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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Sie einfach mit - Sarah und ich fahren pro Woche mindestens zweimal zum Dinner hin. Erspart die Kocherei. Ich werd' Sie anrufen.«
    »Vielen Dank.«
    »Nun denn. Das Eröffnungsdatum wissen Sie. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie so um halb sieben hier sein könnten.«
    »Julian, ich freue mich von Nutzen zu sein, aber ich kann natürlich nur als letzte auf der Bildfläche erscheinen. Das verstehen Sie doch.«
    Er lachte. »Ja, natürlich. Hatte ganz vergessen, daß Sie ja ein Star sind. Der offizielle Beginn ist um halb acht oder acht, und so wäre acht Uhr vielleicht am besten.«
    »Okay. Aber als erstes kommt das Dinner bei Lord Cardwell, richtig?«
    »Richtig.«
    Sie schüttelten sich wieder die Hand. Samantha und Tom verließen die Black Gallery, und Julian kehrte zu seinem Schreibtisch mit den Rechnungen zurück.
    Tom schob sich seitwärts durch die dichtgedrängte Menge auf dem Straßenmarkt. Irgendwie wirkte der Markt immer nur halbvoll: Drängten sich die Menschen dort nicht dicht an dicht, so schien er geradezu leer zu sein. Solche Märkte mußten ganz einfach übervoll sein - das gefiel den Leuten und den Händlern. Von den Taschendieben ganz zu schweigen.
    Seine Vertrautheit mit dem Markt löste in Tom ein Gefühl des Unbehagens aus. Der Stand mit den Töpferwaren, die unabsehbaren Reihen alter Kleidungsstücke, der Lärm, das Stimmengewirr - all das verkörperte für ihn eine Welt, die er Gott sei Dank hinter sich gelassen hatte. In den Kreisen, in denen er sich jetzt bewegte, nutzte er seine proletarische Herkunft weidlich aus: für jene Leute war dergleichen absolut und total »in« - was ihn selbst betraf, so verbanden ihn keine liebevollen Erinnerungen mit seiner Vergangenheit. Er betrachtete die schönen Asiatinnen in ihren Saris, die fetten westindischen Weiber, die griechischen Youngsters mit ihrer glatten, olivenfarbenen Haut, die alten Cockneys mit ihren Stoffmützen, die müden jungen Frauen mit ihren Babys, die arbeitslosen Burschen in ihren frischgestohlenen Sack-Jeans: und er wehrte sich gegen das Gefühl, hierher zu gehören.
    Er drängte sich durch die Menge, wollte zum Pub am Ende der Straße. Mit lauter Singsang-Stimme pries ein Mann, der auf einer umgedrehten Orangenkiste stand, »kostbaren Schmuck« an: »Ist nämlich Diebesgut, aber ja nicht weitersagen!« Tom grinste unwillkürlich. Gewiß, bei manchen der Waren hier auf dem Markt handelte es sich um echte Schore, geklaute Sachen; aber in der Regel war es Ausschußware von so schlechter Qualität, daß sie von normalen Geschäften zurückgewiesen wurde. Doch Menschen waren nun einmal Menschen: Redete man ihnen ein, daß es sich um Diebesgut handelte, so glaubten sie, es müsse von guter Qualität sein.
    Er löste sich aus der Menschenmenge und betrat den Cook. Es war ein traditionelles Pub: trüb, verräuchert, voller Gerüche, mit einem Zementfußboden sowie harten Sitzen entlang der Wand. Er trat an die Theke.
    »Whisky und Soda, bitte. Ist Bill Wright hier?«
    »Old Eyes Wright?« fragte der Barmann. Er streckte die Hand aus: »Dort drüben. Trinkt Guinness.«
    »Dann also ein Glas für ihn.«
    Er bezahlte und trug die Drinks zu einem dreibeinigen Tisch am Ende des Raums. »Morgen, Chef-Sergeant.«
    Wright musterte ihn über den Rand des Glases hinweg, das bereits vor ihm stand. »Rotziger junger Rüde. Hoffentlich hast du für mich einen Drink gekauft.«
    »Natürlich.« Tom setzte sich. Auf typische Cockney-Weise war »Eyes«, Wrights Spitzname, gleich ein doppelter Witz. Er enthielt eine Anspielung darauf, daß Wright einmal Berufssoldat war - »Augen rechts!« - sowie einen unüberhörbaren Hinweis auf Wrights vorquellende Augen von orangefarbener Tönung.
    Tom nippte an seinem Drink und studierte den Mann. Er hatte sehr kurz gestutztes weißes Haar, bis auf eine kleine runde braungetönte Stelle in der Mitte. Seine Haut war tief gebräunt: Jeden Sommer und jeden Winter verbrachte er sechs Wochen in der Karibik. Das Geld für dieses Urlaubsvergnügen verdiente er sich als Safe-Knacker - eine Karriere, die er nach seinem Abschied von der Army eingeschlagen hatte. Er genoß den Ruf eines erfahrenen Spezialisten. Erwischt worden war er nur ein einziges Mal: infolge eines wahrhaft unglaublichen Zufalls - in das Haus, das Wright gerade ausrauben wollte, war ein Einbrecher eingedrungen und hatte die Alarmanlage ausgelöst.
    Tom sagte: »Ein wunderschöner Tag für krumme Sachen, Mr. Wright.«
    Wright leerte sein Glas und nahm dann

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