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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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konnte ihnen Tricks zeigen und sie auf technische Mängel hinweisen, und er verstand es, ihnen das einzuprägen.
    Wenigstens die Hälfte von ihnen war darauf erpicht, sich in Sachen Schöne Künste zu qualifizieren - Narren, die sie waren. Irgend jemand müßte ihnen sagen, daß sie ihre Zeit verschwendeten - sie sollten lieber die Malerei zu ihrem Hobby machen und sich ihr Leben lang daran erfreuen, während sie als Bankbeamte oder Computerprogrammierer ihr Brot verdienten.
    Teufel noch mal, irgendwer mußte es ihnen sagen.
    Sie waren alle hier versammelt. Er stand auf.
    »Heute abend werden wir über die Kunstwelt sprechen«, sagte er. »Ich nehme an, daß einige von Ihnen darauf hoffen, schon ziemlich bald zu jener Welt zu gehören.« Hier und dort nickte jemand.
    »Nun, für jene, die solche Hoffnungen hegen, habe ich den besten Rat, den man ihnen geben kann. Vergessen Sie's!
    Lassen Sie mich Klartext reden. Vor ein paar Monaten wurden in London acht Gemälde für eine Gesamtsumme von 400 000 Pfund verkauft. Zwei der betreffenden Maler waren in Armut gestorben. Wissen Sie, wie so etwas abläuft? Solange ein Künstler lebt, verschreibt er sich völlig der Kunst, vergießt sein Blut auf die Leinwand.« Peter lächelte gequält. »Klingt melodramatisch, nicht? Aber es ist wahr. Sehen Sie, das einzige, woran ihm wirklich liegt, ist das Malen. Doch die fetten Kerle, die reichen Kerle, die Society-Weiber, die Händler und die Sammler, denen geht's um Objekte für Investitionen und steuerliche Abschreibungen - nicht um das Werk des Malers.
    Sie wollen auf Nummer Sicher gehen, denn von Kunst haben sie nicht den leisesten Dunst. Also kaufen sie von dem Maler keine Bilder, und der stirbt dann schon in jungen Jahren. Ein paar Jahre später beginnen ein oder zwei sensible Leutchen zu kapieren, was der Maler mit seiner Malerei eigentlich wollte, und sie fangen an, seine Bilder zu kaufen - von Freunden, denen er sie geschenkt hat, in Trödlerläden, in heruntergekommenen Kunstgalerien in Bournemouth und Watford. Die Preise steigen, und Händler beginnen, die Bilder zu kaufen. Auf einmal ist der Maler a) ›in‹ und b) eine gute Investition. Seine Gemälde erzielen bald astronomische Preise - fünfzigtausend, zweihunderttausend und immer mehr. Wer verdient dabei? Die Händler, die cleveren Investoren, die Leute, die genügend Geschmack besaßen, die Bilder zu kaufen, bevor sie fashionable wurden. Und natürlich die Versteigerungshäuser und die Verkaufsräume mit all dem Personal dort, bis hin zur letzten Sekretärin oder Putzfrau. Alle verdienen - außer dem Künstler, der ist ja inzwischen tot. Derweil müht sich eine neue Generation lebender junger Maler damit ab, Leib und Seele zusammenzuhalten. Später einmal wird man für ihre Bilder riesige Summen zahlen - nur haben sie jetzt nichts davon.
    Man sollte annehmen, daß die Regierung dafür sorgt, daß bei diesen enormen Kunst-Transaktionen ein gewisser Prozentsatz der Kaufsummen für einen sinnvollen Zweck abgeführt werden muß: um Ateliers einzurichten, die man billig an junge Maler vermieten könnte. Aber so etwas gibt es natürlich nicht. Der Künstler ist der Verlierer - immer.
    Lassen Sie mich von mir selbst erzählen. Ich war so ein biß-chen was wie eine Ausnahme - meine Bilder fingen an, sich recht gut zu verkaufen, obwohl ich noch lebte. Auf dieser ›ökonomischen Basis‹ nahm ich eine Hypothek auf, zeugte sogar ein Kind. Ich war Englands kommender Maler. Aber dann ging's auf einmal schief. Die Preise für meine Bilder seien ›überhöht‹, hieß es. Ich war nicht mehr gefragt. Kann auch nicht mit den Manieren aufwarten, wie sie in der feinen Gesellschaft üblich sind. Urplötzlich bin ich verzweifelt arm. Bin auf dem Abfallhaufen gelandet. Oh, mir wird bescheinigt, ich hätte nach wie vor enormes Talent. In zehn Jahren würde ich ganz oben sein. Aber bis dahin kann ich krepieren oder beim Straßenbau arbeiten oder Banken ausrauben. Das ist denen nämlich völlig egal - verstehen Sie -.« Er brach ab. Erst jetzt wurde ihm bewußt, wie lange er gesprochen hatte, völlig seinen eigenen Worten hingegeben. Seine Zuhörer saßen schweigend, wie gebannt von seinem leidenschaftlichen Ausbruch und dem ungeschminkten Bekenntnis.
    »Sehen Sie«, sagte er schließlich, »das letzte, was jene Leute interessiert, ist der Mann, der seine gottgegebene Gabe in der Tat dazu verwendet, ein Wunderwerk der Malerei zu erschaffen - der Künstler.«
    Er setzte sich auf den Stuhl

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