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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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einzig und alleine wissen, wie es dir geht!«
    »Ich weiß es nicht …«, erwiderte Marc ein wenig kleinlaut. »Ich versuche, mein Leben zu leben. Es ist so schwierig, Christian. Im Leben eines Fußballers ist es nicht möglich, einfach mit einem Mann zu leben. Schau, ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht. Kennst du einen Profifußballer, der offen schwul lebt?« Marc hatte schon Schwierigkeiten das Wort schwul auszusprechen.
    »Nein«, unterbrach ihn Christian hart. »Aber ich habe in meinem ganzen Leben auch noch nie einen Menschen kennengelernt, der sich so verleugnet. Ich habe nie von dir verlangt, offen schwul zu leben. Das Einzige, was ich dir gezeigt habe, war meine Zuneigung.«
    Marc schluckte. Er wollte das nicht hören.
    Christian war aufgestanden und sah über die Brüstung. In seinem Kopf hämmerte es. Ein Kloß im Hals störte ihn beim Schlucken. Seit Wochen bekam er diesen Menschen, der jetzt hinter ihm saß und so hart sprach, nicht aus dem Kopf. Damit, dass Christian heute hierhergekommen war, bewies er, wie verliebt und kopflos er war. Ein kleines, verbittertes Lächeln huschte über Christians Gesicht. Er drehte sich um, stellte die Bierflasche auf den Boden und sah Marc direkt an. »Ich wünsche dir alles Gute. Ich wünsche dir, dass du nicht irgendwann, wenn es zu spät ist, diese Entscheidung hier bereust. Im Ernst, Marc, ich werde dich in Ruhe lassen. Ich wünsche dir wirklich nur das Beste, weil ich dich liebe.«
    Marc wollte etwas erwidern, aber Christian hielt ihn zurück. »Ich glaube, ich verstehe dich sogar ein wenig.« Er ging, ohne sich umzudrehen. Marc beobachtete ihn wie unter Schock von der Terrasse aus. Vor dem Haus wurden Christians Schritte immer schneller. Fast schon lief er die Straße entlang. Plötzlich schien es Marc, als ob Christian ein kleiner Junge war, der rannte wie Marc als Kind gerannt war, wenn er vom Rad fiel und dem Schmerz weglaufen wollte. Tränen rannen Marc über seine Bartstoppeln. Und er konnte nicht mehr weiterdenken.
    Marc saß noch genau so da, wie ihn Christian verlassen hatte. Er war wie gelähmt. Er wollte nicht nachdenken, aber es gelang ihm kaum. Die ganzen letzen Wochen waren scheinbar wie ausgelöscht. Er hatte sich alles so schön zusammengereimt und nach seinem Plan organisiert. Und da kommt dieser Mensch, von dem er schon geglaubt hatte, ihn vergessen zu haben, und brachte alles durcheinander. Nein, er würde sich seine Ziele nicht kaputt machen lassen. Seine Karriere war ihm enorm wichtig.
    Marc lag in dieser Nacht lange wach. Immer wieder beruhigte er sich mit dem Gedanken, den Teil der nicht in sein Leben passte, beendet zu haben. Er fand das richtig und gut. Aber warum quälten ihn dann doch diese Zweifel?
    Morgen würden sie ins Trainingslager fahren. Übermorgen war ein wichtiges Bundesligaspiel. Er war froh. Diese Zeit bedeutete für ihn enorme Konzentration. Da hatte er für andere Dinge keine Zeit, und das kam ihm gerade recht.
    Bevor er ins Lager fuhr, versuchte er noch, Willma zu erreichen. Sie war kurz angebunden, da sie die Schicht eines Kollegen übernehmen müsse, der erkrankt war. Sie musste noch so viele Sachen erledigen und dann sofort ins Krankenhaus. Willma war in letzter Zeit überhaupt kürzer angebunden als sonst. Marc wollte darüber nachdenken, was mit Willma los war. Aber das musste bis nach dem Spiel warten.
    Im Hotel aßen alle Spieler gemeinsam zu Abend. Für Marc kein leichtes Unterfangen. Jeder erzählte aus seinem Privatleben und war neugierig auf die Geschichten der anderen. Er hielt sich zurück. In letzter Zeit anscheinend zu sehr, denn man hielt ihm vor, dass er nur noch über Fußball reden könne. Aber in seinem Leben gab es ja auch nichts anderes. Zumindest nicht nach seinem Entschluss, alles andere aus seinen Gedanken zu verbannen.
    Endlich, dreiundzwanzig Uhr – das bedeutete Bettruhe für alle. Ein Hotelzimmer wie jedes andere. Marc stellte sich vor den Spiegel im Bad. Ihm war schlecht. Seit dem sich Christian von ihm losgesagt hatte, fühlte er sich kraftlos und krank. Er wollte durchatmen, aber es gelang ihm kaum. Plötzlich verspürte er einen starken Brechreiz.
    Er kotzte. Er kotzte sich seine ganze beschissene Konsequenz heraus, die er sich so hart aufgebaut hatte. Schüttelfrost überkam ihn, und er begann, ganz leise vor sich hin zu wimmern. Was war bloß los mit ihm? Er hatte sich nicht mehr im Griff. Er konnte mit der Situation überhaupt nicht umgehen.
    Dann überkam ihn die Angst. Wie

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