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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ein Ende Knast abgerissen.«
    »Dies ist ein großes Ding, Mandingo.« Tom gab sich Mühe, seine Verärgerung zu beherrschen. Es mißfiel ihm, an seine Zeit als Scheckfälscher erinnert zu werden.
    »Schieß los.«
    »Hast du in den Zeitungen von Lord Cardwells Kunstsammlung gelesen?«
    Mandingo nickte.
    »Ich hab 'ne Möglichkeit, da ranzukommen.«
    Mandingo deutete auf ihn. »Ich bin beeindruckt. Bist ja möglicherweise inzwischen 'n mächtiges Stück vorangekommen, Tom. Wo wird die Sammlung aufbewahrt?«
    »In seinem Haus in Wimbledon.«
    »Weiß nicht, ob sich die Polizei dort draußen von mir schmieren läßt.«
    »Nicht nötig«, sagte Tom. »Es sind nur dreißig Gemälde. Ich werde alles schon vorher ausbaldowert haben. Bill hier arbeitet mit mir zusammen. Der Job wird vielleicht 'ne Viertelstunde dauern.«
    Mandingo dachte nach. »Eine Million Pfündchen innerhalb einer Viertelstunde. Hört sich nicht schlecht an.« Mechanisch streichelte er den Schenkel des blonden Mädchens. »Also -worum geht's euch? Ihr wolltet, daß ich 'n Lieferwagen stelle und ein paar Gehilfen dazu; daß ich die heiße Schore lagere; und daß ich einen Markt dafür finde.« Er führte ein lautes Selbstgespräch. »Das Zeug geht rüber nach Amerika. Wenn ich die Sache langsam abwickle, krieg' ich vielleicht 'ne halbe Million dafür. Wird wahrscheinlich seine zwei Jahre dauern, bis ich's los bin.« Er hob den Kopf. »Okay. Ich werde fünfzig Prozent nehmen; die andere Hälfte teilt ihr beide miteinander. Und nicht vergessen: Es wird eine ganze Weile dauern, bis das Geld reinkommt.«
    »Fünfzig Prozent?« sagte Tom. Wright legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm.
    »Ruhig, Tom. Das große Risiko nimmt Mandingo auf sich -das Lagern.«
    Mandingo sprach, als hätte er nichts gehört. »Da ist noch etwas. Ihr wollt, daß ich meine Leute dem Risiko aussetze, ich soll Geld vorschießen, Lagerraum finden - schon unser Gespräch hier würde genügen, um mir eine Anklage wegen krimineller Verschwörung auf den Hals zu holen. Laßt also die Finger von dem Job, falls ihr euch eurer Sache nicht absolut sicher seid. Für den Fall, daß ihr Mist baut, haut ja schleunigst aus England ab, bevor ich euch in die Fänge kriege. Fehlschläge sind für meine Reputation Gift.«
    Wright stand auf, und Tom folgte seinem Beispiel. Mandingo führte sie zum Ausgang.
    Er fragte: »He, Tom, was für einen Trick hast du, um in Cardwells Haus zu kommen?«
    »Ich fahre zum Dinner hin. Bis später.«
    Mandingo lachte dröhnend, während er die Tür schloß.

Vierter Teil
    Der Firnis
    »Ich glaube, ich weiß, wie es ist, wie Gott zu sein.«
    Pablo Picasso, Maler

1
    Der Reporter saß an seinem Schreibtisch in der Nachrichtenzentrale und dachte über seine Karriere nach. Er hatte nichts Besseres zu tun, weil es Mittwoch war und sämtliche Entscheidungen, welche seine Vorgesetzten mittwochs trafen, am Donnerstagmorgen widerrufen wurden, weshalb der Reporter es sich zur Regel gemacht hatte, am Mittwoch niemals wirklich zu arbeiten. Im übrigen bot seine Karriere genügend Stoff zum Nachdenken.
    Es war bislang eine kurze und spektakuläre Karriere gewesen, allerdings mit wenig Substanz unter der glanzvollen Oberfläche. Nach dem Studium in Oxford war er zu einer kleinen Wochenzeitschrift in Südlondon gegangen, hatte dann für eine Nachrichtenagentur gearbeitet und danach diesen Job bei einer angesehenen Sonntagszeitung bekommen.
    Das war das Glanzvolle, dessen Kehrseite sozusagen aus wertloser Schlacke bestand. Der Reporter hatte von Anfang an den Ehrgeiz gehabt, Kunstkritiker zu werden. Deshalb hatte er sich durch die Tretmühle der Wochenzeitschrift gequält: um von der Pike auf zu lernen; und die Nachrichtenagentur hatte er auf sich genommen, um seine Kompetenz zu beweisen. Aber jetzt, nach drei Monaten bei der Sonntagszeitung, wußte er, daß er sich ganz am Ende einer langen Reihe von Bewerbern um den komfortablen Stuhl des Kunstkritikers befand. Irgendwelche Abkürzungen schien es jetzt nicht mehr zu geben.
    Die Reportage, die er in dieser Woche machen sollte, betraf die Verschmutzung eines Reservoirs in Südwales. Für den Fall, daß ihn jemand danach fragen sollte, hatte er die Antwort parat: Recherchen noch nicht abgeschlossen. Das Hundsgemeine bei all diesen Sachen war, daß sie mit Kunst nicht das Geringste zu tun hatten.
    Vor ihm lag ein prall gefüllter Hefter mit Zeitungsausschnitten, beschriftet mit: »Wasser - Verschmutzung - Reservoirs.«
    Als er

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