Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
plötzlich wieder so ertappt wie vorhin, als Tom ihn beim Wichsen überrascht hatte.
»Schau mich nicht so entsetzt an, ich will dich nicht anmachen. Ich mag dich und deshalb biete ich dir das an«, sagte Tom ruhig.
Marc brachte nur ein dünnes »Dankeschön« heraus und verlor sich wieder in der Dunkelheit. Er war völlig durcheinander. Warum konnte er diesem Menschen nicht sein wahres Ich zeigen? War das nicht die beste Gelegenheit? Dieser innere Konflikt arbeitete in ihm und ließ ihn sehr still werden. Er hörte gar nicht, wie Tom etwas sagte.
»Entschuldigung, ich war in meinen Gedanken, was hast du gesagt?«
Tom lachte. »Vielleicht ist es besser, wenn wir uns jetzt wieder anziehen und uns ein Taxi nehmen. Ansonsten garantiere ich uns eine Lungenentzündung.«
So zogen sie sich wieder an. Tom schlüpfte ohne Unterhose in seine Jeans. Die hatte wohl das Meer verschluckt. Auf der Heimfahrt sprachen sie kaum etwas miteinander. Bei allem Durcheinander, das in ihm herrschte, fühlte sich Marc glücklich. Er fühlte sich wohl in der Gesellschaft von Tom.
Vor seinem Zimmer verabschiedeten sie sich. Marc bedankte sich bei Tom für den schönen Abend. Er wusste nicht, ob er ihm nun die Hand geben oder ihn umarmen sollte. Doch Tom nahm ihm die Entscheidung ab, er drückte ihn an sich und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter.
Da war es mit Marcs Beherrschung vorbei, er klammerte sich an Tom. Der wollte sich schon ein wenig von ihm lösen, nur um ihm in die Augen blicken zu können, aber Marc hielt sich wie ein kleines ängstliches Kind an ihm fest. Plötzlich ließ Marc los und öffnete seine Zimmertür. Er war über sein eigenes Verhalten schockiert und wollte sich verkriechen. Doch Tom schob sich mit in sein Zimmer und schloss die Tür.
»Was ist denn los Marc?«
Der setzte sich auf sein Bett und starrte stumm ins Leere. »Du hast mich durchschaut«, brach es dann aus ihm heraus. »Ich weiß auch nicht, warum ich mich nicht mehr zurückhalten kann.«
Tom strich ihm mit seiner Hand über das tränenverschmierte Gesicht und setzte sich zu ihm. »Marc, ich weiß wirklich nicht, was du meinst. Was ist denn los?«
Marc blickte aus seinen brennenden Augen und sprach jetzt ganz ruhig. »Du hast doch ganz genau gespürt, was los ist. Du warst so nett und verständnisvoll. Und ich konnte mich kaum beherrschen.«
Tom ließ sich nichts anmerken und sagte: »Marc, wirklich, ich weiß nicht was du meinst. Was habe ich falsch gemacht? Ich dachte mir, du fühlst dich wohl bei mir? Es tut mir wirklich leid, aber wenn ich das wiedergutmachen soll, muss ich überhaupt erst mal wissen, was los ist.«
Lange war es nun still. Marc starrte nur vor sich hin und sagt nichts. Er fühlte sich so leer.
»Es tut mir leid«, begann er ganz vorsichtig. »Tom, du kannst gar nichts dafür. Du bist wirklich ein total lieber Kerl. Es tut mir leid, dass ich dich damit hineinziehe.«
»In was?«, fragte Tom in einem besorgten Tonfall.
»Tom«, erklärte nun Marc entschlossen, »ich bin so wie du.« Er nahm ihn an den Schultern und blickte ihm jetzt ins Gesicht. »Ich, der ich in dieser homophoben Fußballwelt ganz oben stehe. Den du als den Sportler des Jahres abgelichtet hast, ich bin schwul.«
Marc suchte nach den richtigen Worten.
»Bis jetzt ist es mir immer gelungen, mich zu verstellen, zu lügen, mein wahres Ich zu verstecken. Aber heute? Mit deiner Geschichte hast du mir das Bild eines Lebens gezeichnet, das ich mir mehr als alles andere auf dieser Welt wünsche. Tom, ehrlich, es tut mir so leid, dass du dir das jetzt anhören musst.«
Langsam erlangte Marc nun seine Fassung zurück. Er spürte sogar ein wenig Zufriedenheit in ihm aufsteigen.
»Was hältst du eigentlich von mir?«, fuhr ihn Tom jetzt plötzlich an und sprang auf. »Glaubst du, ich gehöre zu diesen ganzen Arschlöchern, die nicht zuhören können? Oder zu jenen, denen es zuwider ist, sich mit Problemen anderer auseinanderzusetzen? Ich habe dir am Strand angeboten zuzuhören, und ich halte gewöhnlich, was ich verspreche.« Tom klang sehr glaubhaft, und Marc sah ihn aus großen Augen an. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet.
»Und noch etwas möchte ich dir sagen«, begann Tom erneut, »dein Geheimnis ist bei mir sicher. Immerhin kann ich mir ganz gut vorstellen, was passiert, wenn das in deiner Welt rauskommen würde.« Während Tom diese Sätze sprach, sah Marc, dass sich Toms Schwanz in der Jeans versteifte. Ohne die Unterhose konnte er die
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