Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
zeigte auf das Telefon. Marc wählte die Nummer von Aisun, der ließ ihm aber nur ausrichten, dass man immer noch nichts sagen könne.
Innerhalb von einer Stunde hatte Marc einen Behelfspass und mit seiner Bank telefoniert. Er konnte sich bei einer Bank in der Nähe eine neue Kreditkarte holen.
Er lächelte den Angestellten an und sagte: »Fußballer muss man sein!« Und sprach weiter: «Im Ernst, ich danke ihnen ganz herzlich für Ihre Mühe.«
Er stand auf, Li brauchte dringend etwas zum Essen.
»Wo kann man Sie denn erreichen, wenn der Pass fertig ist?«, fragte der freundliche Mann.
Marc drehte sich zu ihm um. »Ich denke, ich werde jetzt mal ins ›State Tower‹ gehen.«
»Fein«, meinte der Angestellte und begleitete ihn noch nach draußen. Marc fiel erst auf der Straße auf, dass er kein einziges Mal gefragt worden war, wer Li ist.
In der Bank bekam er seine Karte und nahm gleich eine Menge Bargeld mit. Das würde er jetzt brauchen. Auf der Straße suchte er einen Supermarkt. Schnell kaufte er Babynahrung und ein Fläschchen. Er bat eine Angestellte, ihm heißes Wasser zu geben, denn Li brüllte vor Hunger den halben Laden leer. Er setzte sich vor das Geschäft und fütterte die Kleine. Sie trank so gierig, dass er lächeln musste. Die vorbeigehenden Passanten blickten ihn verwirrt an. Aber Marc war es völlig egal, was die Menschen über ihn dachten.
Als Li satt war, winkte er ein Taxi heran. Er stieg ein und fuhr in Richtung Krankenhaus. Als er dort am Empfang stand, hörte er von hinten seinen Namen. Er drehte sich um und sah Aisun auf sich zukommen. Sein Blick war ernst.
»Marc, komm bitte mit.«
In dem kleinen Zimmer, in dem sie mittags schon gesprochen hatten, setzte er sich hin.
»Marc, es sieht nicht gut aus. Tia ist in ein Koma gefallen, und das Problem ist, dass die Drogen ihren Körper so geschwächt haben …«
Marc hörte nicht mehr zu, er drückte Li so fest an sich, dass sie anfing zu weinen. Er unterbrach Aisun. »Ich möchte, dass Tia in ein Einzelzimmer verlegt wird.« Er kramte in seiner Tasche und legte ein Bündel Geld auf den Tisch. »Ich will das, bitte!«, flehte er ihn jetzt an.
Aisun sammelte die Geldscheine auf, die teilweise vom Tisch gefallen waren. »Wenn du das willst, werde ich es veranlassen.«
»Ich möchte, dass es jetzt passiert. Ich möchte mit Tia und Li alleine sein. Bitte, Aisun, bitte.« Wieder hatte er feuchte Augen, riss sich aber zusammen.
Das Zimmer war nicht groß, aber sauber. Die Abendsonne durchbrach die Jalousien und bildete ein Muster auf einer Wand. Tia lag in ihrem Bett so friedlich, dass niemand vermutet hätte, dass sie um ihr Leben kämpfte. Ein kleines Sofa befand sich auf der anderen Seite. Ansonsten war das Zimmer leer. Keine Bilder, keine Blumen, nichts.
Li lag auf dem Sofa und schlief. Selig und ruhig. Marc saß am Fußende des Bettes und starrte zu Tia. Er war vollkommen erschöpft, er merkte erst jetzt, was in den letzten Stunden alles passiert war. Nun machte er sich Vorwürfe. Hätte er schon früher sein Geld geholt, wäre Tia nicht in diese Situation geraten.
Spät am Abend schaute Aisun zu ihnen herein. Er nahm Marc an der Hand und ging mit ihm auf den Gang. »Kann ich etwas für dich tun?«, fragte er Marc besorgt.
Marc nahm ihn in seine Arme, drückte ihn. »Du hast schon so viel für mich getan, wie kann ich das je wieder gutmachen?«
Aisun ging einen Schritt zurück und sagte: »Wenn du etwas brauchst, sag Bescheid. Ich habe Dienst die ganze Nacht.«
Marc drehte sich um und kehrte zu seinen zwei Mädchen zurück. Li lag wach auf dem Sofa. Er nahm sie auf seinen Arm und schaltete den Wasserkocher ein, schob die Jalousien ein wenig auf die Seite und sah in der Ferne den geliebte Chao Phraya Fluss. Er hörte das Klicken des Kochers und füllte mit einer Hand die Flasche, zuerst mit dem Pulver, dann mit dem Wasser. Zum Schluss gab er noch ein wenig kaltes Wasser dazu. Er schraubte die Flasche zu und probierte den Brei. Dann legte er Li zu Tia ins Bett, kauerte sich selbst an die äußerste Bettkante und gab ihr das Fläschchen.
Es war vier oder fünf Uhr morgens. Aisun weckt ihn vorsichtig. Marc schüttelte den Schlaf aus seinem Gesicht und blickte ihn ganz verwirrt an.
»Marc, wir müssen Tia jetzt behandeln.« Marc verstand und holte die schlafend Li aus dem Bett. Er stand mit dem Kind im Arm an der Tür, als sie die Mutter aus dem Krankenzimmer schoben und mit ihr in den langen Gängen verschwanden.
Marc und Li
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