Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Bad. Sie zog ihm seine Jacke aus. Die Jeans und das T-Shirt waren voller Dreck und Blut. Blut? Er konnte sich nicht vorstellen, wie das Blut auf seine Sachen gekommen war. Vorsichtig streifte sie ihm das T-Shirt über den Kopf. Sein ganzer Oberkörper war zerkratzt. Willma fragte nichts. Wollte nichts wissen, war einfach nur für ihn da. Und das machte Marc ruhiger.
»Zieh mal die Jeans aus«, sagte sie und ging in ihrer Rolle als professionelle Ärztin auf. Sie half ihm und erblickte dabei die blutverschmierte Unterhose. Ohne sich ihre Gedanken anmerken zu lassen, zog sie ihm dieses schmutzige, zerfetzte Etwas herunter. Blut musste aus seinem After herausgeronnen sein. Jetzt war alles verkrustet. Marc war es peinlich, und er wollte sich mit einem Handtuch bedecken. Doch er hatte keine Chance.
»Wo hast du Jod?«, herrschte sie ihn an und fand es bald in dem einzigen Schrank in seinem Badezimmer. Sie breitete mehrere Handtücher auf dem Fliesenboden aus.
»Leg dich bitte hin«, ihre Stimme klang nun wieder verständnisvoller. Willma hatte ihren ersten Schock überwunden. Sie begann, Marc mit einem feuchten Handtuch zu säubern. Langsam entspannte sich sein geschundener Körper. Willma hörte ein leises Schluchzen. Ganz zärtlich streichelte sie ihm über sein Gesicht.
»Wir kriegen das schon wieder hin, mein Kleiner. Jetzt wird’s ein wenig brennen.« Sie träufelte das Jod auf einen Wattebausch und wischte damit das verkrustete Blut weg. Marc war tapfer, ohne einen Mucks, ließ er es über sich ergehen. Als Willma fertig war, holte sie ihm frische Wäsche und brachte ihn in sein Bett. Lange saß sie einfach so auf dem Bettrand und hielt seine Hand. Immer noch schluchzte er vor sich hin. Nach einer halben Ewigkeit versuchte er, ihr etwas zu sagen. Unverständlich, da sein Weinen ihn immer wieder übermannte.
»Ich habe mich durchficken lassen«, murmelte er. »Ich habe mich von fremden Männern ficken lassen. Aber durch diesen Schmerz habe ich wieder gespürt, dass ich lebe. Dass ich empfinden kann.«
Plötzlich richtete er sich auf, umklammerte Willma und heulte in sie hinein.
»Ist schon gut«, brachte sie hervor. Willma war mit dieser Situation vollkommen überfordert.
Wieder hörte sie Marc schluchzen: »Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr, Willma.«
So kannte sie ihn gar nicht. Marc, normalerweise die personifizierte Disziplin. Willma war schockiert, ihren besten Freund so tief unten zu sehen. Sie wusste weder, was sie sagen, noch, was sie tun sollte. So blieb sie einfach bei ihm sitzen und streichelte ihn. Irgendwann schlief Marc erschöpft ein. Willma ging in die Küche und machte sich einen Kaffee. Dann holte sie eine Zigarette aus der Tasche und nahm einen tiefen Zug. Sie starrte einfach nur vor sich hin. Die vergangene Stunde hatte sie total überfordert. Ihr geliebter Marc. Was würde sie mit einem Menschen machen, der so geschunden in ihr Krankenhaus kommen würde? Plötzlich bekam sie Panik. Was, wenn er Verletzungen in den inneren Darmregionen hatte? Langsam erwachte sie aus ihrer Starre und konnte endlich wieder klare Gedanken fassen. Marc musste ins Krankenhaus – und zwar sofort. Und er brauchte einen Arzt, dem sie hundert Prozent vertrauen konnten. Schon wählte sie die Nummer des Krankenhauses und verlangte nach einem bestimmten Kollegen. Sie erklärte ihm ihre Befürchtungen und bat ihn, alles für eine Untersuchung vorzubereiten. Aber vor allem bat sie ihn um Stillschweigen. Sie weckte Marc. Er war benommen, aber glücklich, sie zu sehen, daher tat er alles, was sie von ihm verlangte.
Marc wachte gerade aus der Narkose auf, als die Sonne unterging. Durchs Fenster sah er den roten Feuerball. Nur ganz langsam kamen seine Erinnerungen zurück. Er fühlte sich gut. Warum, wusste er nicht. Er betrachtete teilnahmslos die Maschinen, an denen er hing. Das musste wohl sein Herzschlag sein. Da hörte er eine vertraute Stimme: »Hallo Marc.«
Er drehte sich und blickte in das besorgte Gesicht Willmas.
»Es ist alles in Ordnung. Ich habe mir nur solche Sorgen gemacht. Wir haben keine inneren Verletzungen feststellen können.«
»Danke«, brachte er schwach heraus und suchte Willmas Hand. »Für alles, was du für mich tust, danke.«
Jetzt rannen ihr die Tränen über die Wangen. Sie machte sich solche Sorgen um ihren Freund. »Ich muss dich das jetzt fragen. Haben die das ohne Kondome mit dir angestellt?«
Marc wendete sein Gesicht von ihr ab. »Ich weiß es nicht«, flüsterte er
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