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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wie?«
    »Das weiß ich nicht. Er wurde schließlich krank und verließ die Stadt. Er lebte dann in einem Dorf mit dem Namen Poglio, an der adriatischen Küste. Natürlich war ich damals sehr jung -ich erinnere mich nicht sehr deutlich an ihn. Aber er lebte ein paar Jahre lang in Poglio bei seiner Schwester, bevor er starb. Falls das Gemälde noch existiert, könnte sie es haben.«
    »Sie wird nicht mehr am Leben sein.«
    Er lachte. »Natürlich. Oh, meine Liebe - da haben Sie sich wirklich was aufgehalst, junge Dame. Aber es könnte ja noch Angehörige geben.«
    Dee schüttelte dem Mann die Hand. »Sie sind sehr freundlich gewesen«, sagte sie.
    »War mir ein Vergnügen«, versicherte er und schien es auch so zu meinen.
    Ihre Füße schmerzten, als sie wieder zum Hotel ging, doch sie achtete nicht weiter darauf. Sie war dabei, Pläne zu machen: Sie mußte ein Auto mieten und zu jenem Dorf fahren. Gleich morgen früh wollte sie aufbrechen.
    Wie gern hätte sie sich jemandem mitgeteilt, ihm die gute Neuigkeit anvertraut. Dann fiel ihr ein, was sie das letzte Mal getan hatte, als ihr so zumute gewesen war. Sie betrat ein Geschäft und kaufte eine Postkarte.
    Sie schrieb:
Liebe Sammy, dies ist genau die Art Urlaub wie ich's mir immer gewünscht habe! Eine echte Schatzjagd! Ich bin auf dem Weg nach Poglio, um einen verlorenen Modigliani zu finden.
    Liebe Grüße, D.
    Sie fand in ihrer Tasche ein wenig Kleingeld, kaufte eine Briefmarke, frankierte die Karte, steckte sie in einen Briefkasten. Dann begann sie, ihre Reise zu planen und plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie nicht genügend Geld besaß, um sich ein Auto zu mieten.
    Einfach verrückt: Hier hatte sie nun endlich eine konkrete Spur, die zu einem Bild führen konnte von einem Wert zwischen fünfzig- und hunderttausend Pfund und konnte sich's nicht leisten, ein Auto zu mieten. Eine verdammt frustrierende Sache.
    Ob sie wohl Mike um Geld bitten konnte? Teufel, nein, so tief durfte sie einfach nicht sinken. Aber nun ja - vielleicht genügte ihm gegenüber, falls er anrief, ja schon eine Andeutung. Falls er anrief, ja: Bei seinen Auslandsreisen gab es selten Gelegenheit dazu.
    Eigentlich müßte es ihr doch möglich sein, auf andere Weise Geld aufzutreiben. Bei ihrer Mutter? Der ging es wahrhaftig nicht schlecht, nur hatte sich Dee in den letzten Jahren sehr wenig um sie gekümmert. Sie hatte einfach nicht das Recht, die alte Dame um Geld anzuhauen. Also vielleicht Onkel Charles?
    Aber das würde alles viel Zeit kosten. Und Dee brannte darauf, die Fährte weiterzuverfolgen.
    Während sie die enge Straße zum Hotel hinaufging, sah sie an der Bordschwelle ein stahlblaues Mercedes-Coupe stehen. Der Mann, der darin saß, hatte einen vertrauten schwarzen Krauskopf.
    Dee rannte auf ihn zu. »Mike!« kreischte sie glücklich.

2
    James Whitewood parkte seinen Volvo in der engen Straße in Islington und stellte den Motor ab. In eine Jackettasche steckte er ein volles Päckchen Player-Zigaretten und eine Schachtel Streichhölzer und in die andere ein neues Notizbuch und zwei Kugelschreiber. Unvermeidlich war die übliche innere Anspannung wieder da: Würde Samantha in guter Stimmung sein? Würde sie etwas sagen, das sich zitieren ließ? Sein Magengeschwür schmerzte, und er fluchte. Er hatte buchstäblich Hunderte von Star-Interviews gemacht; dies hier würde nicht anders sein als die anderen.
    Er schloß sein Auto ab und klopfte an Samantha Winacres Tür. Ein etwas rundliches blondes Mädchen öffnete.
    »James Whitewood, Evening Star.«
    »Bitte, treten Sie ein.«
    Er folgte ihr in die Eingangsdiele. »Wie heißen Sie?«
    »Anita. Ich arbeite hier nur.«
    »Nett, Sie kennenzulernen, Anita.« Er lächelte freundlich. Es war stets nützlich, zu jemandem aus dem Gefolge des Stars gute Beziehungen zu haben.
    Sie führte ihn nach unten ins Souterrain. »Mr. Whitewood vom Star.«
    »Hallo, Jimmy!« Samantha, in Jeans und Shirt, hatte sich auf dem Habitat-Sofa zusammengekuschelt. Aus den Bang & Olufsen-Stereoboxen, die gegenüber dem Sofa auf dem Fußboden standen, tönte der Gesang von Cleo Laine.
    »Sammy.« Er trat zu Samantha, schüttelte ihr die Hand.
    »Nehmen Sie doch Platz und machen Sie's sich bequem. Was tut sich denn so in Fleet Street?«
    Er legte eine Zeitung auf ihren Schoß, setzte sich dann in einen Sessel. »Die große Story des Tages ist, daß Lord Cardwell seine Kunstsammlung verkauft. Wie Sie sehen, ist ›Saure-Gurken-Zeit‹ schon gar kein Ausdruck mehr.«

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