Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Konturen gut erkennen.
Er setzte sich wieder zu Marc aufs Bett und nahm ihn in die Arme.
»Du bist wirklich ein kleiner naiver Junge. Aber vielleicht hab ich dich deshalb so gern.«
Marc war müde. Diese ganze Situation hat ihn fertig gemacht. Er legte sich hin und hielt Toms Hand.
»Tom«, flüsterte er jetzt.
»Ja?«, erwiderte er.
»Trotzdem möchte ich mich bei dir bedanken. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich, was du da machst. Du strahlst so viel Selbstsicherheit aus, dass ich mich bei dir geborgen fühle.«
Tom wollte noch etwas sagen, aber er merkte, dass Marc bereits eingeschlafen war. Lange blieb er noch bei Marc sitzen, bis er schließlich leise das Zimmer verließ.
Wieder hatte das Flugzeug Verspätung, und Marc musste sich beeilen, um rechtzeitig zum Training zu gelangen. René begrüßte ihn mit einer verächtlichen Bemerkung. »Und, wie fühlt es sich an, seinen Körper zu verkaufen?«
»Gar nicht so schlecht, vor allem wenn man dafür so viel Kohle bekommt. Wenn ich dich so betrachte, dir würde ich allerdings nicht mal die Hälfte zahlen.«
Beide lachten, und hinter ihnen hörten sie schon den Konditionstrainer brüllen.
Merkwürdigerweise hatte Marc nach dem Geständnis gegenüber Tom überhaupt kein schlechtes Gewissen, sich ihm so geöffnet zu haben. In den letzen Tagen hatten sie ein paarmal kurz telefoniert. Tom hatte ihm vorgeschlagen, ihm die Entwürfe für die Kampagne bei ihm zu Hause zu zeigen, und Marc war dankbar darauf eingegangen. Der Gedanke, die Fotos das erste Mal in der Agentur zu sehen, mit all den schmierigen Typen dort, hatte ihn nervös gemacht. »Ich würde dir auch gerne Max vorstellen, und du kannst gerne zur Unterstützung Willma mitbringen. Ich koche uns auch was.« Marc freute sich und war auch neugierig, wie ein bekennendes schwules Paar so lebte.
Abends telefonierte er lange mit Willma. Er erzählte ihr von Tom und dass er ihm alles gesagt hatte. Willma klang besorgt. »Du weißt genau, wie gefährlich das für dich ist. Sollte nur eine kleine Vermutung nach außen dringen, wird’s grauenhaft. Und, Marc, diese Worte stammen nicht von mir, sondern von dir höchstpersönlich!«
»Ich weiß, aber es ist mir nun mal passiert. Glaub mir, Tom kann man wirklich vertrauen.«
Durch das Handy hörte er einen besorgten Seufzer. »Dich kann man wirklich keine fünf Minuten alleine lassen.«
Dann rief Marc Rachen an. Momentan brauchte er seinen Freund mehr denn je. Manchmal bedauerte er, dass er nicht zugestimmt hatte, dass Rachen ihn in Europa besuchen kommt.
Rachen klang ganz aufgeregt. »Mary liegt im Krankenhaus und hat die OP hinter sich gebracht. Aber der erste Tag danach war grauenhaft. Sie litt so an Schmerzen, dass die Ärzte sie immer wieder in einen künstlichen Tiefschlaf versetzen mussten. Nun geht es ihr schon etwas besser, und sie ist so stolz, ein richtiges Mädchen zu sein.«
Marc war froh, das zu hören. Er bewunderte die Konsequenz und den Mut dieses Mädchens sehr.
»Und wie geht’s dir, mein Kleiner?«
»Gut«, sagte Rachen. »Gut.«
»Hast du jemanden kennengelernt?«, fragte Marc. Er hatte ein schlechtes Gewissen, da er beim letzten Telefonat nur über Tom gesprochen hatte und dabei gar nicht auf Rachen eingegangen war.
»Es gibt da schon ein paar Jungs, aber nichts Ernstes«, meinte Rachen. »Wann kommst du?«, fragte er, um von sich abzulenken.
»Ich weiß nicht. Weißt du, momentan habe ich so viel zu tun, ich bin jetzt im letzten Drittel der Saison. Da steigt der Druck. Ich muss mich enorm aufs Spielen konzentrieren. Aber danach komme ich, versprochen! Und ich freue mich schon sehr auf dich! Gib Mary einen Kuss von mir. Ach ja, hat das Geld gereicht für die OP?«
»Ja, Marc, ausreichend. Mary kann von dem Rest noch in den Urlaub fahren.«
»Rachen es ist mir wichtig, dass es euch gut geht. Ich habe mir überlegt, vielleicht das Haus neben euch zu kaufen. Was hältst du denn davon?«
»Nichts«, kam es aus dem Hörer. »Weil mein Haus immer dein Haus sein wird.«
»Rachen, mein Kleiner, du bist so eine Seele von Mensch, und ich liebe dich wirklich über alles.« Es entstand eine kleine Pause.
Dann sagte Rachen nur: »Dann komm bald zu mir. Das würde ich mir wünschen.«
Als Marc den Hörer auflegte, schloss er seine Augen und genoss dieses Gefühl. Immer, nachdem er mit Rachen sprach, war er glücklich und fühlte sich nicht so alleine wie sonst. Marc nahm sich vor, von jetzt an öfter mit Rachen zu
Weitere Kostenlose Bücher