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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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Aisuns, ihn ins Hotel zu begleiten, nahm der dankend an. Sie spazierten den Fluss entlang, und die Gesellschaft des Arztes tat Marc gut. Er sog die frische Luft ein. Aisun ließ ihm Zeit, war nur anwesend, wusste genau, was Marc nun brauchte.
    »Danke«, beendete Marc sein Schweigen.
    Aisun blickte zu ihm und verlangsamte das Tempo.
    »Wie kann ich dir das je zurückgeben?«, sprach Marc weiter. »Du stehst mir mit so einer Selbstverständlichkeit zur Seite, und ich kann gar nichts tun.«
    Aisun begann, schneller zu gehen. »Was soll das, Marc. Du bist in Not, und ich helfe dir. Ist das so abwegig? Du bist ein guter Mensch. Ich kenne dich zwar erst seit ein paar Tagen, aber ich empfinde es so.«
    Sie bogen jetzt in eine befahRenére Hauptstraße, und sie mussten fast schreien, um sich zu verstehen.
    »Trotzdem ist es für mich etwas ganz Besonderes. Und ich werde mich wohl bedanken dürfen.«
    Sie waren nun beim Hotel angelangt und blieben stehen. Sie blickten sich an und Marc nahm Aisuns Hand. Dann zog er ihn zu sich und umarmte ihn.
    »Ich werde dir das nie vergessen, was du da für mich machst«, flüsterte Marc ihm ins Ohr.
    »Jetzt schlaf dich mal so richtig aus. Du und Li, ihr werdet in nächster Zeit noch viel Kraft brauchen«, erklärte Aisun schon im Weggehen.
    Marc blieb vor dem Hotel noch kurz stehen und schaute Aisun nach, wie er sich immer weiter von ihm entfernte.
    War es die Sorge um Tia oder die Verantwortung gegenüber Li? Er fühlte sich heute stark. Er hatte wieder Kraft. Begann er wieder zu leben? Aber warum? Mit diesen Gedanken wachte er am nächsten Morgen auf. Marc schlich in die Küche und holte sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Er stellte sich ans Fenster und guckte über Bangkok. Er wusste nicht, wie er sich fühlen sollte. Sehnsucht nach den beiden Mädchen verspürte er. Dankbarkeit Aisun gegenüber.
    Marc hörte Li schon von Weitem schreien. Er rannte den Gang entlang und stürmte in das Zimmer. Die Schwester drehte sich erschrocken um.
    »Was ist los mit ihr?«, fuhr Marc sie an.
    »Nichts«, antwortete ihm die Krankenschwester, »sie ist ein Baby, und Babys schreien manchmal.«
    Marc nahm Li sofort aus ihrem Bettchen und kontrollierte sie von oben bis unten. »Was haben sie dir bloß angetan?« Li hörte sofort auf zu schreien und strahlte ihn an. Marc war beruhigt.
    Er fragte die Schwester, ob Li schon gefüttert wurde. Die Schwester erwiderte spitz: »Nein, sie bekommt noch ihre Flasche.«
    »Das mache ich«, antwortete Marc sehr bestimmt. Er wunderte sich über sich selbst. Er hätte nie gedacht, dass er mal so selbstverständlich Verantwortung für einen Menschen übernehmen würde. Er setzte sich in einen Stuhl, und Li sog wie immer gierig an ihrem Fläschchen.
    Bevor die Schwester das Zimmer verließ, sagte sie noch: »Ich glaube, sie bekommt Zähne.« Und schon war sie draußen.
    Aisun hatte ihm versprochen, so schnell wie möglich auf die Kinderstation zu kommen, um ihm über Tias Zustand zu berichten. Nun wartete er auf ihn. Li hatte gerade ihr Bäuerchen gemacht. Er hielt es nicht mehr aus und verließ mit Li im Arm das Zimmer. Auf dem Gang fragte ihn die Schwester, wohin er denn wolle, er ließ sie einfach stehen und rannte fast schon in Richtung Tia.
    Ohne zu klopfen, betrat er ihr Zimmer. Zwei fremde Ärzte und Aisun standen vor dem Bett und berieten sich. Aisun nahm ihn an der Schulter und beförderte ihn, mit Li im Arm, nach draußen.
    »Marc, du musst jetzt stark sein.«
    Marc spürte einen Stich wie von einem Messer in seiner Magengegend. Fast wäre ihm Li aus der Hand gefallen.
    »Marc, ich will ehrlich zu dir sein, nur ein Wunder kann uns jetzt noch helfen …«
    »Danke«, unterbrach ihn Marc kurz und hastig.
    »Ich muss jetzt wieder rein.«
    »Was soll ich denn bloß tun?«, Marcs Stimme klang dünn und ratlos.
    »Geh in den Tempel«, sagte Aisun ganz ernst. »Und sei für Li da. Aber das brauche ich dir ja nicht sagen. Komm in ein paar Stunden wieder zurück, dann kannst du mit Li zu Tia ins Zimmer.«
    Was sollen wir bloß tun?, fragte sich Marc. Er hielt Li auf dem Arm, die interessiert in die Welt guckte. Was machen wir, wenn Tia etwas zustößt? Marc stellte sich zum ersten Mal ernsthaft diese Frage. Was würde er wirklich machen, wenn Tia nicht mehr wäre? Nicht auszudenken! Auf keinen Fall würde er Li im Stich lassen. Aber er konnte sich auch nicht vorstellen, alleine für sie zu sorgen. Er schaffte es ja kaum, für sich selbst Verantwortung zu

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