den privaten Fragen seiner Kollegen und Trainer auszuweichen. Aber das Doppelspiel kostete ihn Kraft. Sein Trainingsalltag bestand aus einem straffen Zeitplan. Um 7.30 Uhr aufstehen. 8.00 Uhr leichtes Frühstück mit Kaffee oder Tee, Brot mit Marmelade/Honig, Obst. 9.00 Uhr Anwesenheit am Trainingsgelände und Trainingsvorbereitung. 9.30 - 11.00 Uhr erstes Training mit anschließendem Duschen, Umziehen und Massage. 12.00 Uhr leichtes Mittagessen. 13.00 - 14.00 Uhr Mittagsruhe – Schlafen, Lesen, Fernsehen. 15.30 - 17.00 Uhr zweites Training mit anschließender Gymnastik, Massage oder Sauna. Danach reichhaltiges Abendessen. 8 bis 9 Stunden Schlaf sorgten dafür, dass sich der Köper vollständig erholen konnte.
    Und genau das war sein Problem: Die Nachtstunden, in denen es keinen minutiösen Plan zum Abarbeiten gab. Er wälzte sich stundenlang im Bett hin und her. Immer wieder stiegen Bilder und Erlebnisse mit Rachen und Christian in ihm auf. Dann schreckte er auf und hatte panische Angst, dass er sich in der Öffentlichkeit verraten haben könnte. Erst spät schlief er dann völlig erschöpft ein. Es war ein unruhiger, leichter Schlaf. Er probierte es mit autogenem Training, mit irgendwelchen Tees und sogar mit Schaftabletten. Doch mit Tabletten war er am nächsten Morgen so daneben, dass das Training in einem Fiasko endete.
    Als er eines Abends um die Ecke seiner Straße bog, nahm er vor seiner Eingangtür eine Gestalt war. Er wunderte sich. Um diese Zeit war das Viertel meistens menschenleer. Marc parkte das Auto ein und stieg aus.
    Aus dem Schatten der Eingangstür tauchte Christian auf. Er kam auf ihn zu, blieb vor ihm stehen und schaute Marc einfach nur stumm in die Augen. Marc wusste überhaupt nicht mehr, wie er reagieren sollte. Er brachte ein: »Hallo« heraus. »Was machst denn du um diese Zeit hier?«
    »Auf dich warten«, antwortete Christian. »Sonst würde ich dich ja nie erwischen.«
    Marc wusste, dass sich das lang aufgeschobene Gespräch nicht mehr vermeiden ließ. »Gehen wir rauf zu mir«, sagte er zu Christian.
    Im Lift schwiegen sie sich an und vermieden jegliche Berührung. Jeder aus einem anderen Grund. Sie setzten sich auf die Terrasse, beide hatten ganz untypisch ein Bier in der Hand. Marc begann vorsichtig. »Es tut mir leid, aber in letzter Zeit hatte ich unheimlich viel zu tun. Die ganzen Spiele, die Werbeverträge …«
    Christian unterbrach ihn ganz ruhig: »Dein Berufsleben ist mir heute scheißegal. Ich will wissen, wie’s dir geht. Ich werde dich auch nicht fragen, warum du dich nicht mehr gemeldet hast, und ich werde dir keinen Vorwurf machen. Ich will

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