Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Entscheidung, die er ja aufgrund ihres Zuratens getroffen hatte, mitteilte, dann passte ihr das auch nicht. Er versuchte, das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden. Er hatte keine Lust, jetzt mit ihr zu diskutieren.
»Ich liebe dich, meine kleine schwarze Prinzessin«, sagte er schnell und legte auf.
Wild entschlossen plante er seine nächste Spielzeit. Priorität Nummer eins waren das Training und die Spiele. An zweiter Stelle wurde die Öffentlichkeitsarbeit gereiht. Immerhin gehörte das ja bei seinem Beruf dazu. Um das Ganze zu konkretisieren, rief er seinen Vater an, um mit ihm einen Plan auszuarbeiten. Der war überglücklich, dass sein Sohn endlich wieder Vernunft annahm.
Sie trafen sich in Marcs Wohnung. Sein Vater war ein unscheinbarer Mann, der im Schatten seiner Frau und nur für Marcs Karriere lebte. Manchmal wunderte es ihn, wie seine Eltern überhaupt zusammengekommen waren. Dass sie jetzt nur noch eine Zweckgemeinschaft waren, war ja nichts Besonderes. Er erlebte das bei vielen Ehepaaren, die schon eine Ewigkeit zusammen waren. Als sie noch in Thailand lebten, hatte Mutter die Hosen an. Sie führte auf Samui die große Hotelkette und heute kam es ihm so vor, als ob sie sich ihre Familie hielt, wie man sich ein Hobby leistet.
Marcs Vater kam sofort zum Punkt. Packte seinen Laptop aus und erklärte Marc seine Pläne.
Marc bestärkte ihn. »Vater, du machst das schon richtig. Ich überlasse dir alleine die Entscheidung über meine Vermarktung.« Der unscheinbare Mann strahlte vor Stolz. »Ich will mich aufs Spielen konzentrieren.
Das Einzige, was ich von dir verlange, ist die Sicherheit, genug Zeit für mein Training und meine Spiele zu haben. Den Rest entscheidest du.«
Mit diesem Schritt wollte Marc dafür sorgen, dass er nur seine Karriere in den Mittelpunkt seines Lebens stellte. Indem er seine Lebensplanung in die Hände seines Vaters übergab, glaubte er, sein Gefühlsleben beiseiteschieben zu konnte.
In den nächsten Wochen konzentrierte er sich voll auf das Training und am Wochenende auf die Spiele. Am Morgen war er der Erste auf dem Platz und der Letzte, der nach dem Training den Club verließ. Seine Ergebnisse wurden immer besser. Nur wenn es um private Fragen ging, versuchte er, seinen Kollegen oder Trainern auszuweichen. Er zog sich ganz in sich zurück.
Christian probierte, ihn zu erreichen, nachdem er aus dem Südsudan zurück war. Doch sobald Marc dessen Namen auf dem Display seines Handys sah, drückte er ihn weg.
In einer dramatischen Schlussphase kam es in der Nachspielzeit zur entscheidenden Szene. Marc Kliff und sein Gegenspieler gingen im Strafraum zu Boden, Schiedsrichter Mayer zeigte zum Entsetzen der Gäste auf den Elfmeterpunkt. Nach einer längeren Unterbrechung wegen Unruhe an der Gästebank war Kapitän Marc Kliff trotz aller widrigen Umstände die Ruhe in Person. Er verwandelte den Elfmeter souverän und sicherte seiner Mannschaft damit die drei wichtigen Punkte.
Nach dem fünften Spiel dieser Saison wurde Marc zu einem Fernsehinterview eingeladen. Er war furchtbar nervös. Er hielt sein Einsiedlerdasein kaum mehr aus. So verabredete er sich am Vorabend mit Willma. Sie hatten sich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Entweder hatte sie Dienst, oder er hatte Training. Er lud sie zu sich nach Hause ein.
»Du startest dieses Jahr echt so richtig durch!«, begrüßte sie ihn. »Man liest ja im Sportteil jeden Tag nur Lobeshymnen über dich.«
Marc bremste sie aus. Normalerweise liebte er Willmas Euphorie und Offenheit, aber heute Abend nervte sie ihn.
So antwortete er nur knapp: »Ja, und wie viele Leben hast du in dieser Zeit gerettet, und kein Schundblatt schreibt etwas über dich?«
»Oh, ist mein kleiner Prinz heute sensibel?«, konterte sie.
»Nein, ich brauch dich heute, ehrlich.«
Willma beruhigte sich und setzte sich auf das Sofa im Wohnzimmer.
»Möchtest du Wein?«, fragte Marc wieder besänftigend.
»Nein danke, keinen Alkohol. Ich hab morgen Frühdienst.«
»Wie du willst«, dann holte er Wasser und setzte sich zu ihr.
Keiner von beiden wusste, wie er beginnen sollte. Oder was er erzählen sollte. Bis Willma das Schweigen brach. »Du hast angerufen, weil du mich brauchst. Da bin ich. Nun sag schon!« Sie setzte sich ganz bewusst ganz aufrecht hin und blickte ihn direkt an.
»Willma, du hattest wirklich recht«, begann Marc. »Es ist völlig unmöglich, in meiner Welt offen schwul zu leben.«
Willma wirkte angespannt. »Und wie
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