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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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komplett vorbei. Er nahm kaum wahr, dass er mit voller Wucht in Toms Gesicht schlug. Der schrie vor Schmerz auf. Marcs Reaktion traf Tom völlig unvermittelt. Er lag am Boden und hielt sein Gesicht. Blut rann aus seiner Nase. »Mein Gesicht … Was hast du …«, wimmerte er.
    »Deine Fresse ist mir vollkommen egal!«, schrie Marc so laut, dass sich seine Stimme überschlug. »Beweg deinen scheiß Arsch raus aus meiner Wohnung, du Drecksau!«
    Tom wollte etwas sagen, aber Marc hatte ihn schon am Kragen seines Hemdes hochgezogen und stieß ihn mit voller Wucht Richtung Wohnungstür. »Wenn du willst, verkauf doch diese scheiß Fotos, du kleiner Promificker! Mach, was du willst, aber hau ab, du mieses Arschloch!«
    Tom torkelte in den Flur hinaus und suchte einen Halt, doch Marc gab ihm dazu keine Möglichkeit mehr. Er zog ihn an sich heran. Für einen kurzen Augenblick sahen sich die Männer an. Marc in einer Aggression, die er an sich selbst noch nie entdeckt hatte, Tom angstverzerrt. Dann schubste er Tom ins Treppenhaus.
    Als Marc die Türe hinter Tom zuschmiss, sackte er zu Boden. Er atmete schwer. Nur sehr langsam senkte sich sein Puls auf einen normalen Pegel. Ein Gedanke jagte den anderen. Seine Gefühle wechselten zwischen Wut und Unsicherheit. Ruhig und ausgebrannt ging er ins Badezimmer und wusch sich. Er zwang sich in eine Art Normalität. Ansonsten hätte er Angst gehabt, seinen Verstand zu verlieren. Er zog sich aus und legte sich in sein Bett. Bewegte sich nicht mehr. War nur mehr. Dachte an nichts. In diesem Bett – in dieser Wohnung – in dieser Stadt – in diesem Land.
    Es läutete. Marc guckte auf seinen Wecker. Es war fünf Uhr fünfundvierzig. Wer mochte das wohl sein? Gerade heute hätte er den Schlaf gebraucht. Er stand vor einem wichtigen Auswärtsspiel. Schlaftrunken suchte er sein Handy. Wie immer fand er es an der Stelle, an der er es am wenigsten vermutet hätte.
    »Ja?«, fragte er unfreundlich ins Telefon.
    »Hier ist dein Vater«, er klang aufgebracht. »Hast du die Zeitung schon gelesen?«
    »Hallo Papa«, begrüßte Marc ihn jetzt ein wenig wacher. »Nein, natürlich nicht?«
    »Dann hol sie rein und ruf mich sofort zurück, sobald du den Artikel gelesen hast.«
    Marc stolperte, ohne viel nachzudenken, an die Tür und holte seine Zeitung aus dem Briefkasten. Sofort fiel ihm die Überschrift im Sportteil ins Auge. Marc, der einsame Solist in der Fußballwelt. Merkwürdige Überschrift, dachte er. Wie kann ein Spieler, der als einer der besten unseres Landes gilt, so ein Geheimnis um sein Privatleben machen? Langsam spürte Marc, wie sich alles im Bereich seines Bauches zusammenzog. Marc Kliff, der beziehungslose Schöne, der von Erfolg zu Erfolg emporstieg, beweist sich als politisch engagierter Kämpfer der Randgruppen. Und dann erst nahm er das Foto wahr. Er und Tom in einem Restaurant. Sie saßen sehr nah beieinander und blickten sich an. Das Wort »schwul« kam im Artikel nicht vor. Aber wenn man nicht auf den Kopf gefallen war, konnte man sich das Nicht-Ausgesprochene leicht zusammenreimen. Er wählte die Nummer seines Vaters. Ohne Begrüßung legte dieser gleich los: »Wir müssen sofort was dagegen unternehmen. Das sind solche widerlichen Arschlöcher, solche verdammten Neider. Marc, du musst eine Pressekonferenz geben!«
    »Das werde ich nicht tun!«, hörte sich Marc sagen. Er erschrak selbst über die Härte in seiner Stimme.
    »Aber, Marc! Das können wir nicht einfach so stehen lassen.«
    »Vater, jetzt hör mir mal zu. Wenn ich jetzt irgendetwas auf diesen Artikel erwidere, so klänge das wie eine Rechtfertigung. Und dadurch würde ich mich nur unglaubhaft machen.«
    Langsam beruhigte sich sein alter Herr. Doch dann fragte er ihn, ob da etwas Wahres an der ganzen Geschichte dran sei und was dahintersteckte.
    Marc überlegte kurz, dann antwortete er knapp: »Und wenn? Würdest du mich dann verstoßen?«
    Am anderen Ende war nichts mehr zu hören.
    »Also belassen wir es dabei, ich werde mich zu diesem Schmierenbericht nicht äußern.«
    Als Marc das Handy weglegte, fühlte er sich schwach und krank.
War er vielleicht wirklich zu weit gegangen. Wie wird das bloß alles enden?
    Im Teambus zum Flughafen saß er hinten. Niemand hatte ihn bis jetzt auf den Zeitungsartikel angesprochen. Ganz besonders René mied jeglichen Kontakt mit ihm. Am liebsten wäre Marc einfach in ein anderes Flugzeug gestiegen. Nach Thailand zu Rachen, weit weg von diesem Leben. Aber Selbstmitleid war

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