Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Freundschaft nicht mehr eifersüchtig zu sein, oder?«
Sie wollten gerade anstoßen, da bemerkte Marc, wie ein bekannter und gefürchteter Klatschreporter das Lokal betrat. Marc versuchte, sich so zu drehen, dass der ihn nicht sehen konnte. Aber es war zu spät. Schon bahnte sich der Typ von der Zeitung den Weg an ihren Tisch.
»Marc Kliff, das ist aber eine Überraschung!«
Marc begrüßte ihn so höflich wie nur möglich.
»Ich habe ja gehört, dass es zwischen dir und dem Fitnesscoach heute ordentlich gekracht hat.«
Marc schluckte seine aufsteigende Wut hinunter. »Das war nicht so schlimm. Du weißt ja, dass manchmal beim Training die Fetzen fliegen. Passiert öfter.«
Damit glaubte er das Gespräch beenden zu können. Aber der Journalist ließ nicht locker.
»Man sagt, du hättest ihn als Schwulenhasser beschimpft, weil er abfällige Bemerkungen über Schwule gemacht hat.«
Welcher Arsch trägt solche Gespräche nach draußen, fuhr es Marc durch den Kopf. Aber er konnte nur gute Miene zum bösen Spiel machen. »Ich denke, du übertreibst ein wenig«, antwortete Marc ruhig. »Ich würde mich jetzt gerne weiter mit meinen Freunden unterhalten. Also dann …«
Endlich verließ der Journalist ihren Tisch, und Marc musste erst mal tief durchatmen. Willma blickte ihn besorgt an: »Marc, das wird ja immer schlimmer. Du musst wirklich aufpassen. Denk an deine Karriere!«
Marc blickte sie aus zornigen Augen an: »Willma, fang du jetzt bitte nicht auch noch an! Ich kann nur so handeln, wie ich es für richtig halte. Sollen sie sich doch das Maul zerreißen. Solange ich meine Leistung bringe, können die mir gar nichts!«
»Ich hoffe, du weißt, was du tust«, erwiderte Willma noch immer besorgt.
Und Simon fügte hinzu: »Du spielst wirklich mit dem Feuer. Das solltest du dir von Willma schon sagen lassen.«
Für Marc war der Abend gelaufen. Er hätte so schön sein können. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass er erst eine gewisse Sache hinter sich bringen musste, bevor er wieder mit sich im Reinen war.
»Tom, bitte!« Marc versuchte es immer noch höflich.
»Seit einer Woche versuche ich, dich zu treffen. Was ist los mir dir?«, schrie Tom ins Telefon, »Ich will dich sehen – und zwar auf der Stelle!« Seine Stimme klang jetzt aggressiv.
Marc hatte furchtbar Angst, das Falsche zu sagen. Seit ihn Max gewarnt hatte, ging er Tom aus dem Weg. Wenn Tom ihn dennoch telefonisch erwischte, sprach er wirres und illusorisches Zeug über ein gemeinsames Leben. Manchmal hatte er das Gefühl, dass Tom auf Drogen war. Was war nur aus dem Menschen geworden, den er anfangs so bewundert hatte? Er hatte das Gefühl, dass Tom teilweise nicht mehr Herr seiner selbst war. Aber nun fiel ihm nichts mehr ein, wie er ihn vertrösten konnte.
»Gut, willst du jetzt vorbeikommen?«, er dachte, wenn Tom ihm unbedingt eine Szene machen wollte, dann wenigstens nicht in der Öffentlichkeit.
Marc hatte kein gutes Gefühl, als er Tom die Eingangstür öffnete. Er hatte sich fest vorgenommen, Tom höflich, aber distanziert zu begegnen. Als er ihn im Dunkel des Treppenhauses erblickte, verspürte er einen Stich in der Magengegend. Tom kam ihm so fremd vor. Sein stechender Blick durchbohrte Marc. Er machte einen Schritt auf die Seite und ließ ihn, ohne ein Wort zu sagen, eintreten. Kaum war die Tür hinter den beiden geschlossen, ging alles ganz schnell. Tom presste Marc mit der ganzen Wucht seines Körpers an die Wand. Er begann, ihn brutal zu küssen. Marc schloss die Augen und ließ es anfangs einfach über sich ergehen. Die Situation überforderte ihn komplett. Er hatte keine Ahnung, wie er da wieder rauskam. Panik spürte er in sich aufsteigen. Sein Puls raste. Tom wurde immer fordernder. Er leckte Marcs Gesicht und fing an, vor sich hinzustammeln. Unverständliche, wirre Wortfetzen. Tom war nicht mehr er selbst. Oder war er immer schon so gewesen, und Marc hatte es nur nicht gemerkt? Tom steigerte sich immer mehr in diese Situation hinein und wurde dabei immer aggressiver. Er zerrte und riss so an Marc, dass beide das Gleichgewicht verloren und mit einem lauten Krachen zu Boden gingen. Dabei zogen sie Vasen und Mäntel mit sich. Da lagen sie nun zwischen Tausenden von Scherben, beide atmeten schwer. Marc stand langsam auf und schaute dabei in Toms merkwürdig verzerrtes Gesicht.
»Tom, bitte! Jetzt beruhig dich mal!«, Marc wunderte sich selbst über seinen ruhigen Tonfall. Innerlich ging es ihm doch ganz anders. »Setzen
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