Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
fuhren ins State Tower und checkten ein. Sie waren beide so müde, dass sie es kaum noch ins Zimmer schafften.
Am nächsten Morgen. Heißes Wasser, Pulver, Fläschchen, langsam automatisierten sich diese Handgriffe. Wickeln, waschen, anziehen. Stress bekam er nur dann, wenn er sich selber waschen wollte. »Wo soll ich Li einstweilen hingeben?« Das Bad war herrlich. Er fand alles, was er brauchte. Nachdem sie nun beide fertig gewaschen und Li gefüttert war, machten sie sich auf ins Krankenhaus.
Tia war in der Nacht noch zerbrechlicher geworden. Sie hing jetzt an vielen Schläuchen und sah erbärmlich aus. Die Schwester meinte, sie habe keine gute Nacht gehabt. Aber der Doktor bemühe sich sehr um sie. Marc setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett und sah unentwegt in dieses fragile Gesicht. Li hatte ihre Sprache entdeckt und probierte sich in den verschiedensten Tönen. Ansonsten waren nur die monotonen Geräusche der Maschinen zu hören. Marc war so fassungslos über das Schicksal dieser Frau, dass es ihm die letzte Kraft raubte. Langsam fragte er sich, wie viel er noch ertragen konnte.
»Nein … ja … ich bin ins State Tower gezogen. Dann wissen Sie ja jetzt, wie Sie mich erreichen können … Sollte ich nicht dort sein, dann rufen Sie einfach im Krankenhaus an und verlangen nach mir oder nach Doktor Aisun Than, der wird dann die Nachricht weiterleiten … Nein, ich bin nicht krank … Ach ja, ich bitte Sie, meine Adresse niemanden weiterzugeben … Das ist mir egal, ich bitte Sie einfach nur, meinen Wunsch zu respektieren … Herr … die Presse ist mir egal …«
Marc legte auf. Er zitterte. Warum konnten ihn denn nicht einfach alle in Ruhe lassen? Sie hatten sich damals auch nicht gefragt, wie es ihm damit ging, als die ganze Sache so eskalierte. Er spazierte mit Li eine ganze Weile in der Gegend herum. Als wolle er durch die Bewegung diese verdammte Vergangenheit wieder aus seinen Gedanken vertreiben.
Im Krankenhaus erwartete man ihn schon. Tia ginge es ganz schlecht, und niemand konnte sagen, ob sie diese nächste kritische Phase überleben würde. Sofort wollte er zu ihr. Li ließen sie nicht mehr ins Zimmer. Er bat die Schwester, auf sie aufzupassen und öffnete die Tür. Aisun und ein paar andere in Weiß gekleidete Menschen standen vor dem Bett und diskutierten.
»Was ist los?«, brachte Marc verzweifelt heraus.
Aisun nahm ihn zur Seite und erklärte ihm, dass es unverändert schlecht um Tia bestellt sei. Sie musste diese Drogen schon eine ganze Weile zu sich genommen haben. Und er müsse unbedingt Li untersuchen. Möglicherweise hatte die Kleine ja auch irgendwelche Schäden davongetragen. Marc geriet nun völlig außer sich. »Ihr könnt mir doch Li nicht auch noch nehmen! Nein, Aisun, das werde ich nicht zulassen. Ich will das nicht.« Marc schrie und fuchtelte wild um sich »Das könnt ihr mir doch nicht antun. Bitte, nicht!« Er brach in Tränen aus und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
Zwei Ärzte halfen Aisun, Marc vorsichtig auf den Boden zu legen. Er zitterte und schluchzte. Er bekam kaum noch etwas mit. Ein Arzt brachte eine Beruhigungsspritze. Dann betteten sie ihn auf eine Liege und rollten ihn auf die andere Seite des Zimmers.
Als er wieder zu sich kam, blinzelte er in Aisuns Gesicht. Zuerst wusste er nicht, wo er war. Ganz langsam sammelten sich die Erinnerungsfetzen in seinem Gehirn. »Wo ist Li, und wie geht es Tia?«
Aisun beruhigte ihn. Tias Zustand sei unverändert, und Li haben sie nur zur Beobachtung auf die Kinderstation gebracht. Sie wurde untersucht und wird jetzt die ganze Nacht beobachtet. Aber er könne ihn beruhigen, die ersten Ergebnisse seien schon sehr zufriedenstellend gewesen.
Marc schloss die Augen.
»Ich bringe dich jetzt ins Hotel, und du kannst dich dort ausruhen. Du brauchst jetzt deine Kräfte für deine beiden Mädchen.« Marc nickte zustimmend, ohne die Augen dabei zu öffnen.
Er setzte sich langsam auf und wollte aufstehen, doch seine Beine trugen ihn kaum. Aisun hakte sich bei ihm ein. Sie verließen das Zimmer, Marc warf einen letzten Blick auf Tia. Langsam ging er den langen Gang entlang, da drehte er sich zu Aisun um und erklärte ihm, er mochte noch Li sehen. Sie gingen auf die Kinderstation, und Aisun öffnete ganz behutsam eine Tür. Marc sah Li im schwachen Schein einer Lampe. Es schien, also ob sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht widerspiegelte. Er war beruhigt. Nun konnte er ein wenig an sich selbst denken.
Den Vorschlag
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